Die Tibeter Gemeinschaft Glarus sagt «Tanggä Glarnerland»

Nur fröhliche Gesichter sah man am vergangenen Sonntag im Anna-Göldi-Museum, obwohl die Geschichte der Tibeter Bevölkerung wegen der Besetzung durch die Armee der Volksrepublik China eine sehr traurige ist. Nichtsdestotrotz feierten die Tibeter Gemeinschaft Glarus gemeinsam mit Gästen den Abschluss der vielbeachteten Sonderausstellung «Flucht aus Tibet». Unter dem Motto «Tanggä Glarnerland» bedankte sich Tibeterinnen und Tibeter bei den Behörden und der Bevölkerung des Kantons Glarus für die herzliche Aufnahme vor beinahe 50 Jahren.



Die Tibeter Gemeinschaft Glarus sagt «Tanggä Glarnerland»

Sie gehören zu uns wie der älteste Glarner, der Föhn oder wie das Zigerstöckli. Die Rede ist von unseren lieben Freunden aus dem fernen Himalaya-Staat Tibet, die wegen der gewaltsamen Annexion durch die Chinesischen Volksarmee in den 70er-Jahren nach abenteuerlichen Flucht- und Irrwegen endlich den Weg in unser Glarnerland fanden. Wir Glarnerinnen und Glarner haben diese lieblichen, stets hochanständigen Menschen trotz gewaltigen Sprachbarrieren sehr schnell ins Herz geschlossen. Wie wir Glarner sind die Tibeter auch ein Bergler Volk, welches eingebettet in einer fantastischen Landschaft und am Fusse hoher Berge in Frieden leben möchten. Seit rund 50 Jahren wohnen die Tibeter in unserer Gemeinschaft und nie haben sie uns Probleme bereitet. Sie haben unserer Gesetze im Gegensatz zu anderen Flüchtlingen anstandslos akzeptiert und eingehalten, sind arbeitsam und haben sich sehr schnell bei uns assimiliert. Nahtlos haben die zwei Welten ineinandergegriffen. Kurz gesagt: Wir haben die Tibeter einfach lieb, weil sie ein Teil von uns Glarner sind und zu uns gehören!

Mit sichtlicher Freude konnte Museumsleiter Fridolin Elmer gemeinsam mit Moderator Tenzin Lobsang Sara am frühen Sonntagmorgen zahlreiche illustre Gäste, unter ihnen die beiden Ständeräte Thomas Hefti und Mathias Zopfi sowie die drei Gemeindepräsidenten Christian Marti, Thomas Kistler und Mathias Vögeli im geschichtsträchtigen Anna-Göldi-Museum zum Fest unter dem Motto «Tanggä Glarnerland» begrüssen. Mit der von der Tibeter Gemeinschaft hervorragend und mit viel Herzblut organisierten Veranstaltung ging gleichzeitig die vielbeachtete und berührenden Langzeitausstellung «Flucht aus Tibet» von den beiden Fotografen Manuel Bauer Grosse und Sasi Subramaniam zu Ende. Rückblickend dürfen die Organisatoren die Sonderausstellung als vollen Erfolg verbuchen. «Noch nie habe ich an einer Sonderausstellung so viele Emotionen und Tränen gesehen, wie an der Ausstellung «Flucht aus Tibet», resümierte Museumsleiter Elmer.

Tiefe Verehrung für den Dalai Lama

In einem feierlichen Akt, so wie es die Tibeter immer bei ihren Veranstaltungen machen, trugen tibetische Männer und Frauen in ihren traditionellen Kleidungen ein Bild von seiner Heiligkeit dem 14. Dalai Lama auf die kleine Bühne im Museum. Mit Inbrunst sangen daraufhin der Vorstand der TGL gemeinsam mit ihren Landsleuten, instrumental begleitet von Chuponpa Kalsang Wangchuk und Jordan Pangri, die Tibetische Nationalhymne. Ein absolut berührender Moment nicht nur für die Tibeter, sondern auch für die anwesenden Gäste.

Lustiges und Trauriges für die Erstankömmlinge

Lodup Changten brachte mit seinen heiteren Erzählungen und Reminiszenzen aus den ersten Tagen und Wochen der Erstankömmlinge anhand von Beispielen aus der Tibeter-Kolonie in Linthal die Festgemeinden zum Schmunzeln. Es waren aber auch Geschichten zum Nachdenken mit dabei, welche nicht vergessen lassen, was das tibetische Volk unter dem Joch der Chinesen erlitten hat und immer noch erleiden muss.

Grussadressen, Gesang, Tanz und Kulinarisches

Das Fest unter dem Motto «Tanggä Glarnerland» stand ganz im Zeichen des Dankes an die Glarnerinnen und Glarner und war geprägt mit Gesangsvorträgen, typischer Volksmusik aus dem Tibet und Grussadressen von Gemeindepräsident Christian Marti, der in Namen aller drei Gemeinden der Tibeter Gemeinschaft für ihr tolles Fest gratulierte. Die Gesangs- und Musikvorträge ansprechend, meinte der Politiker: «Ein berührender Moment für mich ist die selbstverständliche Verbindung von zwei Kulturen in einer Sprache, die wir sowieso alle verstehen, nämlich die der Musik. Mit dem Fest zeigen die Tibeter, dass sie gerne im Glarnerland sind». Ständerat Thomas Hefti überbrachte die Grüsse seines Ratskollegen Ständerat Mathias Zopfi und von Nationalrat Martin Landolt. Ständerat Hefti erinnerte daran, dass sich die schwierige Situation im Tibet sich nicht verbessert hat, ganz im Gegenteil. «Bleiben Sie wach, werden Sie nicht gleichgültig, halten Sie das Bewusstsein an und um Tibet aufrecht», lautete der Aufruf des Magistraten. Mit Gesang, Tanz und einer Fotocollage mit Bildern aus der alten und neuen Heimat endete die offizielle Dankesfeier. Lassen wir zum Abschluss der Vormittagsfeier die Worte von Ständerat Dr. Thomas Hefti nachklingen: «Jeder hat das Recht auf Glück, aber niemand hat das Recht, das Glück des anderen zu zerstören», lautete sein eindringlicher Appell an die Tibeter Gemeinschaft. Mögen Ständerat Heftis Worte bis nach Peking klingen!

Tibetisches Mittagsbuffet, Gorshey-Workshop und Tanzen

Ein opulentes Mittagsbuffet mit tibetischen Spezialitäten, der Gorshey-Workshop und das gemeinsame Gorshey-Tanzen und die Übergabe von Gebetsfahnen, in der tibetischen Sprache Lungtas genannt, die dem ältesten Glarner, dem Föhn gewidmet wurden, bildeten den Abschluss eines in jeder Beziehung gelungenen Events. Seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama hätte sich, wäre er mit dabei gewesen, über das tolle Fest seiner Landsleute bestimmt riesig gefreut!