Die Wölfe sind zurück – Podiumsgespräch im «Wortreich»

Im Anschluss an die gut besuchte Veranstaltung in der stadtglarnerischen Kulturbuchhandlung «wortreich» zum neu erschienenen, von einem Autorenkollektiv ausgearbeiteten Buch mit dem Titel «Wölfe in der Schweiz – Eine Rückkehr mit Folgen» war ein Podiumsgespräch angeboten. Es taten mit: Bernhard Tschofen, Gesprächsleiter, Nikolaus Heinzer, Mitautor des Buches und die von der ganzen Problematik direkt betroffenen André Siegenthaler, Bergbauer aus Engi und Giorgio Hösli, Älpler aus Mollis.



Die Teilnehmer am Podiumsgespräch (von links): Nikolaus Heinzer, Giorgio Hösli, André Siegenthaler. Bernhard Tschofen (Gesprächsleitung) (Bilder: p.meier)
Die Teilnehmer am Podiumsgespräch (von links): Nikolaus Heinzer, Giorgio Hösli, André Siegenthaler. Bernhard Tschofen (Gesprächsleitung) (Bilder: p.meier)

Bernhard Tschofen stellte alle umfassend vor. Die auf dem Podium Anwesenden sind auf sehr direkte Art mit dem Wolfsprojekt konfrontiert, haben zu handeln, zu argumentieren, sich mit «Obrigkeitlichem» intensiv auseinanderzusetzen und mit so vielem klar zu kommen.
Von diesen Erfahrungen berichteten Andre Siegentaler und Giorgio Hösli mit der gebührenden Klarheit, Direktheit.

Bernhard Tschofen und Nikolaus Heinzer, der mit der in Glarus nicht anwesenden Elisa Frank je eine Dissertation zu diesem breit diskutierten Problemkreis verfasst haben, befassen sich mit dem Erfassen von Daten, mit Sichtung, Vergrämung und Erziehung des Wolfs, dem neuen Denken dieser Räume, dem Sammeln und Publizieren amtlicher Dokumente, der Präsentation vieler Gesprächsergebnisse mit direkt Betroffenen.

André Siegenthaler und Giorgio Hösli haben sich mit dem Autorenteam oft getroffen, alle sind auf ihre Art für dieses Projekt zuständig, sie vertreten die Stimmung und Erfahrung der Bauern, die von wissenschaftlich Erfasstem oft stark – dies durchaus begreiflich – abweichen.

Siegenthaler, Mitinitiant des Treffens im «wortreich», lobte die Zeitreise, wie sie im Buch enthalten ist. Er wurde in vielem deutlich. Die Rudel im Glarnerland seien viel zu stark geschützt. Sinnrichtige und erfolgreiche Massnahmen zur Bekämpfung der Rudel würden zu zögerlich angeordnet. Man müsse sich selber wehren. Wölfe fressen nun mal alles Fleisch, was ihnen vor die Schnauze gerät. Er wirkt desillusioniert, wenn er von seinen Erfahrungen berichtet. «Wir müssen unsere Tiere schützen, und zwar nachhaltig» – so sein Fazit.

Giorgio Hösli legt seine Erfahrungen als Älpler dar. Vor dem Wolf würden einige Hirten eher davonlaufen als umgekehrt. Die Anforderungen seien gewaltig gestiegen: Einzäunen der Weiden, Herdenschutz, Nachtpferche – alles brauche mehr Personal, habe unliebsame Kostenfolgen. Er redet zu Direktzahlungen und Biodiversität Nikolaus Heinzer ergänzt. Auch er stellt fest, dass von diesem echt existierende «Schwarz-Weiss-Bild» unbedingt abgerückt werden müsse. Die Buchinhalte bieten Gewähr, dass man sich mit verschiedenen Positionen befassen und auseinandersetzen kann.
Bauern sind Natur, sie bewirtschaften sie. Die in Wolfsfragen involvierten Politiker müssen auf Wissenschafter verstärkt eingehen. Der Wolf, so eine Erkenntnis aus der Sicht des Praktikers, dürfe nicht zu Tode geschützt werden. Wir haben es zum Teil mit «Kulturwölfen» zu tun. Man will nicht von Wölfen bedroht sein.
Das Jagdgesetz hätte eine Annahme verdient. Die Haltung der Naturschutzverbände wird nicht goutiert.
Koexistenz mit Wölfen ist ein riesiges Problem. Wir brauchen weiterhin besiedelte Bergtäler, wir brauchen kompetente Bewirtschafter der Natur.

Leider …

Der dritte Teil dieser letzten Runde konnte aus zeitlichen Gründen in lediglich eingeschränkter Art durchgeführt werden, obwohl so viele Meinungen, Fragen und Erfahrungen eingeflossen wären. Dies bleibt bedauerlich.
André Siegenthaler forderte zum Verweilen und den Gedankenaustausch zwar auf, aber es hatten sich schon einige Personen fürs Heimgehen entschieden.

Aber …

Wer blieb, schloss sich einer der lose gebildeten Gesprächsgruppen an. Vieles, was im offiziellen Teil «liegen geblieben» war, konnte aufgegriffen und in willkommen offener Art ausdiskutiert werden.

Und es zeigte sich, dass Gespräche über diese Problematik unbedingt weitergeführt werden müssen.