Ein Kleinod für Geschichtsinteressierte – das bislang älteste Haus im Kanton

Das bislang älteste Gebäude im Kanton steht an der Rüfistrasse in Oberurnen. Das dendrochronologische Gutachten – eine Jahrringanalyse der verbauten Hölzer – datiert den Bau des Wohnhauses ins Jahr 1409/1410, sechs Jahre vor der Errichtung der beiden Wohntürme in der Beuge, Näfels.



Ein Kleinod für Geschichtsinteressierte – das bislang älteste Haus im Kanton

Die Genauigkeit einer dendrochronologischen Datierung hängt von drei Faktoren ab: Das verbaute Holz muss die sogenannte Waldkante zeigen, es muss erstverwendet sein und sich noch am Ort der Erstverwendung befinden. Jeder dieser drei Faktoren trifft auf das untersuchte Holz des Baues an der Rüfistrasse zu.

Das Haus wurde als Bohlenständerbau errichtet, mit massiven, ca. 40x40 cm starken Ständern. Diese Bauweise wurde seit dem 15. Jahrhundert vor allem in der Nordostschweiz verwendet und entwickelte sich später zum Fachwerkbau. Aus dieser Bauzeit sind im Haus der Dachstuhl sowie die Ständer an der Nordwand und Ostfassade und ein Deckenbalken im Keller vorhanden. In der Stube wurde ein raumhohes, barockes Täfer mit Deckleisten auf den Bohlenständerwände aufgebracht. Beim Bau des Kachelofens, datiert um 1750, wurden Deckkacheln von 1600 verwendet. Das Haus ist westseitig an ein anderes Haus angebaut. Die Trennwand ist eine eingeschobene, stehende Bohlenwand. Über eine Treppe auf der Südseite gelangt man zur Haustür, welche neueren Ursprungs ist. Auffällig sind die Fragmente einer Malerei über der Eingangstür.

Sanfte Restaurierung

Das Haus, im Besitz von Martin Boss, soll nun sanft restauriert werden. Die historische Bausubstanz soll so weit als möglich erhalten werden, unter Beachtung der nun geltenden Vorschriften. Alle historischen Bohlenwände werden somit restauriert, gereinigt und sichtbar gemacht. Auch die alten Dielen werden soweit möglich zur Restauration ausgebaut und anschliessend wieder verwendet als Bohlen-Boden. Der Dachstuhl wird belassen, wie er ist und wo nötig, verstärkt und ausgebessert. Wo immer möglich wird auf Baumaterial aus der Region zurückgegriffen, nach Möglichkeit auf solches, welches schon in der Bauzeit als Baumaterial verwendet wurde. Eine Wärmedämmung wird, damit die alte Bauweise innen sichtbar ist, an den drei Fassaden aussen angebracht. Die Malerei über der Haustüre wird rekonstruiert. 

Durch die Erhaltung der alten Bausubstanz und dem gleichzeitigen Ausbau moderner Infrastrukturen wird das älteste Haus im Kanton nach seiner sanften Restauration zu einem Bijou.