Drohnen sind die Retter der Rehkitze

Jedes Jahr sterben in der Schweiz rund 3000 Rehkitze durch Mähmaschinen. Nun gibt es Rettung aus der Luft, auch hier im Kanton Glarus. Es ist eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern vom Jagdverein, Kanton, Tier- und Naturschutz, die mit einem ausgewogenen Konzept künftig als Unterstützungs-Element zur bisherigen Rehkitzrettung die Drohnen fliegen lassen will. Die Bedienung dieser Hightech-Geräte erfordert grosses fachtechnisches Wissen. In Elm fanden an drei Wochenenden im Februar Kurse für angehende Drohnen-Piloten statt. Nach Abschluss dieser Kurse stehen dem Kanton Glarus neun ausgebildete Drohnenpiloten zur Verfügung.



Der erfahrene Drohnen-Pilot Markus Wigger erklärt das Handling einer Dohne (Bilder: hasp)
Der erfahrene Drohnen-Pilot Markus Wigger erklärt das Handling einer Dohne (Bilder: hasp)

Jedes Jahr, wenn im Frühling die Bauern ihre Wiesen mähen, leben viele junge Rehkitze in höchster Lebensgefahr. Die in den Wiesen versteckten Rehkitze ergreifen beim Herannahen des Mähers nicht automatisch die Flucht, sondern ducken sich noch tiefer ins Gras. Das endet für den Rehnachwuchs in den meisten Fällen tödlich. Statistiken zeigen, dass jedes Jahr in der Schweiz rund 3000 Rehkitze an den Folgen schwerer Verletzungen sterben. Das ist eine traurige Situation und kann nun auch mit dem Einsatz von Drohnen weitgehendst vermieden werden. Bis anhin bediente man sich der sehr bewährten traditionellen Methode des Verblendens. Diese Methode soll auch weiterhin primär zum Einsatz kommen.

Vielfältig Einsatzmöglichkeiten

Mit dem Aufkommen der Drohnen in den letzten Jahren und deren Weiterentwicklung bei der Wärmebild- und Drohnentechnologie erkannte man sowohl in Jägerkreisen als auch in der Landwirtschaft das Potenzial diese Hightech-Geräte bei der Suche nach Rehkitzen. Der Einsatz mit Wärmebild-Drohnen, auch Multikopter genannt, ist effizient, schnell und äusserst zuverlässig. Mittels Drohnensuchflügen können die Rehkitze aufgespürt und durch die Jäger und Helfer aus dem Gefahrenbereich gerettet werden. Danach wird der Landwirt informiert und dieser kann nach Abschluss der Rettung seine Wiese problemlos mähen. Allerdings ist die Anschaffung solcher Hightech-Geräte nicht nur finanziell aufwendig, sondern auch das Handling verlangt höchste Konzentration und fachtechnisches Know-how.

Wie verläuft ein Einsatz bei der Rehkitzrettung?

Die Retter agieren immer im Team. Ein Pilot, welcher den Multikopter im Auge behält und ein Retter, welcher den Bildschirm beobachtet und die Kitze rettet. Beim systematischen Überfliegen von Wiesen, in denen Rehkitze vermutet oder gar gesichtet wurden, werden die Wärmebilder dem Einsatzteam übertragen. Wichtig ist das perfekte Zusammenspiel zwischen Piloten und Helfern. Voraussetzungen für eine effiziente Suche nach Rehkitzen sind ein ausgebildeter Pilot mit einem Multikopter mit mindestens 20 Minuten Flugzeit und Live-Bildübertragung. Dazu gehören ein Tablet oder Smartphone für die Navigation und Wegpunkt-Programmierung sowie ein Monitor für Wärmebilder zur Rehkitzsuche sowie ein Objektiv mit 30° – 50°-Winkel. Als Teampartner für die Rettung braucht es zusätzliche Helfer, die mit einer Uhr ausgerüstet sind, auf welcher die Wärmequelle gut sichtbar punktgenau zum Rehkitz hinführen. Am besten funktioniert das Auffinden der Rehkitze in den frühen Morgenstunden, weil dann die Wärmebildkamera das Rehkitz besser inmitten einer kälteren Umgebung ausmachen kann. An dieser Stelle möchte der Glarner Jagdverein darauf hinweisen, dass er sich freuen würde, wenn sich zum bereits bestehenden Piloten-Team möglichst viele Personen, auch Nichtjäger als Helfer bei der Rehkitzsuche anmelden würden.

Der Multikopter sucht systematisch

Bei der Rehkitzrettungs-Methode mit der Drohne fliegt das Fluggerät die zu mähenden Wiesen mit 20 km/h über einen Autopiloten gesteuert ab und macht dabei einen Thermalfilm. Die Überlappung der Bahnen ist dabei so gewählt, dass das Rehkitz auf dem Hin- und Rückweg erfasst wird. Die Flughöhe richtet sich nach der Topografie und beträgt normalerweise um die 40 Meter. Die Bilder werden live auf einen Bildschirm am Boden übertragen, wo die Kitze aufgrund ihrer Körpertemperatur als helle Flecken in der dunklen Wiese erscheinen. Gleichzeitig wird die Position des Multikopters gespeichert. Das Fluggerät setzt dabei aber unbeirrt seinen Wegpunktflug fort. Erst wenn das ganze Feld abgesucht ist, wird der Multikopter zu den zuvor gespeicherten Wegpunkten geschickt.[HS1] 

Kurse für Drohnen-Piloten in Elm

Das Rezept für eine erfolgreiche Piloten-Ausbildung ist das Learning by Doing und die Teilnahme an den Theorie- und Praxiskursen. Die eintägige Ausbildung beinhaltete jeweils ein technisches und ein praktisches Modul. Organisiert wurden die diesjährigen Kurse vom Elmer Rettungsspezialisten und Drohnenpiloten Ruedi Rhyner als Einsatzleiter, dem Hasler Markus Wigger als versierten Drohnenpilot und Ausbilder mit grosser Erfahrung zusammen mit dem Projektleiter und Vorstandsmitglied des Glarner Jagdvereins Stefan Imhof. Die Kurse fanden zuhinterst im tiefverschneiten Elm im und ausserhalb des Feuerwehrlokals statt.  

Drei Ausbildungsmodule

Im ersten Ausbildungsmodul «Technik» lernen die Teilnehmer detailliert die Drohne und deren Möglichkeiten kennen. Dabei weckt ein grauer, massgeschneiderter Koffer die Aufmerksamkeit. Dieser Koffer beinhaltet sämtliche für die Rehkitzrettung notwendigen Gerätschaften. Zur Ausbildung gehört auch das selbstständige Programmieren für den systematischen Such-Flug, das Erkennung von Gefahren, die Sicherheit und die Einschätzung der Topografie sowie die rechtlichen Aspekte. Das zweite Modul beinhaltet Testflüge und das richtige Handling der Drohne und im dritten Modul wird das Gelernte mit der Bergung von Rehkitzen in die Praxis umgesetzt.