Mit der Begrüssung hatte Martin Zimmermann, Verantwortlicher des Musikprogramms der Kulturgesellschaft, auf Aenderungen des publizierten Programms hinzuweisen. An Stelle der erkrankten Sopranistin Rachel Harnisch gestaltete Olivia Vermeulen, Mezzosopran, die vielen, vor allem zu Schuberts Spätwerk gehörenden Lieder aus; dies ungemein kraftvoll und innig, mit Kraft, dann wieder Verhaltenheit, Jubel, Ungeduld, Verharren, mit gebührender, nie übertriebener Dramatik, ungemein bewegend. Die riesige Palette an Stimmungen gab sie in charmanter Weise dem Publikum weiter. Die Bandbreite ihrer ausgereiften Gesangskunst war einfach schön, war so etwas wie ein riesig farbiger Blumenstrauss inmitten der zuweilen ungastlichen, kalten Winterszeit. Die Liedtitel deuteten beispielsweise aufs «Heidenröslein», «Heimliches Lieben», «Ganymed», «Die Unterscheidung, «Die junge Nonne», «Der Atlas» oder «Fischerweise» hin - alle zwischen 1815 – 1828 nach Texten von Goethe, Seidl, Heine, Rellstab und andern entstanden. Da kamen Schicksale zu Gehör, die so unnachahmlich schicksalsschwanger sind, die eine heute unvorstellbare Fülle an verschiedensten Gefühlen zum Inhalt haben, die Staunen, Anteilnahme und Schmunzeln auszulösen vermögen. Olivia Vermeulen wurde diesem Reichtum mit einer gestalterischen Leichtigkeit und Reife gerecht, die Bewunderung und berechtigte Anerkennung weckten.
Mit riesiger Präsenz und variantenreichem, elegantem Reichtum trug der Pianist Jan – Philip Schulze mit. Er setzte kluge Akzente, war wirbliger, stimmungsgerechter Begleiter, trug zu dieser erfüllenden musikalischen Einheit Wertvolles in vollendeter Weise bei. Es kam ein Reichtum an Empfindungen auf, die kaum erfassbar sind, den Raum erfüllten, weghuschten um Neuem, Kraftvollem, dann wieder ganz Ruhigem oder Träumereien Platz zu machen. Es ergab sich eine attraktive Lebendigkeit.
Ulf Schneiders brillante Spieltechnik, sein beseeltes, elegantes und variantenreiches Gestalten, seine Hingabe, die Wechsel zwischen dramatischer Kraft, temporeichem Dahinhuschen, Verharren, Lieblichem waren brillant, packend, weckten Kurzweil und hochverdiente Anerkennung.
Und am Schluss dieser riesig wechselvollen Fülle trugen die drei Interpretierenden «Auf dem Strom» vor, erneut beseelt, innig, verhalten, dann wieder strahlend und kraftvoll. Es war ein in jeder Beziehung erfüllendes, von Spannungen aller Art geprägtes Begegnen.