Heinrich Hössli (1784–1864)publizierte eine zweibändige Abhandlung «Eros – die Männerliebe der Griechen» (1836 und 1838). Darin legte er als erster Autor überhaupt dar, dass die soziale Ächtung und strafrechtliche Verfolgung der «Männerliebe», ähnlich wie die Hexenverfolgung, auf Aberglauben und Vorurteilen beruhe. Allein Aufklärung und Erkenntnis der Wahrheit könne die «Männerliebenden» von der Bestrafung befreien und ihnen soziale Geltung verschaffen, so wie sie einst zur Zeit des «göttlichen Plato» existiert habe.
An der Feier in der Velowerkstatt waren etwas mehr als zwei Dutzend Personen anwesend. «Wir sind viele verschiedene Menschen hier», sagte Werner Kälin, Landrat und Mitinitiator dieser Idee. Sie kamen aus Zürich, Basel, Bern und aus dem Glarnerland. «Ihr seid Frauen, Männer – vielleicht weder noch, zwischendrin oder nebendran.» Auch Landratspräsidentin Daniela Bösch-Widmer war da, Schwulen-Aktivist Ernst, Kaj Weibel, der jüngste Glarner Landrat und selbstverständlich der Besitzer des Hauses, der passionierte Velofahrer FrancescoBase zusammen mit seinem Sohn Nicola.
Rolf Kamm vom Historischen Verein erzählte Geschichtliches über die Abläschstrasse und das Haus, Rolf Thalmann, von der Heinrich Hössli Stiftung für Homosexualität in Kultur und Geschichte erinnerte daran, dass gleichgeschlechtliche Liebe immer noch heftige Ablehnung erfahre. Kälin: «Dass wir heute im Geburtshaus von Heinrich Hössli sein können, finde ich grossartig. Dafür bedanke ich mich bei Francesco Base und seinen Söhnen Nicola und Toni herzlich.»
Verein und Fundrising
Kamm, Thalmann und Kälin haben sich mit Fridolin Elmer (ehemaliger Museumsleiter) zusammengetan, um Hösslis Geburtshaus zum gegebenen Zeitpunkt von der Besitzerfamilie für die «Community» zu kaufen und zur Pflege der Erinnerungskultur an den Vorkämpfer für die gleichgeschlechtliche Liebe zu nutzen. Als erster Schritt sei die Gründung eines Vereins vorgesehen, der das Fundraising durchführe und die Verhandlungen organisiere. Für den Kauf soll später eine Stiftung gegründet werden.
«Vielleicht fragt ihr euch: Und was wollen die mit dem Haus machen?», fragte Kälin in seiner Rede, und gab die Antwort gleich selber: «Das weiss ich nicht.» Natürlich hätten die Initianten Ideen. «Doch wenn wir einen Verein gründen, Mitglieder finden und Geld erhalten, werden noch mehr Menschen ihre Vorstellungen einbringen». Das Haus soll nicht nur Erinnerungs-, sondern auch Tatort werden. Kälin: «Dieses Haus kann der Ursprung sein für vieles, wofür es sich einzustehen lohnt.»