Dramatische Entwicklung bei der Guppenrunse Schwanden

Wer glaubt, die Folgen der Klimaveränderungen seien nur am Meer sichtbar, der muss umdenken. An der Guppenrunse in Schwanden sind die gravierenden Folgen sichtbar. Durch die zunehmende Intensität der Gewitter, unterstützt durch Schnee und Hagel, sind Schäden von ungeahntem Ausmass entstanden.



Dramatische Entwicklung bei der Guppenrunse Schwanden

Die Murgang-Ereignisse vom 21. Juli 2010 und insbesondere dasjenige vom 10. Oktober 2011 haben die Verbauungen fast vollständig zerstört, welche seit mehr als 100 Jahren jedes Unwetter relativ gut überstanden haben.

Während der Sommermonate konnte ein dramatischer Zerfall der Verbauung beobachtet werden. Bereits kleine Hochwasserabflüsse – solche gibt es bei jedem Gewitter – mobilisieren viel Geschiebe und führen zu murgangartigen Abflüssen. Die massive Beschädigung der einzelnen Sperren führt zu Tiefenerosionen und gewaltigen Geschiebemobilisationen. Die Erosionsprozesse haben zwischenzeitig die übersteilen Böschungsflanken erfasst, welche sukzessive nachbrechen werden. Die Sperrentreppe im Sienentobel wird in wenigen Jahren vollständig kollabieren und es werden gewaltige Geschiebemengen freigesetzt.

Im Sommer 2012 hat sich nun die Bachsohle bei der Sperre 68 um rund 3 m abgetieft und die Reste der Sperre sind akut gefährdet. Dasselbe bei praktisch allen weiteren Sperren in diesem Abschnitt.

Die erwarteten Geschiebeverlagerungen werden dramatisch sein. Wir müssen uns im besten Fall darauf gefasst machen, dass der Sammler im Bränd jährlich ausgebaggert werden muss. Wenn ein ähnlicher Gewitterniederschlag wie 2010 das Einzugsgebiet trifft, werden massive Murgänge mit einer Fracht von mehreren 10 000 m³ auftreten.

Die Wasserversorgung mit den Meienbrunnen und Wygellenquellen ist akut gefährdet (Übermurungen / Zerstörungen der Verbauungen im Bereich der Quellen). Gleichzeitig verhindert der notwendige Quellschutz zurzeit eine grössere Verbauungstätigkeit. Die unter viel Aufwand geflickte Ableitung der Sienenquelle bei Sperre 73 werden wir vermutlich bereits im kommenden Sommer wieder verlieren. Die Gemeinde muss den Aufbau einer alternativen Wasserversorgung für das Dorf Schwändi planen. Erst wenn eine solche steht, kann ein zielgerichteter Hochwasserschutz angegangen werden.

Als Notmassnahme wurde bereits Ende 2011 im Enneteggen ein massiver doppelter Schutzdamm gebaut. Dieser soll allfällig ausbrechendes Wasser und Geschiebe abhalten, Richtung Thon und Schwanden zu gelangen. Nur durch grosses Glück hat am 10. Oktober 2011 der 100-jährige Damm im Enneteggen gehalten. Der Murgang mit Wasser, Geschiebe und vor allem sehr grossen, tonnenschweren Steinen war hier sieben Meter hoch. Ganze 50 cm haben zur ganz grossen Katastrophe gefehlt! Diese zum Teil mehrere Tonnen schwere Steine haben alles zusammengeschlagen.

Die Schäden an der ganzen Runse werden auf rund 30 Millionen Franken geschätzt. Die Guppenrunskorporation kann diese Schäden unmöglich beheben. Es sind neue Strategieen gefragt. Die obersten Sperren müssen aufgegeben werden.

Als kostengünstige Variante werden massive Geschieberückhalten bzw. Murgangsperren im Raume Guppen-Unterstafel–Blumerberg sowie weitere Rückhaltedämme geplant. Die Kosten sind auch hier enorm: Gesamtkosten rund 20 Millionen Franken: Schäden an den bestehenden Verbauungen: 15 Millionen Franken und notwendige zusätzliche Hochwasserschutzmassnahmen um bestehende Risiken zu verringern: 5 Millionen Franken. Es muss mit rund 1 bis 2 Millionen Franken pro Sperre gerechnet werden.