«Wenn eine kleine Schule in einem kleinen Kanton so lange überleben konnte und weiterhin bestehen bleibt, so i« st das wahrlich ein Grund zum Feiern. Zudem ist die heutige Feier ja verbunden mit der Diplomfeier der ersten Absolventen der Höheren Fachschule. Also ein Grund mehr, um zu feiern.» Dies sagte Hermann Figi, seit acht Jahren Präsident der Aufsichtskommission der Pflegeschule Glarus, am Donnerstagabend bei der Begrüssung der rund 300 Anwesenden im Gemeindezentrum Schwanden.
Anfänglicher Widerstand
Dabei ist es gar nicht selbstverständlich, dass es im Glarnerland überhaupt eine Pflegeschule gibt: Dr. med. Fritz Kesselring, ehemaliger Chefarzt des Kantonsspitals und langjähriges Mitglied der Aufsichtskommission der Pflegeschule, schilderte den anfänglichen Widerstand, als er 1967 die Gründung der Schule angeregt hatte. Er war einer der Pioniere, erkannte das (heute wieder akute) Problem des Pflegepersonalmangels und die Zunahme von «Chronischkranken», wie man sie damals nannte.
1970 war es dann so weit: Die Landsgemeinde sagte Ja, und am 17. November des gleichen Jahres wurde die «Schule für Praktische Krankenpflege» eröffnet. Mit Präsident Werner Luchsinger als «erfahrenem, gutem Bergführer» und Schulleiterin Anni Büsser. Letztere wurde 1980 von Willi Koller abgelöst – «dem zweiten guten Bergführer», wie Fritz Kesselring betonte. 1987 wurde die Schule umbenannt in Pflegeschule Glarus, heute versehen mit dem Zusatz «Bildungszentrum für Gesundheit».
Hermann Figi blickte auf die zweiten 20 Jahre zurück, die von diversen Veränderungen geprägt waren: bezüglich Bildungsangebot, baulich und politisch. Nach 37 Jahren wurde die Schule als kantonales Angebot im Gesetz verankert. «Die Pflegeschule hat weiterhin einen wichtigen Stellenwert für unsere Institutionen. Ich denke an Spital und Heime und Spitex. In den 40 Jahren wurden 700 Pflegefachpersonen ausgebildet. Bis zu 60 Prozent der Pflegefachstellen im Kanton werden heute durch Ehemalige abgedeckt», so der Präsident.
Flugzeug erfolgreich gelandet
Regierungsrätin Christine Bickel überbrachte die Glückwünsche des Regierungsrates: «Eine kleine, aber feine Schule feiert heute den 40. Geburtstag.» Es sei erstaunlich, wie sich die Pflegeschule immer wieder weiterentwickelt und den Herausforderungen des Gesundheitswesens gestellt habe. «Es ist ein attraktives Bildungsangebot im Gesundheitswesen», sagte die Regierungsrätin, ehe sie den 18 erfolgreichen Absolventinnen undAbsolventen des Pilotkurses höhere Fachschule Pflege die begehrten Diplome übergab.
Programmleiterin Dorothea Suter und Klassenlehrerin Susanne Lieser liessen die Entwicklung des neuen Ausbildungsganges und die Erfahrungen des ersten Kurses Revue passieren. Die Diplomandinnen und Diplomanden selber blickten auf die zwei Jahre mit Bildern vom Flugzeug Glarusfly 01 zurück, das nun in Schwanden erfolgreich gelandet sei – «trotz einigen Turbulenzen und Luftlöchern».
Das Herz nicht vergessen
Der letzte Teil der Feier war der Zukunft gewidmet: Harald Klein, Heimleiter und Mitglied der Aufsichtskommission, verlas Gedanken des krankeshalber abwesenden Gesundheitsexperten Stefan Knoth. «Sie müssen mit Herz und Verstand dabei sein», sagte er zu den frisch Diplomierten und traf sich dabei mit Fritz Kesselring, der ebenfalls an die Pflegenden appelliert hatte: «Vergessen Sie bitte das Herz nicht.»
Das schweizerische Gesundheitswesen verglich Stefan Knoth mit einem Baum, der in den nächsten Jahren starken Belastungen ausgesetzt sei. «Natürlich mag es sein, dass der Ast Glarus relativ klein ist», so der Experte. «Umso wichtiger ist es, gerade hier den Aufwand der Pflege, sprich Ausbildung, zu betreiben.» Wie vor 40 Jahren gehe es darum, Menschen darin auszubilden, andere Menschen zu pflegen. Die Schule strahle eine seltene Mischung von Charakter und Kompetenz aus: «Es ist das Ganze, das dieses Vertrauen ausmacht. Ich kann Ihnen versichern: Diese Schule in Glarus hat es in sich.»
Schliesslich gratulierte Daniel Grob, Präsident von curaviva, der Pflegeschule und Willi Koller zum Jubiläum. Beim Apéro übernahmen die «Altrocker» mit Dozent Dr. med. Werner Scherf das Szepter, die schon wie die beiden FaGe-Lernenden und Sängerinnen Nuria Fritsche und Julie Burges während der Feier für die musikalische Bereicherung gesorgt hatten.
Sie haben den HF Pflege-Kurs 01 bestanden:
Abderhalden Corinne; Bamert Andrea; Bruhin Michael; Caderas Bettina; Dochenchog Kalsang; Dörig Patrizia; Frey Angela; Jud Monika; Leuzinger Jessica; Maduz Elisabeth; Minnig Nora; Rhyner Simone; Steinauer Sandra; Stellato Anna; Vicanovic Ivana; Vicino Rebecca; Wolf Sandra; Wüthrich Madeleine. Herzliche Gratulation!
«Diese Schule hat es in sich»
Viel Applaus gab es an der Jubiläums- und Diplomfeier der Pflegeschule Glarus in Schwanden: für die erfolgreichen Diplomanden, die Musik, aber auch für die Schule selbst, die seit 40 Jahren eine wichtige Rolle im Kanton spielt.
Glücklich nach erfolgreichem Abschluss: Die 17 diplomierten Pflegefachfrauen HF und der diplomierte Pflegefachmann HF. (Bild mb.)