Ehrenamtliche Tätigkeit als sozialstaatliche Ergänzung

Mit seinem Vortrag zum Thema „Ehrenamtliche Tätigkeiten“ begeisterte der bekannte Jesuiten-Pater Dr. Albert Ziegler die ehrenamtlich in der Cafeteria im „Haus zur Heimat“ tätigen Frauen



Der über achtzigjährige Jesuiten-Pater Dr. Albert Ziegler beeindruckte
Der über achtzigjährige Jesuiten-Pater Dr. Albert Ziegler beeindruckte

Anlass war wie jeweils zu Beginn eines Quartals die Festlegung der Zweierteams zur Bedienung der Cafeteria, wobei das erste Treffen im Jahr gleichzeitig auch ein bisschen umfangreicher bei Gesprächen und einem Nachtessen zur Pflege der Gemeinsamkeit dient.

Grenzen unseres Sozialstaates

Dank seinem reichen Fundus aus Erfahrung und Wissen gestaltete Albert Ziegler einen abwechslungsreichen Vortrag über die Bedeutung der ehrenamtlichen Tätigkeit in unserer heutigen Gesellschaft. In einem vorerst allgemeinen Beschrieb der Aufgaben unseres Sozialstaates und der Erwartungen aber auch Forderung der Bevölkerung an ihn, zeigte Ziegler deutlich auf, dass die Grenzen des Machbaren heute ganz klar erreicht sind. Er prägte zusammenfassend den Ausdruck einer heute vorherrschenden „Vollkasko-Menthalität“, die vom Staat erwartet, dass für jedes und alles der Staat die Verantwortung tragen soll. Dass es dazu kam, sieht Ziegler vor allem in der Abnahme des ausserstaatlichen Zusammenhaltes und mit der parallel dazu einhergehenden Ego-Haltung des Individuums. Ehrenamtliche oder wie heute gängiger genannt „freiwillige Arbeit“ ist gerade aus Gründen der Grenzbelastung unseres Sozialstaates wichtiger denn je.

Im Dienste der Gemeinschaft

Auf beeindruckende Weise sprach er die über fünfzig Zuhörerinnen und wenigen Zuhörer direkt auf ihre Arbeit in der Cafeteria im Alters- und Pflegeheim „Haus zur Heimat“ an. Am Anfang jeder freiwilligen Arbeit steht die private Initiative, oftmals ausgehend von einer einzelnen Person, die dann in vielen Gesprächen gleich gesinnte Mitwirkende zur erfolgreichen Durchführung eines zeitlich begrenzten oder auch über Jahre dauernden Projektes sucht. Im Unterschied zur vor über zwei Jahrhunderten erstmals ausgeübten freiwilligen Tätigkeit im Dienste der Gemeinschaft sind die Anforderungen heute ungleich höher für alle. Es bedarf heute viel mehr Professionalität in Ausübung und Organisation, Loyalität dem Sozialstaat und Verständnis wie auch Einfühlungsvermögen unseren Mitmenschen gegenüber. Dass dies von den Frauen bei ihrer Tätigkeit in der Cafeteria auch nach achtzehn Jahren immer wieder aufs Neue gefragt ist, darf ohne Abstriche als Ursprung des sich in allen Belangen Wohlfühlens der Bewohner/-innen des „Haus zur Heimat“ und der Gäste beim Zusammensitzen bei Kaffee und Kuchen gedeutet werden.