Es kamen nach der Komödie von Daniel Glattauer eine riesige Menge an gelebten und erlebten Alltagsgewohnheiten mit Verdächtigungen, Flüchtigem, aber intensivem Fremdgehen, Tüchtigkeit und Erfolg in Beruflichem, enorm Banalem, Munterem, gesanglich und instrumental riesig kunstvoll Ausgedrücktem auf – sehr zur Freude und hohen Anteilnahme des Publikums.
Kann die Ehe von Joanna und Valentin noch gerettet werden? Das ist Sache des versiert agierenden, die Therapiesitzung leitenden Therapeuten. Er hört sich die echt verfahrene Situation an, erlebt die Heftigkeit vieler Gefühle und Äusserungen, spürt den enormen Unwillen der Klientel, nimmt an erlebten und mit Wortreichtum ausgedrückten Tiefpunkten Anteil. Es geht mit hoher Leidenschaft zu und her. Joanna ist frustriert, ist auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Das Ausmass ihrer Vorwürfe an die Adresse ihres Ehemanns ist riesig, die Verletzlichkeit ist nachvollziehbar. Und trotzdem scheint in ihr der Wille zu schlummern, eine Besserung des Jetzt zu erreichen. Valentin sieht das anders, das Ausmass seiner Gefühlswelt, die kurzen, oft von starkem Unverständnis und Unwillen geprägten Äusserungen und Gesten lassen Ungutes erahnen.
Für den Paartherapeuten ist das scheinbar beruflicher Alltag. Schon oft sah er sich mit Ähnlichem konfrontiert. Zuerst kommen Berufliches und Alltag in der ehelichen Gemeinschaft zur Sprache. Valentin sei Realist und Minimalist, sei in der Flugzeugindustrie tätig. Joanna gibt sich als Leidende, immens Betroffene, nach Änderungen Suchende. Darüber wird auch gesungen – mit hohem Können und faszinierender, körperbetonter Intensität.
Der Paartherapeut schlägt verschiedene Übungen vor. Mehr oder weniger begeistert geben sich dem Joanna und Valentin hin, man spürt den Widerwillen, die Ablehnung. Sich gegenüber zu sitzen, mit geschlossenen Augen beruhigend ein- und auszuatmen, dann die geschlossene Faust – in ihr befindet sich symbolisch das verletzte Herz – zu öffnen; wie soll das erfolgreich, themenzentriert gelingen?
Man wird in diese ehelichen Abgründe mitgenommen, leidet vordergründig mit, schmunzelt dann, wenn wieder Schönes, Harmonisches aufkommt; dies mit Bezug auf den Beginn des Ehelebens samt Kennenlernen in einer sich in Ägypten befindenden Tauchschule. War das damals harmonisch, formschön! Mit dem Auftauchen kam dann der jahrelang durchlebte Alltag.
Eine Paarübung war dem Rollentausch gewidmet, samt Komplimenten, Schönheiten und Harmonie und abruptem Wechsel.
Mit umgekehrten Verhältnissen ging es nach der Pause weiter. Plötzlich kam der Anruf der Gattin des Paartherapeuten – ungemein verstörend war dieses Szenario, samt Trennung, Anschuldigungen, Verzweiflungen, Hilflosigkeit. Joanna und Valentin wollten genauestens wissen, was da abging. Ihnen konnte sich der verzweifelte Paartherapeut – mit Doktortitel – nicht verschliessen. Auch er begann nun übers Scheitern zu reden, war nun Harald, den Joanna und Valentin beinahe geduzt hätten. Zwischen Harald und seiner Gattin Annik war alles so harmonisch, ereignislos gut, stets konfliktfrei – also riesig langweilig. Die Doreks stufen Derartiges als schwachsinnig ein.
Der Paartherapeut ist natürlich professionell genug, die Sache umzukehren, zwischendurch artet das gewaltig aus, ist so erfrischend gespielt, gesungen, getanzt, instrumental begleitet, ist riesig gefühlvoll.
Hochverdient waren der Szenenapplaus und der lange Beifall am Schluss – nach einer ganz besonderen, abendfüllenden «Wunderübung».