Perspektivisches Erfassen von einem Winkel über 120 Grad vermag unser Auge nicht und gerade deshalb erblicken wir vorerst einmal bekanntes Unbekanntes: das Klöntal. Auf der Suche nach dem „Was-ist-wo“ streift unser Auge über die Fotografien, hält inne an einem Ausschnitt und tastet sich vorsichtig in allen vier Richtungen vor, bis in unserem inneren Auge ein Ganzes entsteht.
Überzeugendes Konzept
Allein das Buchformat lässt Weite im Innern erahnen, die durch das geschickte Layout (Conny Zander) in Verbindung von Bild und Text (Mark Feldmann, Peter Renz) noch verstärkt zum Ausdruck kommt. Und immer wieder gewährt die hervorragende Seiten-Gestaltung dem Auge Momente der Ruhe durch Detailaufnahmen und uns gewohnte Bildformate (bspw. S. 38/39, S.80/81, S.140/141). Das Träumerische touchieren die Flugaufnahmen (einzeln zwischen S.182-209), das uns Talmenschen verborgen bleibt: Eine grandiose farbliche Inszenierung des verfremdeten Blicks auf den Vordergrund - der Hintergrund zieht sich in Dunst verhüllt in erdigen Farben dezent zurück. Und da sind immer wieder überraschende Einblicke möglich (Doppelseite 186/187), wie als ob das Vrenelisgärtli mit dem Tödi in liebevoller Zwiesprache versunken wäre.
Initiant und Herausgeber André van Sprundels Traum ging seit jeher weit über das Erstellen eines Buchwerks hinaus. Es ist ein touristisches Gesamt-Konzept „Klöntal“ entstanden, das – wie Mark Feldmann betonte –als erstes Glarner-Projekt auch dank der Nutzung neuer Technologien „in die Welt hinausgetragen wird“. So ist es möglich, das Klöntal zusätzlich interaktiv via mobile Applikation auf dem Handy zu entdecken und auf dem neu geschaffenen „Klöntaler Traumweg“ bei eigens markierten Punkten „das flüchtige Erhaschen des Augenblicks“ (Fotografien von Kasper) als sich ständig verändernde Naturschönheit zu erleben.
