Ein guter Mensch in einer schlechten Welt

Das Landestheater Tübingen spielte am letzten Sonntag in einer beeindruckenden Inszenierung Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“.



Shen Te kurz vor der vermeindlichen Heirat (Bild: j. huber)
Shen Te kurz vor der vermeindlichen Heirat (Bild: j. huber)

Die Götter steigen auf die Welt hinab, um gute Menschen zu finden. In der Stadt Sezuan ist nur eine Person bereit, sie für die Nacht aufzunehmen. Die Prostituierte Shen Te. Als Dank und damit sie mehr Gutes tun kann, geben ihr die Götter Geld. Sie kauft sich damit einen kleinen Tabakladen. Schon bald wird ihr Laden von Schnorrern und Bettlern bevölkert, die sie beinahe ruinieren. Als Vetter Shui Ta verkleidet, versucht sie ihren Laden und ihre Existenz zu retten. Durch die unglückliche Liebe zu einem arbeitslosen Flieger verliert sie ihn dennoch. Als sie merkt, dass sie schwanger ist, schlüpft sie nochmals in die Rolle des Schui Ta. Wegen der Anschuldigung, dass Schui Ta Shen Te getötet habe, muss sie sich auch vor den Göttern zu erkennen geben. In dieser Welt ist es nicht möglich gleichzeitig ein guter Mensch zu sein und gut leben zu können.

Das Landestheater Tübing inszenierte „Der gute Mensch von Sezuan“ im Sinne Brechts epischen Theaters. So nutzten sie viele Elemente zur Verfremdung. Alle Rollen wurden von acht Schauspielern übernommen. Dabei schlüpften die Akteure auf der Bühne in die verschiedenen Rollen. Auch das Sprechen zu den Zuschauern führte zu einem intensiven und faszinerenden Theaterabend, der ganz im Sinne Brechts zum nachdenken anregte.