Dr Schang meint ..., und was meint ds Tiidi?

«Begleiten Sie Käthy Rhyner-Freitag durch einen Abend, welcher der Glarner Mundart gewidmet ist». So lautete die vielsagende Affiche auf der Einladung zu einem Leseabend im Verkaufsladen der Buchhandlung Baeschlin in Glarus. Der Aufmarsch des Publikums durfte sich denn auch sehen lassen. Freunde des Glarner Dialekts und Fans vom ehemaligen Duo «Schang und Tiidi» folgten der Einladung und erlebten einen amüsanten, unterhaltsamen Abend mit Lesungen und Musik von Kurt Zwicky.



Lesung mit musikalischer Begleitung im Baeschlin-Buchladen in Glarus (Bilder: hasp)
Lesung mit musikalischer Begleitung im Baeschlin-Buchladen in Glarus (Bilder: hasp)

Noch selten habe ich mich an einer Buchpräsentation so amüsiert, wie am Leseabend mit Käthi Rhyner-Freitag, bekannt auch unter ihrem Pseudonym z’Tiidi vom Duo «Tiidi und Schang», Ehefrau und Bühnenpartnerin des unvergesslichen Niederurner Sekundarschullehrers Hans Rhyner-Freitag alias «Schang». Das kabarettistische Duo feierte mit ihren Auftritten an verschiedenen Anlässen grosse Erfolge. Käthi Rhyners Buch «Dr Schang meint…, und was meint z’Tiidi» ist eine liebevolle Hommage an ihren leider viel zu früh verstorbenen Mann und Bühnenpartner Hans. Würde der liebe «Schang» noch leben, er wäre bestimmt mächtig stolz auf sein «Tiidi» und hätte eine riesige Freude am Buch seiner Frau.

Hebed Sorg zum Glarner Tüütsch!

Mit Stolz und Freude nehme ich als echter «Netschteler» mutterseits gerne die Komplimente entgegen, die ich manchmal von weltfremden Menschen zu Ohr bekomme, und die meinen, wir Glarner hätten einen der schönsten, wenn nicht der schönste Dialekt in der Schweiz. Recht haben sie, denn im Unterschied zu anderen Dialekten in der Schweiz wird der Glarner Dialekt zusätzlich mit Musik untermalt. Vor allem gefällt den Leuten unser «Singen», wenn wir sprechen. Unser Dialekt sei so richtig heimelig, urchig und gut zu verstehen. «Das hört sich an wie Musik, wenn Du sprichst», meinte kürzlich ein lieber Freund mit waschechtem Züri-Slang und Affinität zum Glarnerland. Momentan bemüht sich dieser liebe Freund, unseren Dialekt so unverfälscht als möglich zu erlernen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen für einen Mann, bei dem man wegen seiner «Züri-Schnurre» sehr schnell merkt, woher er kommt. Ich hege leise Zweifel, ob ihm das Erlernen des Glarner Dialekts wirklich auch gelingt, aber lassen wir ihm die nötige Zeit, die er für diesen nicht ganz einfachen Exkurs ins «Glarner Tüütsch» braucht. Nebst dem schönsten Dialekt, den wir Glarner haben, sind wir doch auch bekannt als geduldiges «Völchli». So gesehen wird mein Freund es bestimmt schaffen, zumindest in die Nähe eines richtigen Glarners zu kommen.

Ein Kursus in «Glarner Tüütsch»

Die Geschichten aus ihrem Buch, in urchigstem «Chliitaler»-Dialekt vorgetragen, waren für das begeisterte Publikum ein Kursus in «Glarner Tüütsch», obwohl die meisten unter den Anwesenden ja Einheimische waren. Es war ein Abend, bei dem die Bauchmuskeln echt strapaziert wurden, zum Schmunzeln, zum herzlich lachen, Staunen, aber auch zum Nachdenken. Der Leseabend mit dem «Tiidi» zeigte uns die Vielseitigkeit und Verschiedenheit unseres Glarner Dialekts, auf den wir Glarner seit jeher besonders stolz sind.

Vier verschiedene Glarner Dialekte

Käthy Rhyner hat in langjähriger Arbeit den Nachlass ihres Mannes Hans Rhyner durchforstet, sortiert und zusammengefasst. Daraus ist ein stimmiges Buch mit dem Titel «Dr Schang meint…, und was meint z’Tiidi» geworden, das Kolumnen und Bühnenstücke thematisch sinnvoll vereinigt. Abwechslungsreich, gespickt mit viel Humor und mit einem guten Gespür dafür, was die Menschen im Glarnerland umtreibt. Äusserst vergnüglich zu lesen und ideal, um in der Glarner Mundart zu schwelgen.

Tiidi und Schang – würdige Vertreter des Glarner Dialekts

Die Autorin des neuen Buches «Dr Schang meint… - und was meint z’Tiidi» Käthy Rhyner-Freitag wurde 1947 in Elm geboren und wohnt seit 54 Jahren in Niederurnen. Die pensionierte Pflegeassistentin SRK und Kinästhetik-Fachberaterin war 49 Jahre mit Hans Rhyner alias Schang verheiratet gewesen und ist seit dem Jahr 2017 verwitwet. Rund 10 Jahre ist das Ehepaar Rhyner-Freitag gemeinsam an diversen Events und verschiedenen Bühnen als «Schang & Tiidi» aufgetreten. Käthi Rhyner ist Mitglied der «Academia Glaronensis», welche bekanntlich sich verpflichtet fühlt, den Glarner Dialekt zu pflegen und zu erhalten. Sie ist gleichzeitig Vorstandsmitglied des Vereins «Glarner-Mundart-Wörterbuch» und schreibt vier Mal im Jahr Mundart-Kolumnen für die Glarner Nachrichten und ist Mutter von 3 Kindern und 2 Enkelkindern. Ihr leider viel zu früh verstorbener Gatte Hans Rhyner-Freitag, geboren 1942, ist in Elm aufgewachsen, war Sekundarlehrer in Niederurnen. Er war Mitbegründer der Academia Glaronensis, Lehrbuchautor für Glarner Deutsch, Kolumnist und bekannt durch die Auftritte mit «Tiidi und Schang», dem kabarettistischen Duo bestehend aus seiner Frau Käthy und ihm selbst. Er verstarb im Jahre 2017.