Die Wildschwein-Jagd von Jonas Müller – Teil 2

Im ersten Teil der Wildschweinjagd von Jonas Müller haben wir erfahren, wie mühsam der Weg durch die Mangroven-Wälder ist, um zum eigentlichen Wald, in der die Wildschweine leben, zu kommen.



Die Wildschwein Jagd von Jonas Müller - Teil 2 (Bilder: zvg)
Die Wildschwein Jagd von Jonas Müller - Teil 2 (Bilder: zvg)

Beim Telefonat mit Jonas kommt es mir vor, als höre ich einen Abenteuerroman im Radio. Es ist sehr spannend und immer schüttle ich etwas ungläubig meinen Kopf. Aber die Bilder zeigen es deutlich. Es ist für ihn die Realität in dieser unberührten, menschenleeren Gegend an Fleisch zu kommen. So höre ich ihm gespannt zu, wie es weitergeht.

Jonas Müller: «Das erste Wildschwein ist erlegt, mir machen uns sofort daran, es auszuweiden. Wir müssen uns beeilen, der Weg zurück zum Boot ist weit und unwegsam. Ich schnalle mir das Tier wie ein Rucksack auf den Rücken. Es wiegt doch immerhin etwa 25 kg. Das macht das Fortbewegen im Wald nicht einfacher. Plötzlich stehen wir vor einem Fluss. Er ist zwar nur 3 Meter breit, aber das Wasser ist trüb, und ich weiss, dass es in diesen Flüssen Süsswasser-Krokodile gibt. Kein sehr angenehmes Gefühl. Ich stochere mit meinem 5 Meter langen Speer im Wasser herum. Doch mein Begleiter Ebit springt einfach hinein. Ich folge ihm. Einige Minuten gehen wir flussabwärts. Das Wasser reicht mir bis zum Brustkorb. Aber immer habe ich das ungute Gefühl einem Süsswasserkrokodil zu begegnen.

Nach etwa 30 Minuten erreichen wir das Ende des Mangroven-Waldes. Meine Beine sind zerstochen von Stacheln, und mein T-Shirt ist voller Wildschweinblut. Das erlegte Wildschwein hängen wir an einem Baum auf. Während ich das T-Shirt im Meer auswasche, macht Ebit noch eine Bemerkung. Wir sollten nicht zu lange im Wasser sein, da es hier Salzwasser-Krokodile gebe. Kaum aus dem Wasser, schwimmt in unmittelbarer Nähe ein etwa 3 Meter langes Krokodil vorbei. Wir ruhen uns etwas aus und warten auf das Boot. Da es hier keinen Telefonempfang gibt, machen wir ein Feuer mit viel Rauch, damit man uns besser lokalisieren kann. Zum Glück findet uns das Boot. Wir laden das Schwein ein. Geschafft! Das war schon sehr anstrengend und aufregend.

Wir suchen uns einen Platz an der Sonne und essen etwas vom mitgebrachten Reis. Wir haben Glück und finden sogar Mangos und Bananen. Doch die liegen nicht am Boden herum. Wir müssen auf die Bäume klettern, um an diese Süssigkeiten zu kommen. Nach etwas Ruhe und vollem Magen geht es wieder zurück, um ein zweites Wildschein zu erlegen. Somit beginnt die Geschichte wieder von Neuem. Nach sieben Stunden haben wir es geschafft. Mit zwei Wildscheinen geht es mit dem Boot zu unserem Dorf zurück. Für die nächsten zwei Wochen haben wir nun genug Fleisch. Das ganze Fleisch wird unter den Helfern fair aufgeteilt. Auch die Hunde, die einen wichtigen Teil beigetragen haben, bekommen ihren Anteil. Es war ein sehr anstrengender, aber erfolgreicher Tag.»

Ich weiss nicht, was ich Jonas jetzt antworten sollte. Irgendwie bin ich sprachlos. Das wäre nie und nimmer etwas für mich. Er macht dies, um diese einzigartige Gegend zu schützen und den Menschen beizubringen, wie man sinnvoll und nachhaltig mit ihrem Paradies umgeht. Dieses Paradies bestimmt ihr Leben. Gibt es das nicht mehr, oder wird es durch Massentourismus zerstört, verlieren sie ihre Lebensgrundlage.

Dies ist nur eine Geschichte von Jonas Müller, die er zu erzählen hat. Ich werde weiter mit ihm in Kontakt bleiben. Ich bin mir sicher, es gibt noch einige spannende Berichte, die ich über ihn schreiben darf. Das Leben, das er gewählt hat, ist nicht einfach. Aber es gibt ihm viel Sinn und Befriedigung.

Wollen auch Sie Jonas und sein Projekt unterstützen? So können Sie das tun. Auf der Web-Seite www.childaidpapua.org finden Sie alle weiteren Informationen und noch viele tolle Fotos von seiner Arbeit.

Ich bin schon jetzt gespannt auf die nächste Geschichte von Jonas Müller.