Eigenverantwortung in der Vorsorge zahlt sich aus

Denkt man an die Zeit nach der Pensionierung, so geht bei vielen Menschen das Kopfkino los: Viele und lange Reisen, Kaffee trinken mit Freunden mitten unter der Woche oder endlich genügend Zeit für ein geliebtes Hobby. Damit man den dritten Lebensabschnitt aber richtig geniessen kann, bedarf es einer guten finanziellen Vorbereitung.



Gerhard Wehrli Privatkundenberatung (zvg)
Gerhard Wehrli Privatkundenberatung (zvg)

Wer den gewohnten Lebensstandard auch nach der Pensionierung halten will, kommt in der Regel nicht umhin, privat vorzusorgen. Dies erkennen laut der Studie «Raiffeisen Vorsorgebarometer 2021» immer mehr Menschen in der Schweiz. Vor allem ältere Personen übernehmen gemäss dem Vorsorgebarometer mehr Eigenverantwortung für ihre Altersvorsorge. Diese Eigenverantwortung zeigt sich konkret im Verhalten: Je stärker man sich in der Verantwortung sieht, desto eher wird ein Säule 3a-Produkt eröffnet.

Ohne Eigenleistung bleibt im Alter nicht viel übrig

Bei jungen Erwachsenen ist das Vorsorgebewusstsein laut Vorsorgebarometer weniger ausgeprägt: Der dritte Lebensabschnitt liegt für diese Menschen noch weit in der Zukunft. Doch tatsächlich ist diese Zukunft finanziell betrachtet viel näher als man denkt. Über 26 Prozent der 18- bis 30-Jährigen sehen vor allem den Staat oder den Arbeitgeber in der Verantwortung für die Altersvorsorge. Gerhard Wehrli, Privatkundenberater der Raiffeisenbank Glarnerland, ordnet diese Haltung ein: «Breite Teile der Schweizer Bevölkerung verfügen über wenig Vorsorge- und Finanzwissen. Wer wenig über die Vorsorge weiss, verlässt sich oft auf die AHV und die berufliche Vorsorge.» Nur auf die erste und zweite Säule zu vertrauen, ist aber riskant, denn das Schweizer Vorsorgesystem steht sowohl finanziell als auch politisch vor grossen Herausforderungen. Vor 30 Jahren entfielen noch 28,2 Rentner auf 100 Erwerbstätige, heute sind es bereits 35,7 Rentner – Tendenz weiterhin steigend. So wird im Vorsorgebarometer 2021 die steigende Lebenserwartung als grösste Gefahr für die Finanzierung der Altersvorsorge genannt.

Wertschriftensparen gewinnt an Bedeutung

Als zweitgrösste Gefahr werden die sinkenden Renditen aufgeführt. Gemäss Vorsorgebarometer 2021 ist das 3a-Vorsorgekonto mit 45,3 Prozent zwar nach wie vor das beliebteste Vorsorgeinstrument. «Das Vorsorgen mittels Wertschriften gewinnt aufgrund der tiefen Zinsen auf dem Sparkonto aber stetig an Beliebtheit», stellt Gerhard Wehrli fest. So haben in diesem Jahr deutlich mehr Schweizerinnen und Schweizer ihre privaten Vorsorgegelder in Wertschriften investiert als noch im Vorjahr (+8,1 Prozentpunkte). Die Anlage in Wertschriften ist besonders unter jüngeren Personen, unter Männern und in der Deutschschweiz beliebt. «Es macht speziell für jüngere Menschen Sinn, mit Wertschriften vorzusorgen, denn ihr Anlagehorizont ist sehr lange und allfällige Schwankungen können über die Jahre ausgeglichen werden», erläutert Gerhard Wehrli.

Hohe Erwartungen an die dritte Lebensphase

Viele Menschen in der Schweiz dürften die Früchte aus ihrer privaten Vorsorge gut zu nutzen wissen: Gemäss Vorsorgebarometer ist bei über 13 Prozent der Befragten im Verlauf der Corona-Krise der Wunsch aufgekommen, sich früher pensionieren zu lassen. Immer weniger Menschen können sich ausserdem vorstellen, nach Erreichen des ordentlichen Rentenalters weiterzuarbeiten. Diese hohen Erwartungen an die dritte Lebensphase stehen im Widerspruch zum tatsächlichen Vorsorgeverhalten der Schweizer Bevölkerung. Denn sicher ist: Wer privat nicht genügend vorsorgt, kann sich in der Regel weder eine Frühpensionierung leisten noch den gewohnten Lebensstandard nach der Pensionierung beibehalten.

Das Raiffeisen Vorsorgebarometer

Das Vorsorgebarometer basiert auf einer vom 22. bis 30. Juni 2021 durch das Link-Institut durchgeführten Bevölkerungsbefragung von 1041 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren und auf der Analyse ökonomischer Daten. Die Umfrageergebnisse sind repräsentativ für alle Schweizer Landesteile und zeigen, wie es um die finanzielle Altersvorsorge in der Schweiz bestellt ist. Das Vorsorgebarometer wurde erstmals 2018 publiziert und wird jährlich erhoben. Während Raiffeisen bei der Erstellung des Vorsorgebarometers die Unternehmer- und Konsumentenperspektive miteinbringt, deckt die ZHAW School of Management and Law den wissenschaftlichen Teil ab.

www.raiffeisen.ch/vorsorgebarometer

«Es macht speziell für jüngere Menschen Sinn, mit Wertschriften vorsorgen, denn ihr Anlagehorizont ist sehr lange und allfällige Schwankungen können über die Jahre ausgeglichen werden.»