Ein Jahr nach dem grossen Rutsch

Ende August 2023 hat im Gebiet der Wagenrunse ein Murgang mehrere Häuser in Teilen des Dorfes Schwanden verschüttet. Die Bevölkerung konnte rechtzeitig evakuiert werden, verletzt wurde niemand. Der Murgang richtete in den betroffenen Gebieten jedoch erhebliche Schäden an Gebäuden an.



Ein Jahr nach dem grossen Rutsch

Ein Jahr später haben Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde Glarus Süd an einer Medienveranstaltung in Schwanden Bilanz gezogen und die bereits getätigten Aufräum- und Bauarbeiten sowie den Stand der Arbeiten im Schadengebiet erläutert.

An der Medienorientierung vom Dienstag, 27. August 2024, waren Vertretende der Gemeinde und des Kantons Glarus sowie weitere Fachexperten anwesend. Hansruedi Forrer, Gemeindepräsident Glarus Süd, sprach den beteiligten Fachpersonen, aber auch den zahlreichen Helferinnen und Helfern seinen herzlichen Dank für die im letzten Jahr geleistete Arbeit aus: «Mein Dank geht an die gegen 500 Personen in verschiedenen Funktionen und Organisationen, die jeden Tag mit den Aufräumarbeiten beschäftigt sind und ihre Arbeit verantwortungsvoll wahrnehmen. Ich bin auch dankbar, dass das Naturereignis und seine Folgen keine Verletzten gefordert hat.»

Organisation der Gemeinde damals und heute

Bereits Tage vor dem grossen Hangrutsch hielt sich der gesamte Stab der Gemeindeführungsorganisation (GFO) einsatzbereit. Am Dienstag, 29. August 2023, kurz nach 17.00 Uhr ereignete sich der grösste Hangrutsch, der sich auf einer Länge von 400 Metern erstreckte. Weitere Erdmassen schoben sich um ca. 19.30 Uhr nach. Gut ein halbes Dutzend Häuser wurden verschüttet oder zerstört.

Vor dem grossen Hangrutsch am 29. August 2023 wurde ein Unwetter der Stufe 4 (grosse Gefahr) prognostiziert. Es war deshalb der Naturgefahrenkommission gemeinsam mit Experten möglich, die bevorstehende Gefahr einzuschätzen und Evakuationen einzuleiten. Demnach wurde bereits ab dem 20. August 2023 mit Evakuationen der betroffenen Bevölkerung begonnen. Am Abend des 26. August war das Gebiet evakuiert und komplett abgesperrt. Durch diese vorausschauende Planung ist es gelungen, dass bei dem Ereignis keine Menschen verletzt wurden. Im März 2024 wurde das Naturereignis Wagenrunse aus der Gemeindeorganisation herausgelöst und mit eigener Projektorganisation weitergeführt.

Verschiedene Teilprojekte führen zum Ziel: Das Gebiet soll wieder sicher bewohn- und befahrbar sein

Teilprojekt 1 «Räumung, Abbruch, Schutzbauten»

Dieses Teilprojekt umfasst die Räumung des vom Murgang überführten Areals mit Abbruch der zerstörten Gebäude sowie die Erstellung des Schutzbauwerks. Als Schutzbauwerk wird ein Murgangablagerungsplatz erstellt. Der Ablagerungsplatz wird mit einem hohen Schutzdamm umfasst. Zusätzlich gibt es ein Ausleitbauwerk in den Sernf. Die Schutzbauten werden auf ein 100-jährliches Ereignis ausgelegt. Mitte/Ende Oktober 2024 soll die Sicherheit gewährleistet sein, die Abschluss- und Umgebungsarbeiten sind per Ende 2025 vorgesehen.

Teilprojekt 2 «Umsiedlung und Umzonung»

Der Murgang hat mehrere Liegenschaften vollständig zerstört oder unbewohnbar gemacht. Für einzelne Bewohnerinnen und Bewohner dieser Liegenschaften sind Ersatzliegenschaften zu suchen. Zudem sind die Landentschädigungen für die durch die Schutzbauten und Strassenumlegung beanspruchten Flächen zu regeln. Dazu wiederum müssen zusammen mit Bund und Kanton die Landpreise sowie Abgeltungen festgelegt werden. Von der Umsiedlung und Umzonung betroffen sind 46 Einwohnende und 25 Beschäftigte, 44 Gebäude mit insgesamt 25 Wohnungen sowie 5 Geschäftsliegenschaften.

Teilprojekt 3 «Erschliessung Niderental»

Die Erschliessungsstrasse ins Niderental ist durch den Murgang zerstört worden. Unmittelbar nach dem grossen Murgangereignis wurden verschiedene Varianten für eine neue Erschliessung geprüft. Die Bestvariante sieht eine Verlegung der Niderentalstrasse auf einer Länge von rund 900 Metern vor. Der Beginn der Bauarbeiten ist für das zweite Quartal 2025, der Abschluss der Bauarbeiten für das 2. Quartal 2026 vorgesehen.

Teilprojekt 4 «Umlegung Herrenstrasse und Werkleitungen»

Der Murgangablagerungsplatz kommt in den Bereich der bestehenden Herrenstrasse zu liegen. Entsprechend müssen Strasse und Werkleitungen verlegt werden. Diese Verlegungsarbeiten sind mit den Bauarbeiten der Schutzbauten zu koordinieren und sind voraussichtlich im 4. Quartal 2025 abgeschlossen.

Teilprojekt 5 «Frühwarnung und Überwachung»

Damit überhaupt im Schadengebiet gearbeitet werden kann, braucht es eine Frühwarnung und Überwachung. Dazu wurde ein System mit Überwachungskameras, Georadar und Reissleine installiert. Zuständig für die Frühwarnung und Überwachung ist die Naturgefahrenkommission der Gemeinde. 

Teilprojekt 6 «Sofortmassnahmen und Schutz Sernf»

Ein erneuter Murgang kann zu einer Verstopfung des Sernf führen. Mit den vorbereiteten Massnahmen kann innert kürzester Frist interveniert werden, um ein Austreten des Sernf zu vermeiden.  

Miteinbezug Betroffene und Anspruchsgruppen

Es ist der Gemeinde Glarus Süd wichtig, die betroffene Bevölkerung und weitere Anspruchsgruppen wie Leistungsträger aus dem Niderental und Mettmen, der Luftseilbahn Kies-Mettmen, Umweltschutzorganisationen oder kantonale Fachstellen miteinzubeziehen. Bei den regelmässigen Treffen werden Fragen und Anliegen geklärt. Ein erstes Projekt, das von Betroffenen angeregt wurde, betrifft die Begleitung der Aufräum- und Umgebungsarbeiten durch einen externen Bauleiter.

Zahlen zum Naturereignis Wagenrunse

Insgesamt haben sich 35 000 Kubikmeter Erdrutschmaterial vom Hang gelöst. 

15 Wohn- und Gewerberäume sowie 8 Schöpfe sind bereits zurückgebaut. 6 Wohn- und Gewerbegebäude sowie 6 Schöpfe sind verschüttet und müssen noch ausgegraben werden. Von den 112 evakuierten Personen haben 46 Personen ihr Zuhause dauerhaft verloren. 25 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsort. Rund 20 Personen können noch nicht in ihre Häuser zurück. Viele sind permanent weggezogen, vor allem Mieterinnen und Mieter. 44 Gebäude mit insgesamt 25 Wohnungen sind von der Umsiedlung und Umzonung betroffen, darunter 5 Geschäftsliegenschaften.

Bisher wurde rund 1,2 Millionen Franken gespendet. Davon wurden 249 000 Franken bereits in Form von Überbrückungshilfen an Betroffene ausbezahlt.

Die Kosten für die Sanierung der Niderentalstrasse zwischen 2020 bis 2021 betragen 4,12 Millionen Franken. Die Kosten für das Ereignis zwischen März 2023 bis April 2024 betragen 3,35 Millionen Franken. Die Kosten für die Schutzbauten und Verlegung Herrenstrasse mit Umsiedlung und Umzonung und Überwachen betragen ca. 10,85 Millionen Franken. Die Kosten für die Erschliessung das Niderental sind in Erarbeitung.