Ein grosser Schritt im Hochwasserschutz

In den kommenden Jahren entsteht oberhalb des Kalkbühls in Glarus ein Auffangbecken mit einem Volumen von rund 43 000 Kubikmeter. Hier soll bei einem Unwetter das Wasser von drei Runsen zurückgehalten werden. Am letzten Mittwoch fand der Spatenstich statt.



Der erste Aushub für das Becken Wyden wurde am letzten Mittwoch gemacht. (Bilder: jhuber) Ingenieur Bruno Raymann zeigt
Der erste Aushub für das Becken Wyden wurde am letzten Mittwoch gemacht. (Bilder: jhuber) Ingenieur Bruno Raymann zeigt

Über einen Meter Wasser auf dem Zaunplatz, in vielen Strassen von Glarus Schlamm und Geröll, überall überschwemmte Keller und Wohnungen. So schilderte Ingenieur Bruno Raymann die Auswirkungen eines hundertjährigen Hochwassers für die Stadt Glarus mit den aktuellen Massnahmen. Das Problem dabei ist, dass die drei Runsen im Vorderglärnischgebiet aufgrund der Topografie innert kürzester Zeit gewaltige Wassermassen mit sich führen. «Bereits eine halbe Stunde nach Beginn des Unwetters führen die Runsen 33 Kubikmeter Wasser pro Sekunde mit sich.» Der Oberdorfbach kann dabei nur gerade einen halben Kubikmeter aufnehmen. Wie diese Wassermassen bereits bei einem eher kleineren Hochwasser in den Gassen und Strassen von Glarus Schäden anrichten, konnte auch Gemeindepräsident Christian Marti – aufgewachsen im Vorderdorf – berichten. «Ich kann mich noch gut erinnern, als ich im Jahr 1991 als Jugendlicher Wasser aus unserem Keller geschöpft habe.» Das Hochwasser von 1991 war auch der Auslöser, dass sich die damalige Gemeinde Glarus mit dem erwähnten Gebiet und der Problematik beschäftigte. «Eine lange Projektierungsarbeit erreicht heute seinen ersten Meilenstein», meinte dazu Kapsar Elmer, Leiter Tiefbau, am letzten Mittwoch anlässlich des Spatenstichs für das neue Becken Wyden, dem Kernstück der verschiedenen Massnahmen.

Material gleich vor Ort


Das Hochwasserrückhaltebecken Wyden mit zirka 43 000 Kubikmeter Nutzinhalt muss den Abfluss aller drei Runsen übernehmen. Bereits während der Beckenfüllung werden dauernd maximal 0,5 m3/s an den Oberdorfbach abgegeben und schadlos zur Linth geleitet. Diese Entleerung erfolgt über einen Grundablass mit Drosselorgan in einer geschlossenen Rohrleitung bis zur Verzweigung Kalkbühl in den Oberdorfbach oder bei seltenen, grösseren Mengen über die Geländerinne zum Becken Bleiche. In Notfällen kann das Rückhaltebecken Wyden durch eine regulierbare Schütze auch rascher entleert werden (bis max. 2 m3/s). Der Damm ist 5 bis7 m hoch und besteht aus verschiedenen Kernen mit bestimmten Korngrössen aus vorhandenem Aushub. Es muss weder Schüttmaterial zugeführt noch Aushub abgeführt werden (Massenausgleich). Die bestehende Flurstrasse wird entlang dem Waldrand (min. 2 m Waldabstand) umgelegt und verbessert als Teilkompensation die forst- und landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Die alte Strasse wird zurückgebaut und begrünt. Die Zufahrt zum Zivilschutz-Übungsplatz erfolgt über die Dammkrone.

Der Oberdorfbach kommt zurück ans Licht


Der Oberdorfbach wird im Bereich des Beckens Wyden renaturiert und ein Abstand von min. 5 m zur umgelegten Strasse eingehalten. Vom Wyden bis Kalkbühl wird er in seinem bisherigen Verlauf belassen. Von der Verzweigung Kalkbühl an abwärts werden die 4 grössten Engpässe saniert, sodass neben dem Abfluss aus dem Rückhaltebecken Wyden auch die Wassermengen aus dem direkt angrenzenden Einzugsgebiet problemlos abgeführt werden können. Vor dem Steppel wird der Abfluss des Oberdorfbaches auf 1,2 m3/s gedrosselt. Überschüssige Wassermengen gelangen ins Rückhaltebecken Bleiche. Die Drosselung des Oberdorfbaches ist so dimensioniert, dass auch abwärts vom Steppel die bei Niederschlägen zufliessenden Wassermengen ohne Probleme abgeführt werden können.

Zusammen mit den zusätzlichen Massnahmen belaufen sich die Kosten auf zirka 6,85 Mio. Franken, davon übernimmt der Bund und Kanton 60 Prozent. In diesem Jahr steht zuerst die Neuverlegung der Strasse und der Werkleitungen an, im Jahr 2012 steht dann der eigentliche Bau des Beckens an. Alle Arbeiten sollen in den nächsten drei Jahren abgeschlossen sein. «Diese Gefahr ist dann deutlich gebannt», schloss Elmer seine Ausführungen. Übrig bleibt nur noch die Linth, bei der aber sehr bald Schutzmassnahmen realisiert werden sollen.