Ein kurzer Moment der Schwerelosigkeit

Gerade eben hatte die erste Mannschaft des Schachklubs Glarus die Tabellenführung der NLB-Ostgruppe erkämpft und damit die beste Klassierung in der bald 100-jährigen Vereinsgeschichte erreicht. Doch im Spitzenkampf gegen den Verfolger Bodan Kreuzlingen erlitt Glarus nach einem langen Match eine knappe Niederlage.



Schweizerische Mannschaftsmeisterschaft NLB, 5. Runde (zvg)
Schweizerische Mannschaftsmeisterschaft NLB, 5. Runde (zvg)

Beflügelt von der erstmaligen NLB-Tabellenführung trat das Glarner Team erneut auswärts an, diesmal in beim Schachklub Bodan in Kreuzlingen. Dank der Tatsache, dass bei Bodan zwei ihrer drei internationalen Meister fehlten, hatten die Glarner, die mit einer Top-Aufstellung antraten, leichte Vorteile. Würde der Glarner Höhenflug weitergehen? Schnell zeigte sich aber in der brütenden Hitze am Bodensee, dass der Match gegen die Thurgauer kein Spaziergang werden wird. Nach rund drei Stunden Spielzeit waren die Glarner gleich an mehreren Brettern unter Druck und bei zwei Partien ging den Glarnern die Bedenkzeit aus. Das erste Ergebnis war ein Unentschieden am Spitzenbrett. Ufuk Tuncer hatte eine frühes Remisangebot seines Gegners, seines Zeichens immerhin ein Internationaler Meister, abgelehnt. Dann aber musste er nach einigen Gewinnversuchen trotzdem ins Unentschieden einwilligen.

Glarus unter Zeitdruck

Erst in der Zeitnotphase folgte dann das zweite Ergebnis: wieder ein Unentschieden. Fabian Ferster hatte in hochgradiger Zeitnot eine schwierige Stellung auf dem Brett und akzeptierte mit wenigen Sekunden Restbedenkzeit ein Remisangebot seines Gegners. Schlimmer erwischte es Niko Pogan am dritten Brett. Er überschritt in einer komplexen und schwierig zu spielenden Stellung die Bedenkzeit. Guido Neuberger gelang es aber nach rund viereinhalb Stunden Spielzeit am Brett 6 das Skore wieder auf 2:2 auszugleichen. Und weiter wogte der Wettkampf hin und her. Laszlo Horvath hatte sich am 5. Brett aus einer schwierigen Stellung befreit und versuchte nun sogar einen Gegenangriff. Aber auch hier konnte Bodan die Partie mit einem Unentschieden enden.

Markus Räber hält Glarus im Spiel

Am Brett 2 musste sich nach knapp fünf Stunden Dmitry Atlas seinem ebenfalls den Fidemeister-Titel tragenden Gegner geschlagen geben. All seine Angriffsversuche wurden abgewehrt und er fand sich in einem verlorenen Endspiel wieder. Somit führte Bodan mit 3,5:2,5 Punkten. Glarus brauchte aus den beiden verbleibenden Partien noch einen Sieg und ein Unentschieden, um den Wettkampf nicht zu verlieren. Die Chancen standen lange gut. Das Unentschieden steuerte Markus Räber nach fast sechs Stunden Spielzeit bei. Er schaffte es, aus einer verlorenen Stellung noch ein ewiges Schach herauszukitzeln und die Glarner im Rennen zu halten.

Fehlgriff im entscheidenden Moment

Jetzt kam es auf die letzte Partie am Brett 8 an, wo Philipp Lins auf Gewinn stand. Atem anhalten. Der Ausgleich für die Glarner war in Griffnähe. Doch unerwartet wendete sich das Blatt! Nach einem Fehler stand Philipp Lins plötzlich sogar vor dem Partieverlust. Mit dem Mut der Verzweiflung spielte er weiter auf den für die Glarner so wichtigen Sieg. Nach einem beinahe sieben Stunden dauernden Kampf blieben aber nur noch die Könige auf dem Brett übrig: remis. Damit war die erste Niederlage von Glarus 1 in der laufenden Saison besiegelt. Ende Höhenflug, die Schwerkraft hatte die Glarner wieder.

Gerangel an der Tabellenspitze

Nach der Sommerpause empfängt Glarus nacheinander das letztplatzierte Lenzburg, den aktuellen Leader Tribschen Luzern und die schwer einzuschätzende Mannschaft von Gligoric Zürich. Erst in der letzten Runde müssen die Glarner in Olten nochmals auswärts antreten. Nach der Niederlage am Bodensee ist Glarus auf den dritten Tabellenrang zurückgefallen, wobei fünf starke Mannschaften nur zwei Punkte auseinanderliegen. Es bleibt spannend und für den Schachklub Glarus liegt noch alles drin.

Bodan 1 - Glarus 1                                                                                      4,5:3,5

IM Theo Hommeles (2373) –              FM Ufuk Tuncer (2366)         remis
FM Dieter Knödler (2251) –                 FM Dmitry Atlas (2248)        1:0
FM Marcel Wildi (2230) –                     FM Niko Pogan (2263)        1:0
Marcel Marentini (2147) –                    Markus Räber (2244)            remis
Stefan Egle (2202) –                                Laszlo Horvath (2196)      remis
Michael Schmid (2145) –                      Guido Neuberger (2179)      0:1
Klaus Zeiler (2005) –                               Fabian Ferster (2128)        remis
Philipp Brutel (1897) –                           Philipp Lins (2147)               remis 

Rangliste nach 5 Runden:

1. Tribschen 1                           8/25
2. Nimzowitsch 1                      8/22
3. Glarus 1                                7/24
4. Bodan 1                                7/21
5. Winterthur 1                           6/22
6. Olten 1                                   5/20,5
7. Gligoric 1                               4/16,5
8. Uzwil 1                                   3/18
9. Wettwil 1                               2/17,5
10. Lenzburg 1                          0/13,5