Dolpo – ein verstecktes Land im Himalaya

Beim Betreten des herrschaftlichen «Gartenflügels» im Areal der Firma F. & C. Jenny AG in Ziegelbrücke wähnte man sich beim Betrachten der aussagereichen Bilder des nepalesischen Malers Tenzin Norbu Lama in einer anderen Welt.



Dolpo – ein verstecktes Land im Himalaya

Die Bildinhalte sind ungemein kraftvoll, lieblich, zeugen vom harten, fordernden Leben in Thing-Khyu, einem kleinen Dorf im hohen Dolpo, auf 4100 Metern Höhe. Es gelingt Tenzin Norbu Lama die wilde, karge Umgebung, das Leben und den Nutzen der Yaks, die Beschäftigungen der Bewohner, das Brauchtum, die Wildheit der reissenden Bergbäche, die gewaltige Wucht der Gebirge, Wetterstimmungen, fordernde Wegstrecken, schier erdrückende Schneemassen und anderes dem staunenden Betrachter in beeindruckendster Weise zu vermitteln. Die Bildinhalte erfordern das Verharren, Suchen, Vergleichen. Sie wecken Fragen über den Lebensrhythmus an derart exponierten Orten unserer Welt.

Malen mit Kraft und hoher Innigkeit

Der 1971 geborene Künstler ist mit seinen Bildern ein nachdrücklich Erzählender, einer der Details preisgibt und diese Lebensformen bestens kennt. Er malt so behutsam, dann wieder mit immenser Kraft hoher Innigkeit und der spürbaren Liebe zu Details. Man muss die kraftvollen Yaks, deren mühsames Vorwärtskommen, das Zusammensein der Leute in unwirtlichster Umgebung, die tibetischen Gottheiten, die stolzen Pferde, die Karawanen inmitten hoher Schneemassen oder das ungestüme Vorwärtsdrängen der Fluten lange und eingehend betrachten, um damit das eigene Staunen und die Freude an unzähligen Details in diesen reichhaltigen Darstellungen wecken zu können Mit den Bildern, den verschiedenen Fotos und aufgelegten Texten findet eine Kulturvermittlung der behutsamen, klug arrangierten Art statt.

So ist dank ausführlichem Text zu erfahren, dass Tenzim Norbu Lama als Achtjähriger bei seinem Vater mit Malen und den Gebeten im Familienkloster begann, um später in der fünften Generation als Mönch und Maler zu wirken. Das Malen auf Leinwand war in der ungemein kargen Umgebung kaum möglich, fehlten doch die Materialien. Als Hilfe diente ein schwarz bemaltes Brett, das wie eine Tafel verwendet wurde. Bis zum 21. Altersjahr verliess er seine enge Heimat nie. Einen Baum hatte er bis dahin nie gesehen. Drittpersonen überzeugten Norbus Vater, den Sohn nach Kathmandu gehen zu lassen. Nach diesem Wechsel entwickelte Norbu sein eigenständiges Ausdrücken. Er macht die Geschichte vom Dolpo, die Handelstätigkeit des Tals, das Leben in dieser Gegend, Landschaftliches und anderes in stilvoller Vollkommenheit sichtbar.

Starker Einfluss auf die nepalesische Kunst


Heute lebt er mit seiner Familie in Kathmandu. Er gestaltet in seinem Atelier gar vieles aus und lehrt andere malen. Die Sommermonate verbringt er im Panzang-Tal, der Stätte seiner Geburt und Quelle vieler Inspirationen. Er besucht in diesen Zeitspannen Verwandte und Schüler. Er engagiert sich nachhaltig in der dort ansässigen Bevölkerung, unter anderem in einer Schule.

Dass sein Schaffen auf die nepalesische Kunst starken Einfluss hat, ist absolut nachvollziehbar. Er ist Botschafter der nepalesischen Kultur und macht sie in der weiten Welt bekannt. Irgendwann einmal möchte der Weitgereiste zu seinen Leuten zurück. Seine Kunstwerke können in zahlreichen Sammlungen grosser Metropolen (USA, Japan, europäische Staaten) und im eigenen Land besichtigt werden. Er illustrierte verschiedene Kinderbücher und realisierte auf dem Monte Verità, später in Locarno, eine persönliche Ausstellung, die weit herum Beachtung fand. Er ist weltweit anerkannt, geniesst hohe Beachtung und Wertschätzung. Seit nunmehr drei Jahren wirkt er im japanischen Kyoto mit Ausstellungen und Ausbildungsaufträgen.

Die Ausstellung in Ziegelbrücke ist noch bis zum 1. Juni, jeweils an Wochenenden von 16.00 bis 18.30 Uhr oder nach Vereinbarung (Telefon 055 610 36 07, [email protected]) geöffnet.