Ein Glarner gab den Anstoss für die Schweizerfahne

Die Schweizerfahne mit dem weissen Kreuz im roten Feld, ein altes ehrwürdiges Zeichen unserer Vorfahren, war seit dem ausgehenden Mittelalter in Vergessenheit geraten. Erst im 19. Jahrhundert wurde das weisse frei schwebende Kreuz auf rotem Grund zum eigentlichen Emblem der Eidgenossenschaft. Den Anstoss dazu gab der Glarner: General Niklaus Franz von Bachmann an der Letz aus Näfels.



Martin Laupper
Martin Laupper

Erstmals erscheint das weisse Kreuz im roten Feld als gemeineidgenössisches Heerzeichen in der Schlacht bei Laupen . Hierüber vermerkt ein zeitgenössischer Schlachtbericht „ als die Berner mit ihren Bundesgenossen von Schwyz, Uri und Unterwalden, von Hasli und Weissenburg vor die Mauern Laupens zogen, waren alle vom Höchsten bis zum Geringsten mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes , verfertigt aus weissem Tuch, gezeichnet: ein wiss cruz in einem roten velde“. Aufgrund der Umgestaltung des Wehrwesens im 17. und 18. Jahrhunderts verschwand das weisse Kreuz im roten Feld und wurde durch gleichmässige Kompanie- oder Bataillonsfahnen, die gewöhnlich in kantonalen Farben geviertet, gestreift oder geflammt und in der Regel in der ganzen Länge und Breite von einem weissen Kreuz durchschnitten waren, abgelöst.

"Schwebe über uns und segne unsere Treue"

Der Glarner General Bachmann, überreichte 1800 am Rande des Lechfeldes in Schwabmünchen in einem feierlichen Akt unter dem Motto: „schwebe über uns und segne unsere Treue“, seinem Schweizer Regiment, das im englischen Solde auf der Seite der Koalition gegen Napoleon kämpfte, das so gestaltete Feldzeichen. Mit Bachmanns Fahnenübernahme beginnt somit eine neue Epoche in der Geschichte des Schweizerkreuzes. Nach zweieinhalb Jahrhunderten wurde das weisse Kreuz im roten Feld erstmals wieder als gemeineidgenössisches Zeichen in Regimentsfahnen aufgenommen.

Erster Schweizer General

Darüber hinaus hat General Bachmann auch bei der Grenzbesetzung 1815 ,während den 100 Tagen Napoleons, entscheidend beigetragen zur Verbreitung unseres heutigen Nationalemblems. Am 30. März 1815 legte der Glarner General Bachmann an der Tagsatzung in Zürich vor allen 22 eidgenössischen Kantonen den Eid zum ersten Oberbefehlshaber der Eidgenossenschaft und somit zum ersten Schweizer General ab. In der Folge verfügte er in seinem Tagesbefehl vom 1.Juli 1815: „ Alle Eydgenössischen Truppen… und alles was zur Armee gehört, soll also von nun an am linken Arm ein Armband von scharlach rothem Tuch mit einem weissen Kreutze nach beyliegendem Modell tragen.“

Man geht davon aus, dass die Tagsatzung aufgrund der Vorstellungen unseres Glarners, 1815 die ersten vier eidgenössischen Bataillonsfahnen mit diesem Zeichen in Auftrag gab. Diese wurden am 12. Oktober zu Yverdon den vier von den aus Frankreich heimkehrenden Söldnern gebildeten Linienbataillonen feierlich übergeben. Dazu erhielt jeder Soldat eine Medaille an einem weiss-roten Band „Für Treue und Ehre“. Auf dem roten Seidentaffet der Fahnen war ein freischwebendes weisses Kreuz aufgenäht, das auf der einen Seite die durch ein lorbeerumwundenes Schwert gezierte Aufschrift „ Für Vaterland und Ehre“ trug , während auf der andern Seite „Schweizerische Eidgenossenschaft“ stand.

Das nationale Symbol

Die heutige Schweizerfahne beruht auf dem 1815 im Staatssiegel festgelegten Wappen der Eidgenossenschaft. So ist das durch unseren Glarner General Niklaus Franz von Bachmann in altschweizerischer Vaterlandsliebe wiedergefundene weisse Kreuz zu unserem nationalen Symbol in Zeiten grosser Bedrängnis erkoren worden. Dieses „ist der Steinschnitt im Gewölbe unseres Vaterlandes“ bemerkt der Dichter Gottfried Keller in seinem Aufsatz „Der Wahltag“.

Zeichen in schweren Zeiten gesetzt

Gerade in Zeiten wie heute, wo die Schweiz international unter Druck geraten ist und starke Kräfte sie in ihrem Innersten gefährden und den Zusammenhalt unseres Landes in Frage stellen, ist es wichtig, sich auf das Verbindende zu konzentrieren, sagt der Präsident der General Bachmann Gesellschaft, Martin Laupper. Die Erinnerung an Persönlichkeiten wie diejenige an General Bachmann – einen Glarner – der es verstand, Zeichen in schwieriger, bedrohlicher Zeit zu setzen, ist ebenfalls für unsere Generation von grosser Bedeutung. Er freue sich deshalb ganz besonders, erklärt Martin Laupper weiter, dass ein von der General Bachmann Gesellschaft dem Gemeinderat von Näfels eingereichtes Anliegen, dem General durch Bezeichnung einer Strasse an seinem Heimat- und Wohnort die wohlverdiente Ehre und Beachtung heutiger und kommender Generationen vermehrt zukomme, wohlwollend aufgenommen wurde und in absehbarer Zeit würdevoll in die Tat umgesetzt wird.

Am Nationalferiertag, dem 1. Augst, wird die Schweizer Fahne nebst den vielen patriotischen Reden bestimmt im Zentrum der Feierlichkeiten stehen. An diesem Tag ist der Stolz, ein Schweizer, ein Schweizerin zu sein, unter der Fahne mit dem weissen Kreuz zu stehen und die Nationalhymne zu singen, besonders gross.