Ein Anime zum Mitspielen

Mit «Ni no Kuni» taucht der Spieler in eine fantastische Welt ein. Das PS3 exklusive Spiel ist die bis dato beste Mischung aus japanischem Rollenspiel und Anime.



Oliver und Tröpfchen öffnen ein Portal in die andere Welt. (Bild: zvg)
Oliver und Tröpfchen öffnen ein Portal in die andere Welt. (Bild: zvg)

Japanischer kann ein Videospiel kaum sein. «Ni no Kuni» für die PS3 bringt zwei der renommiertesten Studios Nippons zusammen: Factor 5, Schöpfer der «Professor Layton»-Reihe, sowie Studio Ghibli, Schöpfer der Filme «Prinzessin Mononoke» oder «Das wandelnde Schloss». Und das Resultat ist das bisher beste und vor allem liebevollste Rollenspiel japanischer PrägunArtikelg.

Herz ist Trumpf


Der Junge Oliver hat es schwer; denn eine Mutprobe brachte seine Mutter so in Aufregung, dass sie an einem Herzinfarkt stirbt. Seine Tränen verwandeln sein Lieblingsstofftier in den Fürsten der Feen «Tröpfchen» zurück. Dieser hat sich auf der Suche nach dem Reinherzigen in unsere Welt gemacht. Und wenig überraschend ist gerade Oliver dieser Reinherzige, der die Welt von Tröpfchen von einem üblen Bösewicht retten muss. Die Aussicht, in der «anderen Welt» auch seine Mutter vom Tod zurückholen zu können, bringt Oliver dazu, in sein grosses Abenteuer zu starten. Die verschiedenen Welten in «Ni no Kuni» sind nämlich miteinander verbunden und diese haben Seelenverwandte, die sich gegenseitig beeinflussen. Somit muss Oliver immer wieder zwischen den Welten wechseln, um Rätsel und Probleme zu lösen. Meistens hat es mit dem Herzen zu tun. Denn ein neues Element des Rollenspiels sind die Herzessenzen wie Glaube oder Mut, die Oliver von einigen Menschen bekommen kann, um sie andere Menschen, die an einem gebrochenen Herzen leiden, zu geben.

Eine grosse Prise Pokemon


Ansonsten bietet «Ni no Kuni» die klassische Japano-Rollenspielkost. Eine Oberwelt, die zuerst zu Fuss später mit einem Schiff und einem Drachen bereist werden kann, massig Kämpfe, um den Charakter aufzuleveln, und Städte mit Läden und zahlreichen Nebenaufgaben. Dazu kommt der Kessel, mit dem man nach Rezept oder auf gut Glück Zutaten vermischen kann, um bessere Gegenstände zu erhalten. Dazu kommt eine grosse Prise Pokemon. Nach einigen Spielstunden lernt die Begleiterin Ester das Bezirzen. Mit dieser Fähigkeit können Gegner eingefangen werden, die fortan für uns kämpfen können. Denn Oliver muss nicht selber die Hände schmutzig machen, er kann auch einen seine Verbündeten in den Kampf schicken. Diese laufen für japanische Rollenspiele typisch in einer Mischung aus echtzeit- rundenbasiertem Kampf ab, wobei jede Aktion eine bestimmte Zeit braucht, bis die Figur die nächste lancieren kann. Gerade bei den gut inszenierten Bosskämpfen zeigt das Kampfsystem taktische Tiefe. Hier muss geblockt werden und sinnvolle Zauber oder Attacken ausgewählt werden. Natürlich ist auch das Aufleveln mit den normalen Gegnern zum Teil Pflicht oder vereinfacht mindestens das weitere Spielen. Auch die Verbündeten steigen durch die Erfahrungspunkte auf, können aber auch mit Süssigkeiten verbessert werden.

Die Grafik: ein Traum


Ist die Spielmechanik wenig originell, ist es vor allem die Inszenierung, welche «Ni no Kuni» deutlich von anderen Genrevertretern heraushebt. Kein anderes Rollenspiel ist so liebevoll und fantastisch gestaltet. Dazu kommen der eingängige Soundtrack und die in allen Situationen passenden Sprecher. Zumindest in der englischen und sehr wahrscheinlich auch japanischen Tonspur. Für unseren Sprachraum gibt es nur deutsche Untertitel. Das absolute Highlight sind dann natürlich die vom Studio Ghibli gezeichneten Zwischensequenzen, die leider eher seltenen Filmschnipsel sind eindeutig das Beste, was man so in einem Videospiel so gesehen hat.

Pflichtkauf für Genrefans


Alles in allem ist «Ni no Kuni» nicht das innovativste Spiel, bietet aber grundsolide Rollenspielkost mit einer sehr liebevollen Geschichte und einer unvergleichbaren Inszenierung. Wer nur ein bisschen was mit japanischen Genrevertretern anfangen kann, muss hier zugreifen. Wer bei Kulleraugen und knuffigen Monstern einen Schreikrampf kriegt, sollte dann doch lieber zu einem anderen Spiel greifen, auch wenn er so sicher etwas verpasst.