Düstere Absichten vernebeln den Blick

Mit «Zur schönen Aussicht» zeigt das Theater Glarus ein vielschichtiges Stück, welches den Zuschauer mit vielen Fragen zurücklässt. Eine kann aber nach der Premiere klar beantwortet werden: Ein Besuch lohnt sich garantiert.



Düstere Absichten vernebeln den Blick

Nicht nur das Hotel «Zur schönen Aussicht» hat im gleichnamigen Stück von Ödön von Horvath schon bessere Zeiten erlebt. Auch die Gäste, wobei sich die Männer vom einzigen zahlenden Gast der Baronin Ada Freifrau von Stetten aushalten lassen, haben ihren Antrieb verloren. Gestrandete Seelen mit mehr als einem dunklen Fleck auf der Seele und mit wenig guten Absichten. Dies zeigt sich deutlich, als eine Sommerbekanntschaft des Hoteldirektors Strasser mit der Nachricht eines gemeinsamen Kindes und der Bitte um Hilfe ankündigt. Aufgrund der Angst wegen Unterhalt und Beteiligung am heruntergekommenen Betrieb unterstützt er die Idee, die junge Frau als Dirne zu diffamieren. Als sich dann aber herausstellt, dass diese zu einem Vermögen gekommen ist, buhlen die Männer mehr um das Geld als um die Liebe der jungen Frau.

Ödön von Horvath schildert in seinem Stück ein düsteres Bild von der Gesellschaft zwischen den beiden Kriegen, in dem Geld und das einigermassen angenehme Überleben weit vor dem Leben anderer steht. Eine egoistische Sicht der Welt, in der Liebe und Hilfe verkennt werden als Gier und Eigennutz. Und für den Zuschauer bleibt ein vages Gefühl der Schwebe zurück. Abgesehen von der jungen Frau bleiben die meisten Figuren bewusst unsympathisch und für eine Komödie ist der Grundton überraschend düster. Es zeigt aber auch eine Gesellschaft, welche wie ein Fähnchen im Wind sich gerade demjenigen anschliesst, der eine glücklichere Zukunft verspricht. Zu was dies in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts führen wird, wird mit dem Nationalsozialist Müller angedeutet.

Das Werk kann man aber auch in der Tradition der Frauendramen von Ibsen sehen. Während sich beim Norweger aber die Frauen nur durch Mord oder Selbstmord aus dem Puppenheim Familie befreien konnten, bietet sich für Christine bei Horvath dank der finanziellen Unabhängigkeit ein andere Lösung.

Ein vielschichtiges und komplexes Werk also, das sich das Theater Glarus für diese Saison ausgesucht hat. Und was die Premiere am letzten Samstag gezeigt hat, die Schauspieler nehme die Hürde mit Bravour. Die starke schauspielerische Leistung der Laien garantieren für einen eindrücklichen Theaterbesuch.<//span>