Ein singendes Kirchenparlament

In Rekordzeit erledigte die Frühlings-Synode der Evangelisch-Reformierten Landeskirche des Kantons Glarus am Mittwoch vor Auffahrt die Traktandenliste. Zu Beginn gab es gar ein singendes Kirchenparlament.



Ein singendes Kirchenparlament

Er möchte sich einen Wunsch erfüllen, den er schon hege, seit er Synodepräsident sei, sagte Christian Luginbühl zur Eröffnung im Landratssaal. Die rund 70 Synodalen erfüllten den Wunsch gerne und sangen voller Inbrunst das Lied «Laudatosi» aus dem Kirchengesangbuch. «Danke vielmals, es ist wunderschön gewesen», meinte der scheidende Präsident, nachdem die Synode ihm applaudiert hatte.

Auch kirchlicher Quantensprung?

Ansonsten ging es um Zahlen und nüchterne Geschäfte, die kaum diskutiert wurden. Pfarrer Alfred Meier, Präsident des kantonalen Kirchenrates, bezeichnete den überraschenden Quantensprung an der Landsgemeinde als grosse Herausforderung. Der Rat werde sich bemühen, dass die staatliche Strukturreform auch die kirchliche begünstige: «Es wird in den nächsten vier Jahren auch in den Kirchgemeinden und der Landeskirche spannend werden, an einer sach- und menschengerechten Veränderung in der Kirchenlandschaft des Kantons Glarus zu arbeiten. Packen wir es an», so der Kirchenratspräsident. Diskussionslos zur Kenntnis genommen wurde der Rechenschaftsbericht des Kirchenrates, der über die vielfältigen Aufgaben und Dienstleistungen im vergangenen Jahr Auskunft gibt. Ebenfalls diskussionslos genehmigt wurde der Bericht der Geschäftsprüfungskommission, letztmals unter dem Präsidium von Heidi Leuzinger.

Sparbemühungen «auf Kosten der Kirchgemeinden»

Quästor Jakob Etter berichtete über die weiterhin erfolgreichen Sparbemühungen. In der Jahresrechnung 2005 weisen der Finanzausgleich einen Vorschlag von rund 192'000 Franken und die Verwaltungsrechnung einen Rückschlag von rund 124'000 Franken aus. Das Vermögen der Glarner Landeskirche erhöht sich auf knapp 460'000 Franken. Pfarrer Heiko Rüter wies darauf hin, dass es sich bei diversen Sparbemühungen nur um Verlagerungen auf die Kirchgemeinden handle: «Das alles spart keinen einzigen Rappen, macht aber alles komplizierter und unübersichtlicher.» Er wünschte an der Herbst-Synode Auskunft darüber, wie hoch der Steuerfuss sein müsste, um die Einzelabrechnungen wieder auflösen und alles über die Rechnung der Landeskirche abwickeln zu können. Die Rechnung wurde einstimmig genehmigt, ebenso der Finanzausgleich 2007, der zu keinen Wortmeldungen Anlass gab.

Weitere Beschlüsse

Ohne Diskussion wurden die neuen Anstellungsbedingungen für Pfarramtsbewerber mit ausländischem Abschluss genehmigt. Neu werden diese auf Empfehlung der Konkordatskonferenz für zwei Jahre nur provisorisch angestellt. Ihre Wählbarkeit wird dann vom kantonalen Kirchenrat nach Bestehen eines Kolloqiums beurteilt. «Immer mehr ausländische Pfarramtsbewerber drängen in die Schweiz. Es gibt Kantone, die überflutet sind», sagte Pfarrer Alfred Meier. Die Bewerberinnen und Bewerber seien gut, teil besser als die in der Schweiz Ausgebildeten, doch bräuchten sie eine Integrationszeit. Dies habe nichts mit Heimatschutz zu tun. Neu wird die Sekretariatsleitung der reformierten Landeskirche vom kantonalen Kirchenrat und nicht mehr von der Synode gewählt. Der bisherige Sitz des Sekretariates, das Haus «Wiesli», wird verkauft. Ein Antrag auf Festschreibung des Sitzes des Sekretariates im Hauptort fand keine Gnade. Unbestritten war die Änderung der Kirchenordnung, wonach nicht mehr der kantonale Kirchenrat, sondern die örtlichen Kirchenräte für die regelmässige Visitation des kirchlichen Unterrichts in den Kirchgemeinden verantwortlich sind. «Sie als Behörde sind Arbeitgeber und Ansprechpartner bei Problemen. Sie müssen agieren können und Bescheid wissen», betonte die zuständige Kirchenrätin Gret Menzi und legte ein Reglement vor, das die Synode zur Kenntnis nahm. Genehmigt wurde auch die Stellenreduktion beim Pfarramt für Menschen mit einer geistigen Behinderung von 60 auf 50 Prozent. «Das ist keine Reduktion von pfarramtlichen Stellenprozenten, sondern von weiteren Arbeiten», sagte Kirchenrätin Brigitte Baumgartner. Sie dankte dem scheidenden Amtsinhaber Walter Lüssi herzlich für dessen grosses Engagement in den vergangenen 13 Jahren.

Steuerangelegenheit nicht bereinigt

Das letzte Traktandum betraf die immer noch hängige Steuerangelegenheit mit der Kirchgemeinde Bilten-Schänis, «eine unangenehme Sache», wie es Christian Luginbühl formulierte. Im Namen des örtlichen Kirchenrates legte Präsident Ernst Pfander drei Anträge vor, um das leidige Thema zu beenden. Aufgrund von unterschiedlichen Rechtsauffassungen stellte der kantonale Kirchenrat hingegen den Antrag auf Nichteintreten, dem die Synode mit wenigen Gegenstimmen folgte. Somit bleibt die Ermächtigung der Herbst-Synode 2006 in Kraft, dass der kantonale Kirchenrat allenfalls rechtliche Schritte unternehmen kann. «Ich hoffe, dass trotzdem eine gütliche Einigung erzielt werden kann», sagte der Synodepräsident. Er schloss die Verhandlungen nach nur einer Stunde und 20 Minuten mit dem Dank an alle Beteiligten und hoffte, dass den Synodalen «die Worte nicht ausgegangen sind vor lauter Singen!»