Die Welt ist bunt

Farben gehören zu unserem Alltag; Verliebte sehen die Welt durch eine rosa Brille, Rot ist die Farbe der Wut und Grau sieht die Angst aus. Pippi Langstrumpf lebt in der Villa Kunterbunt und die rote Zora hat ihren Namen wegen ihrer auffälligen Haarfarbe.

«In allen Farben» war dieses Jahr das Thema der Schweizer Erzählnacht, welche auch in Oberurnen durchgeführt wurde.

 



Die farbige Zwischenverpflegung
Die farbige Zwischenverpflegung

Nicht nur die jungen ABC-Schützen, sondern auch das Farbenmonster fand den Weg ins Schulhaus. In der abgedunkelten Bibliothek erzählte es den Kindern von seinem Gefühlskuddelmuddel. Alles ist durcheinander, es weiss nicht mehr so recht, was los ist mit ihm. Zusammen mit den Kindern sortierte es seine Gefühle und versorgte sie in die passenden Gläser. Blau steht für die Traurigkeit, sie ist sanft wie das Meer und zart wie ein Regentag. Hinter dem Gelb glänzt die Freude, sie strahlt wie die Sterne und leuchtet wie die Sonne. Oder die Wut: sie ist wie ein wildes Feuer mit lodernden Flammen und brennt glühend rot. Natürlich gehören auch die Angst, die Gelassenheit oder die Liebe zu diesem Gefühlschaos. Passend dazu gestalteten die Kinder anschliessend je nach eigener Stimmung Blätter für den Farbenbaum im Schulhausgang.

Nicht nur die Geschichten waren bunt, auch die Zwischenverpflegung, welche andere Kinder mit ihrem Lehrer eifrig vorbereitet hatten, liess das Farbenherz schneller schlagen. Blauviolette Trauben ergänzten die roten und gelben Tomaten, Gurken und Kiwis deckten das Grün ab und die orangen, knackigen Karottensticks leuchteten frech hervor. Zusammen mit einem feinen Sirup stärkte dies die Erst- und Zweitklässler für den zweiten Teil der Erzählnacht.

Im – auch abgedunkelten – Schulzimmer vertieften sie sich in das mitgebrachte Buch, liegend auf dem Sofa, auf dem Boden in die Kuscheldecke gewickelt, und natürlich mit dem Lieblings-(Plüsch)tier im Arm. Wer nicht selbst lesen mochte, oder es noch nicht so gut konnte, dem wurde vorgelesen. Und dass da vor lauter Anstrengung auch mal dem einen oder andern die Augen zufielen, ist nicht weiter verwunderlich.

In einem anderen Zimmer erfuhren die Schülerinnen und Schüler aus einem kurzen Film, woher die Farbe Ultramarinblau stammt. Gemeinsam mit Fritz Fuchs aus der Sendung Löwenzahn entdeckten sie, dass dieses Farbpigment aus dem Halbedelstein Lapislazuli gewonnen wird, aus Afghanistan stammt und per Kilo fast 20 000 Franken kostet.

Nach zwei erlebnisreichen, spannenden Stunden wurden die Kinder mit vielen bunten Eindrücken in die dunkle Nacht entlassen.

Die Schweizer Erzählnacht wird jedes Jahr vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM in Zusammenarbeit mit Bibliomedia und UNICEF koordiniert. Seit 1990 kommen kleine und grosse Leser/-innen zusammen und erfahren durch das gemeinschaftliche Erleben von Geschichten in einem anregenden Rahmen lustvolle Zugänge zum Lesen.