Ein Herr / Ein Glaube / Eine Taufe – 500 Jahre Reformation im Glarnerland

Die Wirren der Reformation waren durchaus auch im Kanton Glarus zu spüren, wie Josef Schwitter in seinem interessanten, aufschlussreichen Vortrag in Näfels zu berichten wusste. Von der ökumenischen Haltung der Glarner Bevölkerung aber zeugt sicher die Inschrift einer der Glocken in der Stadtkirche; Ein Herr / Ein Glaube / Eine Taufe. Der Anlass wurde organisiert vom Kulturforum Brandluft.



(Bilder: zvg)
(Bilder: zvg)

Von 1506 –1516, damals als noch altgläubiger Priester, wirkte Huldrych Zwingli als Pfarrer in Glarus. Er war verantwortlich für den Bau der Kreuzkapelle, in der ein Splitter von Kreuze Jesus aufbewahrt wurde und gründete die Lateinschule in Glarus. Zwingli nutzte die Glarner Zeit, seine Studien der Heiligen Schrift fortzusetzen. Die norditalienischen Kriege, insbesondere das Gemetzel bei der Schlacht von Marignano, wohin er Glarner Söldner begleitete, machten ihn zum Kämpfer gegen das Söldnerwesen. Wichtiger als die menschgemachten Traditionen sei die Heilige Schrift, bekannte er ein paar Jahre später, als er in Zürich wirkte und auch gegen den Ablasshandel und gegen das Zölibat Stellung bezog. 

 

Auswirkungen im Glarnerland

Die Glarner Landsgemeinde beschloss 1526 Neutralität im Glauben; die Durchsetzung dieses Entscheids entpuppte sich aber als sehr schwierig. Zwei Jahre später, an der Landsgemeinde 1528, wechselte der Kanton zum neuen Glauben. Eindrücklich schilderte Josef Schwitter das ständige Auf und Ab zu jener Zeit; man stritt miteinander, revolutionierte Bestehendes, feierte aber auch miteinander und versuchte, miteinander zu leben und zueinander zu stehen. 1530 wurde im katholischen Oberurnen der Pfarrer von Niederurnen erschlagen. Landammann Hans Aebli, bereits Schlichter beim ersten Kappeler Krieg, konnte auch diesmal einen Bürgerkrieg knapp verhindern.
Als wahrhaft ökumenischer Mensch, so der Referent, kann Valentin Tschudi, der Nachfolger von Huldrych Zwingli bezeichnet werden. Zeit seines Wirkens war er um Ausgleich besorgt und zeigte alt- und neugläubigen Bürgern die Pflichten eines christlichen Lebens auf, welche für alle wesentlich und wichtig seien.

Die Angehörigen der beiden Glaubensrichtungen verfügten über unterschiedliche Kalender; die Katholiken standen bereits im neuen Jahr, wenn die evangelischen Mitbürger Weihnachten feierten.

1623 wurde die politische Macht zwischen den Konfessionen im dritten Landesvertrag geregelt: Ein Reformierter war drei Jahre lang Landammann und ein Katholik Landesstatthalter, anschliessend war es zwei Jahre lang umgekehrt. Dies führte zu drei verschiedenen Landsgemeinden, weil die Wahlen nur konfessionsgetrennt vorgenommen werden konnten. Auch die Fahrt wurde eine Weile lang getrennt begangen.
Der gemeinsame Bau der Stadtkirche nach dem Brand von Glarus von 1861 war hingegen ein schönes Zeichen der Ökumene. Im 20. Jahrhundert kam mit der Industrialisierung die Durchmischung der Konfessionen.

In den 70er-Jahren, nach dem Konzil, kam die Ökumene auf. Man betete und feierte miteinander und hoffte (und hofft weiterhin) auf Umwälzungen, auf das die anfangs erwähnte Inschrift auf der Glocke zum Tragen komme.

Mit einem langanhaltenden Applaus bedankten sich die Anwesenden bei Josef Schwitter für seinen fundierten, spannenden Einblick in die Reformationsgeschichte des Landes Glarus.