Die Werte der Glarner Gemeinschaft

Erstmals während der jahrhundertalten und wechselhaften Geschichte der Näfelser Fahrt hielt heute eine Frau im Schneisingen die traditionelle Fahrtsrede. Frau Landammann Marianne Dürst erinnerte bei strahlend schönem Frühlingswetter an die Konflikte und Auseinandersetzungen in der Vergangenheit. Erst im Jahre 1835 konnte in einvernehmlicher Lösung ein Gesetz für die Näfelser Fahrt verabschiedet werden, das noch heute seine Gültigkeit hat.



Die diesjährige Fahrt neigt sich hier bereits dem Ende entgegen
Die diesjährige Fahrt neigt sich hier bereits dem Ende entgegen

Altbundesrat Samuel Schmid gehört bereits zu den Stammgästen an der Näfelser F ahrt. Auch dieses Jahr liess er es sich nicht nehmen, am Vorabend an der Sitzung der General Bachmann-Gesellschaft teilzunehmen, um heute Donnerstag als einer der Ersten im Schneisingen zu erscheinen. Erfreulicherweise fanden auch dieses Jahr wieder viele Glarnerinnen und Glarner sowie Gäste aus nah und fern den Weg nach Näfels. Einmal mehr konnte man sich auf die Prognosen des Glarner Meteorologen Felix Blumer verlassen, während der gesamten Feier sandte die Frühlingssonne ihre wärmenden Strahlen auf die Besucherinnen und Besucher. Es war auch schon ganz anders Die Näfelser Fahrt, so Frau Landammann, ist nebst der Landgemeinde der zweite Grossanlass im Kanton Glarus. Bereits seit 622 Jahren würde das Glarner Volk stets über die gleichen Wege und Stege gehen um den Vorfahren zu gedenken die an dieser Stelle schwere Not erlitten hätten. Allerdings, Frau Landammann weiter, wurden diese erwähnten Wege und Stege nicht immer gemeinsam beschritten. „ Im Zuge der Reformation entstanden nämlich vor rund 350 Jahren unterschiedliche Auffassungen über die religiösen Formen der Fahrtsgestaltung.“ Danach begingen die Katholiken diesen Gedenktag während 180 Jahren alleine, während die Reformierten an diesem Tag in einzelnen Pfarreien Gedenkgottesdienste abhielten. Wie sie weiter ausführte fand im Jahr 1835 der langwierige Streit dann endlich ein Ende. Klugen politischen Kräften und vor allem der Landsgemeinde ist es zu verdanken, dass die beiden Konfessionen wieder eine gemeinsame Fahrt organisiert haben. Die Landsgemeinde stimmte fast einhellig dem „Gesetz betreffend die Feier der Näfelser Fahrt“ zu. Dieses Gesetz von 1835 ist nach wie vor gültig und Bestandteil unserer heutigen Glarner Gesetzessammlung. In diesem Gesetz ist unter anderem auch die Begrüssungsrede klar geregelt."Dass einmal eine Frau Landammann diese Rede halten würde, das konnte man sich wohl vor 175 Jahren noch nicht vorstellen. Umso mehr freut es mich, heute vor Ihnen stehen zu dürfen! „ Sie baute mit diesen Hinweisen eine Brücke zu den heutigen Strukturveränderungen, insbesondere auf die Gemeindestrukturreform, die auch wie damals nicht frei von Konflikten sei. „Wir sollten den heutigen Tag nutzen, um uns auf den Wert der Glarner Gemeinschaft zu besinnen. “. Einer Gemeinschaft, die sich über Hunderte von Jahren immer wieder zusammengerauft, neu gefunden und bewährt hat. Eine Gemeinschaft muss immer wieder erneuert und aufs Neue errungen werden, damit sie Bestand hat.“ Verlesen des Fahrtsbriefes Wie jedes Jahr zog anschliessend der Tross, angeführt von den Tambouren aus Näfels, die den Takt angaben und der Harmoniemusik Glarus vorbei an verschiedenen Gedenkstätten Richtung Fahrtsplatz. Erstmals 2000 verlas der heutige Ratssekretär Josef Schwitter den nicht leicht zu lesenden Fahrtsbrief. Auf die Frage eines Besucher , ob er nach so vielen Jahren den Text des Fahrtbriefes nicht auswendig kenne, antwortete Schwitter diplomatisch: „einen grossen Teil könnte ich bestimmt frei vortragen, aber ich fühle mich sicherer, wenn ich den Text jedes Jahr ab dem Buch originalgetreu ablese, so kann ich auch keinen Namen der Gefallenen auslassen“. Die diesjährige Fahrtspredig wurde von Pfarrer Richard Zberg aus Bilten gehalten. Abschluss beim Schlachtdenkmal Wie alle Jahre fand die Feier, die auch dieses Jahr wieder sehr gut besucht war – viele sprachen von einer der am Meisten besuchten Fahrt der vergangenen Jahre – ihren Abschluss beim Schlachtdenkmal. Bereits zum zweiten Mal wurde das von Franz Regli eigens für die Fahrt komponierte Lied «Mir Glarner fyred d`Fahrt» vom Glarner Kantonal Gesangverein unter der Leitung von Dirigenten Marcel Frischknecht vorgetragen. Zum Abschluss spielte die Harmoniemusik Glarus die Nationalhymne, unterstützt durch den Gesangverein und vereinzelten Stimmen aus dem Publikum. In der Pfarrkirche Näfels gelangte anlässlich des Hochamtes Missa in C, KV262 von Wolfgang Amadeus Mozart zur Aufführung.