Schwingen ist derzeit im Glarnerland ein ganz besonderes Thema. Es dauert ja nur noch wenige Monate bis zum grössten Schweizer Sportfest - dem ESAF in Mollis. Das Thema an diesem Abend war aber nicht das ESAF selbst, sondern es ging um den Schwingsport im Allgemeinen. Was bedeutet es, für die Schwinger oder für die Zuschauer und Zuschauerinnen? Viel Tradition gepaart mit Spitzensport lässt sich das heute noch vereinbaren? Die Antwort war eindeutig ja. Es zeigt auch, wie friedlich ein Grossanlass an drei Tagen mit rund 350 000 Besuchern und Besucherinnen sein kann.
Schwingerkönig Joel Wicki meinte zum Beispiel: «Wo auf der Welt gibt es das noch, wo das Publikum ausgerüstet mit Brot, Speck und vor allem mit Messern in einer so grossen Arena die Wettkämpfe verfolgen können! Wichtig ist auch der Respekt seinem Gegenüber. Das ist für mich und auch für viele andere sehr wichtig. Ich hoffe sehr, es bleibt so.» Auch der Schwingsport selbst unterliegt einer grossen Tradition. Das ist keine Show, sondern Fairness dem Gegner gegenüber. Vor dem Kampf im Sägemehl gibt man sich die Hand, und dann gilt nur noch eines, den Gegner zu bezwingen. Ob Sieg oder Niederlage, anschliessend geben sich die Kontrahenten wieder die Hand. Schwingen ist in den letzten Jahren immer populärer geworden, das zeigen auch die Zuschauerzahlen. Laut TV-Statistik haben die Übertragungen der Schwingfeste einen Zuschaueranteil von 60%. Diese Zahl hat auch Sportmoderator Stefan Hofmänner überrascht, der seit über 25 Jahren die Feste moderiert. Es zeigt, wie populär dieser Sport in der Schweiz ist.
Wie überall gibt es auch hier kritische Stimmen. So werden oft die Einteilungen der Paarungen infrage gestellt. Jeder Verband möchte seine Schwinger möglichst weit vorne sehen. Das gibt, wie es auch Fridli Beglinger bestätigte, oftmals heftige Diskussionen im Einteilungsbüro. Auch die Kampfrichter kamen in den letzten Jahren arg unter Druck. Durch die vielen Fernsehkameras wurde oftmals eine Entscheidung über Sieg oder Niederlage angezweifelt. Sogar ein VAR (Video Assistant Referee) wie im Fussball wurde schon gefordert. Doch diese Idee hatte bei den Schwingern und den Verbänden keine Chance.
In den 90 Minuten kristallisierte sich bei allen Podiumsteilnehmern heraus, es ist gut, so wie es ist. Schwingen ist ein Sport mit grosser Tradition, warum sollten Veränderungen gemacht werden? Kleine Anpassungen ja, aber der Sport als solches soll bleiben wie er ist. Das war aus den Kommentaren der Podiumsteilnehmer und auch aus jenen der Besucher und Besucherinnen an diesem Abend herauszuhören.
Vielleicht ist es genau das, was in die heutige etwas verrückte Zeit passt. Die Menschen wollen etwas Bodenständiges. Vielleicht ist es genau das, was an solchen Sportanlässen geschätzt wird – das friedliche Zusammensein, Sport und Tradition vereint.