«Die Turner haben es mit Fassung getragen»

Sportliche Ertüchtigung und Kameradschaft lag wegen Corona bei vielen turnenden Vereinen im Kanton Glarus auf Eis. Mit Auflagen ist nun aber das Vereinsleben wieder möglich, meint Marcel Bösch, Präsident GLTV.



Marcel Bösch, Präsident GLTV (Bild: j.huber)
Marcel Bösch, Präsident GLTV (Bild: j.huber)

glarus24: So langsam scheint in der Schweiz nach der Corona-Krise wieder Normalität einzukehren. Wie können die Turnerinnen und Turner aktuell ihre Trainings wieder durchführen?

Marcel Bösch: Die ersten Vereine nahmen bereits im Mai mit dem ersten Lockerungsschritt ihr Training wieder auf. Sie mussten dafür aber ein entsprechendes Schutzkonzept einreichen und doch einschneidende Anpassungen im Trainingsbetrieb in Kauf nehmen. Mit dem zweiten Lockerungsschritt, der ab dieser Woche in Kraft tritt, wird es etwas einfacher. Vor allem bei der Gruppengrösse hat man wieder mehr Freiheiten. Für das gemeinsame Turnen, ein wichtiger Punkt.

glarus24: Besteht hier zwischen der Jugi und den Erwachsenen ein Unterschied? 

Marcel Bösch: Bei den Erwachsenen ist ein Turnbetrieb eher machbar. Mit entsprechenden Trainingsplänen, dem Einbinden von Turnerinnen und Turner als Hilfsleiter und Trainings in der Halle und draussen geht das. Bei einer Jugendriege ist das ungemein schwieriger. Das sind in der Regel grössere Gruppen, ein hoher Bewegungsdrang, spielerische und in Gruppen durchgeführte Übungen und Spiele. Die vorgeschriebene Distanz einhalten und die Gruppengrösse einschränken macht es schwierig. Daher haben viele Jugendriegen zurzeit noch kein Trainingsbetrieb. Viele planen ihren Start auf nach den Sommerferien.

glarus24: Wie war die Situation in den Vereinen während den strengen und einschneidenden Massnahmen? Wie haben in diesem Zusammenhang die Vereine die Zeit überbrückt? Konnte trotzdem Sport oder Kameradschaft auf spezielle Weise gepflegt werden?

Marcel Bösch: Die Vorgaben des Bundesrates liessen da keinen Spielraum. Der Turnbetrieb und somit auch die Kameradschaftspflege kamen zum Erliegen. Einzelne Vereine führten Online-Trainings durch oder schickten ihren Turnerinnen und Turnern Übungen, um zu Hause individuell zu trainieren.

glarus24: Wie war die Stimmung unter den Turnerinnen und Turnern während dieser Zeit und wie stark wurden dabei die Verantwortlichen des GLTV eingespannt?

Marcel Bösch: Die Turnerinnen und Turner haben das mit Fassung getragen und sich auf die Zeit nach dem Lockdown gefreut. Am Anfang war es sicher noch schwieriger. Die Frage, finden Turnfeste statt, finden Wettkämpfe statt, standen in den ersten Wochen im Raum. Als es dann klar war, nein, es gibt keine Turnfeste, alle Wettkämpfe sind abgesagt, hatte man Gewissheit. Die ersten Wochen waren auch die Wochen, die uns im Verband am meisten gefordert haben. Wie gehen wir mit unseren Anlässen um? Was müssen wir einleiten? Sind wir mit den Informationen aktuell? Sind noch Schritte nötig? Nachdem die Rahmenbedingungen aber klar waren, hat es sich beruhigt. 

glarus24: Als Konsequenz mussten der Verbandsturntag sowie weitere geplante Anlässe abgesagt werden. Was hat das für Konsequenzen für den Verband und den jeweiligen organisierenden Verein? Wie sieht die nahe und mittlere Planung betreffend zukünftigen Austragungsorte aus?

Marcel Bösch: Für uns als GLTV waren verschiedene Kurse, der Abschluss der Wintermeisterschat und die drei wichtigen Anlässe Verbandsleiterkonferenz, Jugendturnfest und Verbandsturntag betroffen. Die Kurse mussten abgesagt werden. Für die Wintermeisterschaft konnte das Ressort Spiel eine Rangliste erstellen, Sieger küren und die Voraussetzungen für die nächste Wintermeisterschaft schaffen. Die Verbandsleiterkonferenz haben wir auf den 23.9.2020 geschoben. Wir sind zuversichtlich, dass wir diese durchführen können. Den Verbandsturntag mussten wir schweren Herzens absagen. Gleicher Veranstalter, gleicher Ort im 2021, wir freuen uns mit dem TV Glarus a.S auf die Ausgabe 2021.
Das Jugendturnfest haben wir zuerst auf dem August geschoben, Datum, Veranstalter, alles wäre bereit gewesen. Wir mussten aber mit den länger dauernden Einschränkungen zur Kenntnis nehmen, dass die Durchführung im August nicht möglich ist. Dieser Entscheid ist uns nicht leichtgefallen, war aber sicher das einzig Richtige. Auch hier gleicher Veranstalter, gleicher Ort im 2021, wir freuen uns mit dem TV Haslen auf die Ausgabe 2021.

glarus24: Sind für die weitere Zeit in diesem Jahr noch Anlässe wie z.B. Wintermeisterschaften, Turnerkränzli, Delegiertenversammlungen usw. geplant?

Marcel Bösch: Aktuell gehen wir davon aus, dass wir ab August das Verbandsjahr wie geplant durchführen können. Der erste Anlass wird die Sommermeisterschaft im Faustball sein, welche am 21.8.2020 auf dem Programm steht. OK und Ressort sind an der Arbeit. Für die weiteren Verbandsanlässe ab September werden wir die Situation laufend beurteilen. Es hängt stark davon ab, wie die Richtlinien des Bundes sein werden.
Wir sind aber guter Dinge, dass die Wintermeisterschaft, die Abgeordnetenversammlung und die weitern Anlässe stattfinden werden. Wie es mit den verschiedenen Turnerkränzli aussieht, kann ich im Moment nicht sagen. Dies liegt bei den Vereinen. Ich denke, auch sie werden die Situation genau verfolgen.

glarus24: Erhält der Verband oder die einzelnen Vereine Unterstützungen seitens des Bundes oder des Kantons?

Marcel Bösch: Der Kanton hat Mittel für die Unterstützung bereitgestellt. Aus Verbandssicht hat uns die Absage des RG-Cup am meisten getroffen. Der Anlass war fertig organisiert. Er musste ein paar Tage vor der Durchführung abgesagt werden. Da hat uns der Kanton in verdankenswerter Weise unterstützt. Der Unterstützungsstand bei den Vereinen entzieht sich meinen Kenntnissen. Aber auch die Gemeinden haben sich bei Benutzungsgebühren für getätigte Reservationen sehr kulant gezeigt. Es ist natürlich so, dass für einen Organisator bei der Durchführung eines Anlasses Geld in der Kasse bleibt. Dieser Batzen fehlt natürlich jetzt. Dadurch, dass wir unsere beiden grossen Anlässe 2021 mit den gleichen Organisatoren durchführen dürfen, hilft uns allen.