Ein König, ein Kilchbergsieger und weitere Topstars

Traditionell am Pfingstmontag findet der Glarner-Bündner Schwingertag statt. In Netstal erwartet das Schwingervolk einen sportlich hochinteressanten Wettkampf mit Schwingerkönig Arnold Forrer, Kilchberger Co-Sieger Damian Ott, fünf weitere Eidgenossen und weitere Spitzenschwinger. Auch Roger Rychen gehört mit seinem ersten Kranzfestsieg im Gepäck zum Favoritenkreis.



Wiedersehen am Pfingstmontag möglich, wie auf dem Foto auf dem Bachtel 2016 Roger Rychen (links) und Arnold Forrer. (Bild: zvg)
Wiedersehen am Pfingstmontag möglich, wie auf dem Foto auf dem Bachtel 2016 Roger Rychen (links) und Arnold Forrer. (Bild: zvg)

Rund 135 Schwinger werden am Pfingstmontag, 6. Juni, am Fusse des Wiggis auf der Bärenhoschet erwartet. Nachdem der kantonale Nachwuchsschwingertag sowie ein Jugendnationalturntag unter den Fittichen der Netstaler Nationalturner abgehalten wurden, ist beim Glarner-Bündner der Verkehrsverein mit Martin Schnyder an der Spitze federführend. Eine lange Vorbereitungsphase, beeinträchtigt durch Corona und der Verschiebung von 2021 ins 2022, steht nun vor dem finalen Höhepunkt. Und schwingerisch darf zu Recht von einem Höhepunkt gesprochen werden, wenn man die Namen der Schwingerliste genauer betrachtet.

Völlig offene Ausgangslage

So sind mit Arnold Forrer (Schwingerkönig 2001 in Nyon) und Damian Ott (Rang 1c am Kilchberger Schwinget 2021) zwei Sieger von eidgenössischen Anlässen gemeldet. Dazu (nebst Forrer) fünf weitere Eidgenossen. Dabei ragt der Name des Siegers von 2019 in Glarus, der Bündner Armon Orlik heraus. Der Schlussgangteilnehmer vom ESAF 2016 in Estavayer-le-Lac hatte 2021 mit Rückenproblemen zu kämpfen und brach die Saison vorzeitig ab. Im bisherigen Saisonverlauf hat er noch an wenigen Festen teilgenommen, mit Rang zwei als Gast am Urner Kantonalen, aber angedeutet, dass er wieder zu Höchstleistungen fähig ist. Orlik, gehört mit seiner Schwingweise zu den attraktivsten Schwingern im Sägemehl. Im sehr ausgeglichenen Teilnehmerfeld wird es aber hart für ihn den Sieg nach 2016, 2018 und 2019 zum vierten Mal zu ereilen, zumal die Bündner hinter dem Maienfelder mässig bestückt sind.

Keine Nervosität

Zu den härtesten Widersachern auf den Tagessieg gehört der Thurgauer Domenic Schneider. Der bullige Sennenschwinger siegte im Vorjahr in Näfels, im Schlussgang über Roger Rychen. Aufgrund seines starken Auftrittes vor Wochenfrist am St. Galler deutet alles darauf hin, dass Samir Leuppi auf dem Weg zu alter Stärke ist. Eine Bronchitis legte den Winterthurer im Frühling lahm. Auch der Winterthurer, der letztes Jahr am Kilchberger auch an der Spitze mitschwang, ist für den Festsieg fähig. Aber auch der Höfner Gast Reto Nötzli ist ein bekanntes Gesicht. So gewann er 2014 das Innerschweizerische. In diesem Jahr stand er am Schwyzer Kantonalen im Schlussgang. Und auch die Gastgeber haben einen grossen Hoffnungsträger, den Molliser Roger Rychen. Er verwirklichte vor 14 Tagen am Zürcher Kantonalen einen grossen Traum und kam zu seinem ersten Kranzfestsieg. Nervös wird er deswegen vor dem Heimspiel nicht. «Mit der Geburt meiner Tochter hat sich dies verändert. Ich würde eher von einer gesunden Anspannung sprechen, die ich verspüre vor dem Wettkampf», so der Glarner Teamleader. Ohne zuvor ein Fest bestritten zu haben, reüssierte er in Ossingen. Ein zweiter Kranzfestsieg im derart ausgeglichenen Teilnehmerfeld ist nicht unrealistisch, zugleich muss aber alles zusammenpassen.  

Rückkehr von Forrer

Am St. Galler Kantonalen auf die Bühne zurückgekehrt ist Arnold Forrer. Der Toggenburger plagte sich mit diversen Verletzungen herum und bekam sogar ein künstliches Hüftgelenk. Seinen Traum vom 150. Kranzgewinn hat er aber noch nicht beerdigt. In Wil vor Wochenfrist verpasste er sein 148. Eichenlaub mit 56,50 und einer beachtlichen Leistung knapp. Am Fusse des Wiggis hat sich der unverwüstliche Routinier aus dem Obertoggenburg, der vor 21 Jahren Schwingerkönig wurde, nachgemeldet und strebt den Kranz an.

Allerdings müssen sich die sechs Eidgenossen am Pfingstmontag von Schwingern in Acht nehmen, die noch nie an einem Eidgenössischen in die Kranzränge vorpreschten (weil sie noch kaum Gelegenheit hatten an Eidgenössischen teilzunehmen), aber längt auf deren Niveau schwingen. Einerseits Gast Adrian Walther, eines der national grössten Talente vom Schwingklub Woblental im Berner Mittelland. Der 21-Jährige siegte 2018 am ENST in Landquart beim Jahrgang 2001. Der Schwingklub Worblental und der Schwingklub Niederurnen pflegen eine freundschaftliche Beziehung, weshalb nebst drei Höfnern auch drei Worblentaler Gäste aus dem Bernbiet zugelassen sind.

Starke Toggenburger Mannschaft

Dazu gesellen sich die beiden Toggenburger Damian Ott und Werner Schlegel. Ott, vom Schwingklub Wil, ist 2021 mit Siegen am Kilchberger (Rang 1c) und an den Bergklassikern Weissenstein und Schwarzsee der nationale Durchbruch gelungen. Aufgrund einer kleineren Verletzung im Winter ist er trainingsmässig noch etwas im Verzug. Bereits in Bestform präsentiert sich der Obertoggenburger Werner Schlegel. Der noch nicht 20-jährige Hemberger gewann vergangenen Sonntag erstmals das eigene kantonale in Wil. Dies auf überzeugende Art. Der unerschrocken angreifende Obertoggenburger zählt mit seinen noch nicht 20 Jahren zu den grössten Talenten des Landes. Mit Forrer, Ott und Schlegel sind speziell die St. Galler mit einer starken Mannschaft in Netstal vertreten.

Einheimische Kranzhoffnungen

Hinter diesen klingenden Namen, die einen völlig offenen Festausgang versprechen, folgen weitere namhafte Namen wie Marco Good, Pirmin Gmür, Mario Schneider, This Kolb, Ueli Hegner, Marco Nägeli oder Roman Hochholdinger, die attraktiven und interessanten Schwingsport garantieren. Nicht am Start sind die ursprünglich angemeldeten Sandro Schlegel und Beni Notz.

Der Kanton Glarus besitz vier Kranzschwinger. Nebst Rychen sind die Patrik Schiesser, Reto Landolt sowie Christian Pianta. Sind die grössten Hoffnungsträger auf weitere Glarner Kränze. Reto Landolt hat sich 2021 bei der Arbeit an den Fingern verletzt, ist aber wieder im Schwingkeller anzutreffen. Bei ihm rückt der Rücktritt langsam näher und es dürfte eines der letzten Gla-Bü für ihn sein. Pianta und Schiesser haben den Grossteil ihrer Laufbahn noch vor sich. Schön wäre es, gäbe es ab dem Pfingstmontag wieder einen fünften (oder mehr) Kranzschwinger im Lande Fridolins. Im bisherigen Saisonverlauf hat sich das Trio Patrik Feldmann, Christof Kirchmeier und Sämi Horner aufgedrängt. Feldmann bestreitet seine erste Saison bei den Aktiven. Ein Kranz käme sehr früh für den wendigen Turner wohnhaft an der Pforte zum Klöntal. Am Zürcher Ehrentag schnupperte er im letzten Gang bereits daran. Horner schwang am Thurgauer stark, wurde aber für seine Leistung nicht belohnt. Kirchmeier ist neu bei Nick Alpiger und Co. beim Schwingklub Lenzburg im Aargau tätig, darf sein eigenes Kantonales, das Glarner, aber weiterhin bestreiten. Am Baselstädtischen am Auffahrtstag benötige es schon die Teilverbandskranzer Roger Erb und Marcel Kropf, um den gebürtigen Molliser zu stoppen.

Glarner-Bündner, 6. Juni 2022 in Netstal.

Spitzenpaarungen Anschwingen (1. Gang)
Rychen Roger*** – Leuppi Samir***
Forrer Arnold*** – Schneider Mario**  
Orlik Armon*** – Ott Damian**
Nötzli Reto*** – Schneider Domenic***
Walther Adrian** – Schlegel Werner**
Gmür Pirmin** – Arztmann Beda**
Geisser Lars** – Oettli Marco**
Nägeli Marco** – Hochholdinger Roman**