Die Tafelente – Wintergast am Walensee

Die Tafelente ist am Walensee, manchmal auch am Klöntalersee, ein häufiger und auffälliger Wintergast. Beim Männchen ist der Rücken grau gefärbt, der Kopf ist schokoladenbraun. Im Volksmund wird diese Entenart darum auch «Schoggikopf» genannt. Sie ist eine Tauchente und hervorragend an das Tauchen angepasst. Zum Aufliegen muss sie zuerst auf der Wasseroberfläche Anlauf nehmen. In der Luft ist sie aber eine gewandte und ausdauernde Fliegerin.



Die Tafelente ist eine Tauchente
Die Tafelente ist eine Tauchente

Die Tafelente kam ursprünglich in den Seen und Teiche der Steppe zwischen dem Schwarzen Meer und dem Baikalsee vor. Seit etwa dem Jahre 1800 hat sie sich nach Westen ausgebreitet und besiedelte Osteuropa, Mitteleuropa und gelangte bis zum Atlantik. In der Schweiz wurde 1952 die erste Brut gefunden. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt aber nach wie vor in den Steppengebieten Südsibiriens und Kasachstans. Im Winter gefrieren dort die Brutgewässer zu und die Tafelente ist zum Ausweichen gezwungen. Die Tiere aus dem östlichen Verbreitungsgebiet fliegen im Winter nach Japan, Indien und Pakistan, die anderen nach Nordafrika, in den Mittelmeerraum und zu den Seen Mitteleuropas.

Die Tafelente ist eine Tauchente, welche 4 bis 5 Meter tief taucht und dabei 15 bis 25 Sekunden unter Wasser bleiben kann. Sie frisst Pflanzen und Pflanzenteile sowie Schnecken, Muscheln und Würmer. In Mitteleuropa hat sie sich vor allem auf die Zebramuschel und die Armleuchteralgen spezialisiert. Seit dem Auftreten der Wandermuschel in den schweizerischen Seen ab den 1970er- und 1980er-Jahre hat sich der Bestand an Tafelenten deutlich vergrössert. Die Tafelente ist nach der Reiherente und dem Blässhuhn der dritthäufigste Wasservogel im Winter. Auf dem Walensee ist die Zahl auf durchschnittlich etwa 160 angewachsen. In der ganzen Schweiz überwintern etwa 75 000 Vögel, vor allem am Bodensee und Genfersee.

Über die Wanderungen der Tafelenten weiss man besonders gut Bescheid, weil am Sempachersee der Fischer Josef Hofer von 1950 bis heute unzählige Wasservögel beringt und wieder freigelassen hat. In dieser Zeit hat er auch 15 150 Tafelenten beringt. Von diesen wurden 1350 Ringe wieder zurückgeschickt. Der entfernteste Ringfund stammt vom Jennisei beim Baikalsee in Sibirien, etwa 6000 km vom Sempachersee entfernt. Aufgrund dieser Beringungen ist bekannt, dass die Tafelenten im Winter sehr mobil sind und zwischen der Po-Ebene, Südfrankreich und den Seen der Schweiz immer wieder wechseln. Die Tafelenten sind ausdauernde und kräftige Flieger, welche pro Tag mehrere Hundert Kilometer zurücklegen können.

Der Name Tafelente stammt daher, dass diese Entenart häufig geschossen und als Wildbret gegessen wurde. In der Schweiz ist sie jagdbar und pro Jahr werden etwa 600 davon geschossen, im Kanton Glarus sind es nur einzelne.

Die Tafelenten kommen im Laufe des Oktobers auf dem Walensee an, wobei die Männchen vor den Weibchen eintreffen. Im Laufe des Aprils kehren alle Tafelenten in ihre Brutgebiete, meist nach Sibirien, zurück. Nur wenige übersommern auf den Seen der Schweiz. Pro Jahr brüten höchstens ein Dutzend Paare in der Schweiz, vor allem am Bodensee. Die Wanderungen in die Überwinterungsgebiete und zurück finden meistens in der Nacht statt. Die Tafelenten lassen sich nicht so leicht füttern wie die Blässhühner, sie sind aber im Hafen von Weesen häufig zu beobachten.

Tafelente
Europa zirka 1 600 000 Vögel
Winterbestand in der Schweiz zirka 75 000 Vögel
Winterbestand auf dem Walensee zirka 160 Vögel