Ein Abend, der zu denken gibt

Die Glarner Offiziersgesellschaft durfte im Hotel Post Glarnerhof einen hohen Gast der Schweizer Armee begrüssen: Divisionär Rolf André Siegenthaler, Chef Logistikbasis der Armee.



Divisionär Rolf André Siegenthaler, Chef Logistikbasis der Armee und Hans Jörg Riem, Präsident der Glarner Offiziersgesellschaft (Bilder: martin c.mächler)
Divisionär Rolf André Siegenthaler, Chef Logistikbasis der Armee und Hans Jörg Riem, Präsident der Glarner Offiziersgesellschaft (Bilder: martin c.mächler)

Am 18. Mai 2003 wurde das Reformprojekt Armee XXI in einer Volksabstimmung angenommen insbesondere durch die veränderte Sicherheitslage in Europa. Man könnte sagen, es wurde einer Schrumpfung der Armee zugestimmt. Was damals für richtig empfunden wurde, sieht heute ganz anders aus. Die Sicherheitslage in Europa hat sich verändert und leider nicht zum Guten. Div Siegenthaler zeigte in seinem Referat auf, vor welchen Herausforderungen die Armee steht. Es fehlt nicht an Frauen oder Männern, die den Dienst leisten. Es fehlt auch nicht am Willen, die Schweiz zu verteidigen. Vielmehr steht Div Siegenthaler vor einer sehr grossen Herausforderung. Als Chef der gesamten Logistik der Schweizer Armee ist er verantwortlich für die Bereitstellung und Instandhaltung von Armeematerial. Oder um es sehr einfach auszudrücken, was nützt eine 100 000 Mann starke Armee, die eine ungenügende Ausrüstung hat.

Siegenthaler zeigte in verschiedenen Beispielen auf, wie wichtig in einem Kriegsfalle die Logistik ist: das Verschieben von Truppen und Material, Nachschub an Waffen und Munition und nicht zu vergessen die Verpflegung. Doch genau das bereitet ihm zurzeit Sorgen. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Sollte morgen oder übermorgen der Ernstfall eintreten, wäre die Schweizer Armee nicht bereit. Auf einem Bild in diesem Artikel sehen Sie, was es brauchen würde, um die Armee voll auszurüsten. Das sind nicht weniger als 50 Milliarden Schweizer Franken. Doch nur ein Bruchteil davon stellt der Bund der Armee zur Verfügung. 1990 stellte der Bund der Armee noch 16% des Bundesbudget zur Verfügung. Heute sind es noch ca. 6%.

Wie schon oben erwähnt, was 2003 bei der Abstimmung richtig war, stimmt 2026 nicht mehr. Doch Appelle an die Regierung und das Parlament stossen auf taube Ohren. Es wird zwar zur Kenntnis genommen, aber mehr nicht. Nun stellt sich die Frage: Können oder wollen wir uns auf unsere Nachbarländer verlassen? Auch diese Situation hat sich verändert. Die Aufgaben der Armeeführung sind schwierig und vielleicht sollte auch ein Umdenken stattfinden. Man kann sich nicht immer in einer Muschel verkriechen und dass es ja schon irgendwie gut kommt. Zum Schluss seines sehr interessanten Vortrages, wies er noch auf den Artikel 6 der Bundesverfassung hin, in welchen es heisst:

Jede Person nimmt Verantwortung für sich selber wahr und trägt nach ihren Kräften zur Bewältigung der Aufgaben in Staat und Gesellschaft bei.
Art. 6 Bundesverfassung

Es war ein Abend, der nachdenklich machte und auch aufzeigte, wie diffizil das Sicherheitsgefüge in Europa ist.