Die Zusammenhänge der Gesellschaft von damals und heute

Bei prachtvollem Sommerwetter feierte die Gemeinde Glarus ihre 1.-August-Feier zum ersten Mal am Fusse des mächtigen Wiggis in Netstal. Der Einladung des Verkehrsvereins Netstal folgten viele Mitbürgerinnen und Mitbürger. Gemeindepräsident Christian Marti hielt eine gehaltvolle Festansprache, während die Harmoniemusik Netstal für gute Festlaune sorgte.



hielt in Netstal die Festansprache zum 1. August. (Bilder: hsp.) Die 1.-August-Feier in Netstal respektive Glarus (Mitte) war auch dieses Jahr sehr gut besucht. Die Schweizerfahne am Fusse des Wiggis.
hielt in Netstal die Festansprache zum 1. August. (Bilder: hsp.) Die 1.-August-Feier in Netstal respektive Glarus (Mitte) war auch dieses Jahr sehr gut besucht. Die Schweizerfahne am Fusse des Wiggis.

Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger benutzten am gestrigen 1. August die Gelegenheit, freundeidgenössisch, wie es sich gehört, am Fusse des Wiggis in Netstal den Geburtstag der Eidgenossenschaft würdig zu feiern und unseren Vorvätern zu danken, die damals unter schwierigsten Umständen gemeinsam zusammenstanden und auf der kleinen Wiese Rütli oberhalb den Gestaden des Vierwaldstättersees den Bund der Eidgenossenschaft schwuren. So zumindest schreibt es die Geschichte im «Weissen Buch von Stans». In Anbetracht der heutigen Zeit, wo vielfach Profitdenken, Habgier, Neid und Missgunst vorherrscht, wünschte man sich den Geist dieser verschworenen Gesellschaft von damals zurück.

Mythen und Fakten als bereicherndes Paar

Interessiert und aufmerksam verfolgte die Festgemeinde nach einem schwungvollen musikalischen Auftakt der Harmoniemusik Netstal und der Begrüssungsworte von Verkehrsvereinspräsident Peter Schadegg auf dem südlichen Schulhausplatz in Netstal die Festansprache von Gemeindepräsident Christian Marti. Mit dem Thema «Mythos und Realität als bereicherndes Paar» erläuterte der gewandte Festredner die Zusammenhänge der Gesellschaft von damals und heute, angefangen beim Rütlischwur im Jahre 1291. Die Geschichte der Eidgenossenschaft wurde in den letzten 200 Jahren mehrfach umgeschrieben, umgedeutet und eben auch umdatiert. «Ist die Gründung der Eidgenossenschaft mit dem Schwur auf dem Rütli nichts anderes als eine literarische Fiktion», fragt sich der Redner. Ein stolzer Mythos, welcher nach wie vor ein starker Teil unserer nationalen Identität und den Willen nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung bedeutet. Gleichzeitig gilt es aber auch die geschichtliche Realität zu feiern, nämlich die Gründung der modernen Schweiz im Jahre 1848. Die Verfassung von damals war eine gute Grundlage dafür, dass die Schweiz heute zu den wettbewerbsfähigsten und innovativfreudigsten Nationen weltweit gehört. So kommen Mythos und Realität zusammen. Beides sind Teile unserer heutigen nationalen Identität und verdienen gefeiert zu werden.

Abschliessend wünschte sich Gemeindepräsident Marti in seiner Festansprache, die völlig ausser Programm wegen dem Geläute der protestantischen Kirche gestört und kurze Zeit unterbrochen werden musste, dass gemeinsam negativen Mythenbildungen in der heutigen Zeit durch Gespräche und Informationen entgegengewirkt werden kann. «Gehen wir aufeinander zu, wenn die Gefahr besteht, dass in unserem Zusammenleben Halbwahrheiten und Unsicherheiten zu neuen Mythen führen. Holen und bringen wir Informationen – jeder an seinem Platz.» Mit anhaltendem Applaus verdankte die Festgemeinde die gehaltvollen und aufmunternden Worte von Gemeindepräsident Marti.

Nach dem Absingen des Schweizerpsalms sassen Glarner, Netschteler, Ennedaner und Riedener als Angehörige einer Gemeinde freundeidgenössisch beisammen und liessen es sich bei «Chäs- oder Ziger-Höräli mit Öpfelmues», spendiert und serviert vom Verkehrsverein Netstal, herzlichen Dank an dieser Stelle, gut ergehen. Fazit der diesjährigen Glarner 1.-August-Feier: Die alten Eidgenossen hätten sich gefreut!