Pfarrerin Dagmar Doll sagte in der sehr gut besetzten Stadtkirche, die Kirche müsse gesellschaftliche Veränderungen wahrnehmen und daran arbeiten: «Jesus wollte die Auseinandersetzung.» Veränderung berge Chancen und Gefahren, auch wir seien davor nicht gefeit.
Pfarrer Alfred Meier, Präsident des kantonalen Kirchenrates der Reformierten Landeskirche, betonte, Kirche solle die Menschen auf Ängste ansprechen, diese aber nicht schüren. Der Auftrag heisse: «Gnade und Frieden sei mit Euch.» Angst enge ein, mache klein und kleinlich. Gottes Heil jedoch sei von grosser Weite. «Der Glaube will Angst heilen, Vertrauen schaffen und stärken. Alles andere hat hier nichts zu suchen.»
Traum verwirklichen
Rolf Jost, Pfarrer in Netstal, sagte in seiner Predigt in Anlehnung an das Markus-Evangelium, das Reich Gottes sei wie ein Senfkorn: Als kleinster Samen gesät, gehe es auf und werde grösser als alle anderen Kräuter. Es treibe so grosse Zweige, dass die Vögel in seinem Schatten ihre Nester bauten.
Er träume, «dass in nicht allzu ferner Zukunft unsere Kirche mittendrin ist im gesellschaftlichen Leben der neu entstehenden politischen Gemeinde Glarus». Dass es möglich sein werde, die Eigenheiten unserer Dörfer zusammenzubringen in ein Ganzes, das sich fruchtbar erweise für das Leben aller. Er träume von einer christlichen Gemeinde, «in der die vielen Stimmen einen Chor ergeben, in der die Ennendaner Gemütlichkeit, das Glarner Selbstbewusstsein und die Netstaler Genügsamkeit sich zum Guten ergänzen».
Für die Verwirklichung eines Traums seien zwei Prinzipien gleichermassen wichtig: Yin und Yang, Männliches und Frauliches, revolutionäres und evolutionäres Prinzip, wie es auch in der Bibel beschrieben sei. Auch das Christentum hatte die Tendenz zu erstarren, benötigte immer wieder seine Propheten und Ketzer. Die Reformation war ein historischer Umbruch, «in dem sich revolutionäre Dinge ereigneten, in dem durch ein paar kritische Gedanken viel Angst, Konflikte und zunächst ein Chaos entstand. Aber mittendrin aus unscheinbaren Anfängen etwas Gutes und Nützliches für die Weltgemeinschaft wuchs.»
Die Verwirklichung unseres Traumes in Glarus Mitte beinhalte das Ringen um Dinge, die bleiben, und solche, die aufgegeben würden. «Gott gibt uns hier eine grosse Chance», so Rolf Jost.
Synodepräsident Christian Marti meinte in seinem Sendungs- und Segenswort für die neue kantonale Kirchenrätin Susanna Graf, dass alles Säen und Ernten auf dem festen Fundament von Jesus gründe. Er dankte ihr herzlich für die Bereitschaft, den Samen aufzunehmen und an der Zukunft der Glarner Kirche weiterzubauen.
Musikalisch bereichert wurde der Abendmahl-Gottesdienst vom Song Line Chor Ennenda und von Emanuele Jannibelli an der Orgel. Zum Abschluss gab es einen Apéro, an dem auf eine gute Zukunft angestossen wurde.