Die Vogelgrippe: Bedrohung oder Hysterie? 2. Teil

Mit der Ausbreitung der Vogelgrippe in der Türkei, wächst auch in der Schweiz die Verunsicherung. Im zweiten Teil dieser Artikelserie zeigt glarus24.ch auf, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um dieser Bedrohung zu begegnen.



Fotomontage glarus24.ch
Fotomontage glarus24.ch

Der erste Teil dieses Artikels hat die Hintergründe und Risiken, die von hochansteckenden Viren wie H5N1 ausgehen, beleuchtet. Die Gefahr, die sie unserer Welt bringen können, ist gross. Schon seit Jahrzehnten wird deshalb fieberhaft an Methoden gearbeitet, die eine drohende Katastrophe abwenden könnten.

 

Eines muss uns bewusst sein: Hat sich das Virus erst einmal an den Menschen angepasst, wird es sehr schwierig werden, seine Verbreitung aufzuhalten. Die wichtigste Massnahme ist deshalb die Prävention. Je schneller eine neue Infektionskrankheit erkannt und eingedämmt werden kann, desto geringer ist ihre Chance, zur unkontrollierbaren Bedrohung für Mensch und Tier zu werden.

 

Wir leben in einer kleinen Welt. Mag diese Phrase auch noch so breit getreten sein, bei den Infektionskrankheiten geniesst sie besondere Relevanz. Durch die Selbstverständlichkeit, mit der wir reisen, Güter, Rohstoffe und Arbeitskräfte über gewaltige Distanzen verschieben, haben sich auch einem Virus ungeahnte Verbreitungsmöglichkeiten eröffnet. Bricht an einem Punkt des Globus eine Infektion aus, kann sie sich mit einer ungeheuren Geschwindigkeit über die ganze Welt verteilen. Die Globalisierung ist aber auch unsere beste Waffe im Kampf gegen die Infektionskrankheiten. Die gesellschaftspolitischen Entwicklungen, Fortschritte in der Medizin, neue Kommunikationsmittel und eine enge internationale Zusammenarbeit, haben uns Chancen eröffnet, die noch vor kurzer Zeit undenkbar waren. Zum ersten Mal in der Geschichte ist es möglich, potentiell gefährliche Viren zu erkennen, bevor sie zur Bedrohung für die Welt werden.

 

Drei internationale Organisationen sammeln weltweit die Meldungen über Ausbrüche von Infektionskrankheiten bei Menschen und Tieren. Diese so genannten Surveillance - Netzwerke ermöglichen es ihnen, gefährliche Erreger wie H5N1 rasch aufzuspüren und zu überwachen. Anhand der gesammelten Informationen beraten sie die betroffenen Regionen über geeignete Gegenmassnahmen. Ziel dieser Massnahmen ist es, jeden Ausbruch rasch möglichst einzudämmen, um dem Virus keine Gelegenheit zur Verbreitung und Mutation zu gewähren.

 

Doch die Überwachung ist immer noch lückenhaft. Infektionsherde finden sich oft in abgeschiedenen, ärmlichen Regionen. In vielen Fällen ist sich die Bevölkerung der Gefahr zu wenig bewusst oder verfügt über keine Informationen zu Symptomen oder Übertragungswegen. Es dauert lange, bis Experten und medizinische Versorgung die abgelegenen Gebiete erreichen – zu lange, um einen Ausbruch in der kritischen Anfangsphase stoppen zu können. Bis die Massnahmen greifen, hat sich das Virus längst auf ein anderes Gebiet ausgeweitet.

 

Die WHO ist sich der schwierigen Situation schon lange bewusst. Deshalb hat sie die Staaten der Erde dazu aufgerufen, sich auf den Ernstfall, eine Pandemie, vorzubereiten. Weltweit werden finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, um der Bedrohung zu begegnen. Aktuell hat die Europäische Union 80 Millionen Euro frei gegeben, um den Entwicklungsländern zu ermöglichen, aktiv gegen eine Ausbreitung des Vogelgrippevirus vorzugehen.

 

Auch die Schweiz nimmt die Empfehlungen der WHO sehr ernst. Sie hat einen Pandemieplan entwickelt, der die schlimmsten Folgen einer globalen Grippeepidemie auf nationaler Ebene lindern soll. Der Pandemieplan enthält neben detaillierten Prognosen und Empfehlungen für das medizinische Fachpersonal auch eine entsprechende Umsetzungsplanung für den Ernstfall. Vorsorglich wurde ein Pflichtlager von antiviralen Medikamenten angelegt, damit eventuelle Erkrankungen behandelt und Risikogruppen effektiv geschützt werden können.

 

Im Kanton Glarus sind die Massnahmen, angepasst an die Bedrohungslage, eingeleitet worden. Für die Planung und Umsetzung ist der kantonale Krisenstab zuständig. Nach Aussagen des Kantonsarztes Dr. Daniel Brunner, ist das Glarnerland gut auf die Herausforderung einer möglichen Pandemie vorbereitet. Überschaubare Strukturen würden einen effizienten Informationsaustausch ermöglichen. Sollte der Ernstfall eintreten, sei nicht damit zu rechnen, das die medizinischen Einrichtungen über ihre Kapazität belastet würden.