Digitale Transformation – ein neuer Wind bläst durch das Glarnerland

Der Kanton Glarus stellt sich dem technologischen Wandel. 2019 hat er seine Digitalisierungsstrategie (DIGLA) verabschiedet. Das Departement Volkswirtschaft und Inneres hat den Ball aufgenommen und im Sommer 2020 sein Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) mit der Umsetzung der wirtschaftlich relevanten Massnahmen beauftragt.



Datenautobahnen sind die Grundlage für die digitale Zukunft im Glarnerland (Industrie Bilten vor dem Mürtschenstock) (Fotos: Samuel Trümpy)
Datenautobahnen sind die Grundlage für die digitale Zukunft im Glarnerland (Industrie Bilten vor dem Mürtschenstock) (Fotos: Samuel Trümpy)

Das aktuelle Umfeld – gerade auch im Kontext der Risiken von Pandemien – verdeutlicht, wie wichtig leistungsstarke Datennetzwerke, mobiles Arbeiten und digitale Dienstleistungen sind. Das Mehrjahresprogramm «Transformation zur digitalen Arbeit in allen drei Sektoren», mit dem das AWA die wirtschaftlich relevanten Ziele der DIGLA umsetzen will, zeigt die Potenziale im Glarnerland auf, schafft Rahmenbedingungen und definiert konkrete Massnahmen.

Kantonale Verwaltung als regionales Vorbild

Der digitale Wandel betrifft Menschen, Unternehmen und Verwaltung gleichermassen. Die DIGLA wird dem Bedarf nach flexibel zugänglicher technologischer Infrastruktur gerecht. Neue Kundenbedürfnisse und neue technische Möglichkeiten sind laufend zu identifizieren. Der digitale Wandel erfasst auch die Art der Zusammenarbeit, erfordert neue Fähigkeiten und Denkweisen. Deshalb will die kantonale Verwaltung zum Beispiel im Bereich der zukünftig relevanten Berufe Vorbild sein und ihre IT-Spezialisten ab 2021 über den eigenen Bedarf hinaus ausbilden.

Vier Fokusthemen für acht Massnahmen in fünf Jahren

Das Mehrjahresprogramm des AWA setzt bei vier Fokusthemen an. Dazu gehören die Weiterentwicklung der Basisinfrastruktur als Grundlage für die Vernetzung, der Aufbau digitaler Kompetenzen zwecks Sicherstellung der Arbeitsmarktfähigkeit, die Entwicklung digitaler Angebote in der Verwaltung sowie die Innovationsförderung durch attraktive wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Das entsprechende Mehrjahresprogramm umfasst acht Massnahmen, die von 2020 bis 2025 umgesetzt werden sollen.

Basis-Infrastruktur für digitales Arbeiten

Schnelles Internet ist die Grundvoraussetzung für mobiles und standortunabhängiges Arbeiten, für die globale Zusammenarbeit und die persönliche Weiterbildung. In einem ersten Schritt dokumentiert eine IST-Analyse die Situation im Kanton Glarus. Nach der Bestandsaufnahme gilt es, punktuelle Lücken anzugehen und aufzuheben. Ein Förderpaket soll Pilotprojekte unterstützen, Beiträge an Infrastrukturkosten ermöglichen und sogenannte Accesspoints erschliessen.

Digitale Verwaltung mit effizienten Dienstleistungen

Eine digitale Verwaltung fördert die Attraktivität des Kantons Glarus als Arbeits- und Wirtschaftsstandort. Deshalb sollen effiziente digitale Dienstleistungen für KMU, wie zum Beispiel die digitale Firmengründung, gefördert werden. Zudem sind im Bereich Kommunikation Tools für die Zusammenarbeit zu schaffen, die von allen Amtsstellen genutzt werden können – zum Beispiel Chatbots oder digitale Formulare.

Attraktiver Rahmen für Innovation

Der Aufbau eines lebendigen Startup-Ökosystems soll Dynamik für den ganzen Kanton auslösen. Die digitalen Veränderungen fordern das Gewerbe, die Landwirtschaft, die Industrie, den Detailhandel sowie den Tourismus. Mit sektorenübergreifenden intelligenten Weiterentwicklungen kann der Kanton Glarus in den genannten Bereichen eine Vorreiterrolle in der technologieunterstützten Unternehmensentwicklung übernehmen.

Aus- und Weiterbildung als Schlüsselelement

Der technologische Wandel schafft Arbeitsplätze in Technik und Informatik. Die Nachfrage nach Fähigkeiten in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) steigt. Der Fachkräftemangel bedingt eine Förderung dieser Fächer ab der Volksschule. Gleichzeitig verändern sich bestehende Arbeitsfelder und Berufsbilder. Die Aus- und Weiterbildung der heutigen Arbeitskräfte ist ein Schlüsselelement zur digitalen Transformation. Bund und andere Kantone bieten bereits Programme, die auch der Kanton Glarus zur optimalen Förderung nutzen will.

Wirtschaftsraum Glarnerland

Der Kanton Glarus ist ein alpines Naturparadies. Gleichzeitig zeichnet sich Glarus durch eine enorme industrielle und technologische Tradition aus. Diese ist mit Innovation und Dynamik verknüpft. Unternehmen finden hier wirtschaftsfreundliche Behörden, ein günstiges Steuerklima sowie ein innovationsfreundliches Umfeld. Von Glarus aus sind die Zentren Zürich, Chur und St. Gallen in gut einer Stunde erreichbar.

Nebst seinen Merkmalen im Bereich der Klischees – Berge, Schabziger, Landsgemeinde und intakte Natur – ist der Kanton Glarus stark industrialisiert. Der Bergkanton mit 40 000 Einwohnern hat eine hohe Dichte an Technologiefirmen – etwa in den Bereichen Kunststofftechnik, Maschinen- und Anlagebau, Elektronik, Fahrzeugtechnik und Textilien. Weitere Schlüsselbranchen sind Pharmazie und Nahrungsmittelproduktion.

So gut wie alle ansässigen Firmen fallen in die Kategorie der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Mitarbeitende zeichnen sich aus durch Flexibilität und Arbeitsmoral. Mit vielfältigen Freizeitmöglichkeiten wie Baden, Wandern oder Skilaufen und günstigen Lebenshaltungskosten bietet der Kanton Glarus eine unvergleichliche Lebensqualität, die auch Fachleute von ausserhalb anzieht.

Glarner Unternehmen produzieren, rekrutieren, verkaufen und denken über die kantonalen Grenzen hinaus. So ist Glarus langjähriges Mitglied der Greater Zurich Area (GZA) und fördert die Hochschule für Technik Rapperswil (HSR).

Die Standortförderung stärkt mit ihren Veranstaltungen das Netzwerk im Kanton. Bestehenden Firmen und Start-ups ermöglicht sie den Zugang zu Wissen und potenziellen Finanzierungsquellen. Die Innovationsförderung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Glarner Gewerbeverband, der Glarner Handelskammer, den Hochschulen und dem Institut für Jungunternehmen (IFJ).