Ein Motorrad-Weltmeister zum Anfassen

Swissness, Ausdauer, Flexibilität, Präzision, Kreativität und Qualität stehen sowohl bei der ELYSATOR Engineering in Bilten wie auch bei Supersport-Weltmeister und MotoE-Weltcup-Sieger Dominique Aegerter zuoberst.

Beim Kundenevent, zu welchem ELYSATOR-Geschäftsführer Rolf Frey eine grosse Anzahl Motorrad-Begeisterte begrüssen durfte – gewährte der sympathische, quirlige Motorrad-Weltmeister einen umfangreichen Einblick in seinen Rennfahrer-Alltag und in seine Karriere – mit allen Ups, aber auch Downs.

 



Elysator-Geschäftsführer Rolf Frey darf in Bilten einen nicht alltäglichen Gast begrüssen: Motorrad-Champion Dominique Aegerter (Bilder: w.baumgartner)
Elysator-Geschäftsführer Rolf Frey darf in Bilten einen nicht alltäglichen Gast begrüssen: Motorrad-Champion Dominique Aegerter (Bilder: w.baumgartner)

Das weltweit tätige Unternehmen ELYSATOR wurde im Jahre 1970 in Zürich gegründet, also etliche Jahre bevor Dominique Aegerter das Licht der Welt erblickte (30. Sept. 1990). Schon früh wurde erkannt, dass die Elektrochemie im «water engineering» der Zukunft eine führende Rolle spielen sollte. Sie versprach in vielen Fällen ökonomischer und ökologischer als die traditionelle Wasserchemie zu sein. Doch die Anfänge gestalteten sich schwierig, Ökologie war noch nicht gefragt und bis zur Umsetzung der teils visionären Ideen der beiden Brüder Rickenbach gingen Jahre an Forschung und Entwicklung ins Land. 1971 gelang mit dem ELYSATOR® für Heizungssysteme der erste grosse Durchbruch. Sauerstoffdiffusion durch Kunststoffrohre wurde zur technischen Geissel der ersten Generation der Fussbodenheizungen. Chemische Inhibitoren versagten und das elektrochemische Verfahren triumphierte. So sollte dann auch das Produkt der Firma den Namen ELYSATOR geben. 2011 Bezug neuer Geschäfts- und Lagerräumlichkeiten in Abstatt (Deutschland). 2013 erfolgte der Umzug von Wollerau nach Bilten in den Neubau, welcher in nur 8 Monaten realisiert wurde.

Die ELYSATOR Engineering AG übernimmt Verantwortung für seine Kunden, die Mitarbeiter, die Lernenden und die Gesellschaft. Für das erfolgreiche Unternehmen steht die Förderung des Sports, der Kultur und des Vereinslebens im Zentrum. Mit ihrem Engagement wird eine Partnerschaft angestrebt, von der beide Parteien profitieren sollen. Mit auserwählten Sportlerinnen und Sportlern möchte die Elysator Engeenering AG einen Beitrag an die Gesellschaft leisten. So gehören neben Dominique Aegerter u.a. auch Skirennfahrerin Aline Danioth oder die Ultra-Cycling-Radfahrerin Nicole Reist dazu.

Talent frühzeitig erkannt und gefördert

Der im beschaulichen 1400-Seelen-Dorf Rohrbach (im oberen Langenthal) aufgewachsene Aegerter kam bereits mit zweieinhalb Jahren das erste Mal mit einem Motorrad in Kontakt, und auf welchem er – sehr zum Ärger seiner Nachbarn – die ersten Runden ums Haus absolvierte. Bereits mit fünf Jahren fuhr er Motocross-Rennen und holte im Alter von 9 Jahren seinen ersten Schweizermeister-Titel in dieser Disziplin.

Mit 13 Jahren wechselte er auf die Strasse, zuerst auf eine 50-ccm-Maschine, später in die 125-ccm-Klasse. Der Aufschwung erfolgte dann sukzessive. Grossen Anteil daran hatte auch Olivier Métraux, welcher das grosse Potenzial erkannte: 2006 zwei Einsätze auf einer 125-ccm-Maschine an der WM, 2007 dann eine ganze WM-Saison. Während 10 Saisons war Dominique Aegerter in der Moto2 (zweithöchste Klasse), auf 600-ccm-Maschinen unterwegs, 2011 mit seinem ersten Podium in dieser Kategorie. Als erfolgreichste Saison bezeichnet er die Saison 2014, wo es ihm gelang, seinen ersten GP-Sieg auf dem Sachsenring einzufahren und die WM – dank Leistungen auf hohem Niveau – auf dem 5. Rang abschloss (wie bereits im Jahr zuvor).

In einem denkwürdigen Regen-Rennen reihte er dann 2017 im deutschen «Kiefer Racing Team» der Gebrüder Stefan und Jochen Kiefer und auf einem Chassis (zurück von Kalex) zu Eskil Suter in San Marino seinen zweiten GP-Sieg (vor Tom Lüthi). Aber die Freude darüber war nur von kurzer Dauer, da Aegerter in der Folge disqualifiziert wurde, die Umstände dabei aber bis heute nicht restlos geklärt sind (angeblich wegen verbotenen Substanzen im Getriebeöl).

Von Rückschlägen nicht verschont

Zwar werden Material und die Sicherheit rund um die Rennen immer besser. Aber ein gewisses Restrisiko bleibt immer, vor allem dann, wenn die eigenen Ansprüche an den Motorradsport hoch sind. Das musste Dominique Aegerter im Jahre 2016 am eigenen Leib erfahren. Bei einer unverschuldeten Kollision im Rennen beim GP von Aragon (Spanien) erlitt er im September 2015 schwere Rücken- und Handverletzungen und musste die Saison vorzeitig beenden. 2016 zwangen ihn Sturzverletzungen zum Verzicht auf zwei Rennen und er konnte die Saison nur noch unter oft fast unerträglichen Schmerzen fortsetzen.

Beim GP von Malaysia im Jahre 2017 verstarb Stefan Kiefer völlig überraschend an einem Herzversagen. Für Aegerter brach eine Welt zusammen, denn der Verstorbene war nicht nur Chef und Berater, er war auch ein Freund geworden. Es brauchte lange Zeit, um über diesen Verlust hinwegzukommen. Nach Stefans Tod fehlte dem Team die ordnende Hand, ja die Seele.

So stand auch das Jahr 2018 unter keinem guten Stern. Statt sich auf die Kernkompetenz, das Motorradfahren konzentrieren zu können, musste sich Aegerter plötzlich mit organisatorischen Fragen, der Geldbeschaffung (kein Sponsor), technischen Problemen, welche nicht gelöst werden konnten und anderen Nebenschauplätzen beschäftigen. Zwar wurden innerhalb von 12 Tagen in einem Crowdfunding Fr. 250 000.– gesammelt, aber die Saison war trotzdem futsch.

Aufgeben keine Option – zu viel Benzin im Blut

Aegerter trainierte im Winter 2018/19 noch intensiver. Beim neuen italienischen Team «MV Agusta Idealavoro Forward Racing» fand er eine neue Herausforderung. Die Italiener hatten sich 1977 aus dem GP-Rennsport zurückgezogen und nun bekam er mit der Nummer 77 die Chance, bei der Rückkehr in die WM eine wichtige Rolle zu übernehmen und er fühlte sich in diesem jungen Team sehr wohl. Aber die technischen Schwierigkeiten bei der Entwicklung einer neuen Rennmaschine waren enorm, sodass die Zusammenarbeit bald beendet wurde und für Dominique Aegerter das vorläufige Ende seiner Präsenz in der Moto2-WM bedeutete. Aber es war nicht das Ende seiner Laufbahn. Zwar hatte er nun zum ersten Mal, seit es die Moto2-WM gibt, keinen Vertrag in dieser Klasse. Aber seine reiche Rennsport-Erfahrung und sein Leistungsausweis ermöglichten die Fortsetzung der Karriere.

Bis zum Saisonstart 2020 hatte kein anderer Fahrer so viele Moto2-Rennen bestritten (164) wie er und in der «ewigen Rangliste» der WM-Punkte war Aegerter die Nummer 5. Und so bekam er im Deutschen «Liqui Moly Intact GP-Team» einen Vertrag als Ersatzfahrer für die Moto2-WM 2020 und fuhr für dieses Team den E-Weltcup, die Rennserie mit den E-Bikes. Und in der Moto2-WM kam er im Laufe der Saison zu drei Einsätzen als Ersatzfahrer und klassierte sich einmal in die WM-Punkte (12. Platz).

2021 wäre er natürlich gerne wieder in die Moto2-WM zurückgekehrt. Aber leider ergab sich keine Möglichkeit. Die enorme Motivation schmälerte das nicht. Mit Hilfe seines Bruders Kevin, der sich weiterhin um das Management kümmert, musste er seine Karriere neu organisieren. Einerseits konnte er erneut für das gleiche Team den E-Weltcup fahren. Die Arbeit mit dieser zukunftsweisenden Technologie ist faszinierend, konnte aber mit lediglich sieben Rennen keine Vollbeschäftigung sein. Also suchte er nach weiteren Herausforderungen. Ich fand sie beim holländischen Ten Kate Team (Yamaha) in der Supersport-WM. Die Supersport-WM ist 2021 auf 600er-Viertakter-Maschinen gefahren worden. Sie ist nach der Superbike-WM die zweitwichtigste Klasse in der «Superbike-Szene», dem Rennsport auf seriennahen Maschinen. Diese Rennen haben zwar nicht die gleiche mediale Aufmerksamkeit wie der «GP-Zirkus». Sie sind aber wegen der Seriennähe der Maschinen für die Motorradhersteller sehr wichtig und für die Fahrer herausfordernd. Der Einstieg in die Supersport-WM hat sich gelohnt Aegerter gewann diese Weltmeisterschaft, obwohl er das Rennwochenende (mit zwei Rennen) in Barcelona wegen der Terminkollision mit dem Moto E-Weltcup-Finale auslassen musste. Sechzehnmal gelang es ihm, aufs Podest zu fahren und zehn Rennen zu gewinnen.

Beim MotoE-Weltcup verlor Aegerter den Gesamtsieg durch einen Entscheid der Jury. Er gewann das letzte Rennen und die Gesamtwertung, wurde aber von der Jury nach einem korrekten Überholmanöver auf den 12. Platz zurückversetzt und so blieb «nur» der 2. Schlussrang. Als kleiner Trost, und weil manchmal die Nationalität Schweiz in diesem von Spaniern und Italienern geprägten Sportart nicht immer nur vorteilhaft ist,hatte er durch den umstrittenen Jury-Entscheid wohl mehr mediale Aufmerksamkeit, als wenn Aegerter den MotoE-Weltcup gewonnen hätte.

In diesem Jahr durfte er erneut mit dem «Liqui Moly Intact GP-Team» im MotoE-Weltcup an den Start gehen und den Vertrag mit dem Ten Kate-Team wurde um ein Jahr verlängert. 2022 gab es, anders als 2021, keine Terminkollision zwischen dem MotoE-Weltcup und der Superbike-WM. Aegerter gab seiner Freude Ausdruck und zeigte sich dankbar, dass er weiterhin mit diesen beiden hervorragenden Teams zusammenarbeiten darf, und bei denen er sich überaus wohl fühle. Das Ziel, der Gewinn des MotoE-Weltcups, hat er erreicht und die Titelverteidigung (momentan liegt Aegerter in Führung bei zehn ausstehenden Rennen) in der Supersport-WM ist ebenfalls noch möglich.

Was seine längerfristige Karriereplanung angeht, laufen Verhandlungen.

Zwar hatte Aegerter noch bis zuletzt gehofft, nach seinen sensationellen Testfahrten mit Suzuki in die Moto-GP zurückzukehren. Aber durch die Rückkehr von Suzuki-Stammpilot Joan Mir bei seinem Heimrennen in Aragonien ist dieses Unterfangen nun leider gescheitert. Doch auch in dieser Sportart geht manchmal Vieles ganz schnell – allen Unkenrufen zum Trotz.