Ein Star-Tenor und ein Glarner Alphornbläser

«Musikalische Naturtöne» prägen das Programm des Regierungskonzerts 2012. Zu Gast in Glarus sind der weltberühmte Tenor Mark Padmore und der ursprüngliche Glarner Balthasar Streiff, der das Alphorn anders als gewohnt erklingen lassen wird. Und einmal mehr wird das international gefeierte Kammerorchester Basel die Solisten begleiten.



Tenor Mark Padmore (links) und der Hornist Olivier Darbellay (rechts) prägen zusammen mit dem Glarner Balthasar Streiff (Alphorn) das Programm des Regierungskonzerts 2012. (Bilder: Marco Borggreve)
Tenor Mark Padmore (links) und der Hornist Olivier Darbellay (rechts) prägen zusammen mit dem Glarner Balthasar Streiff (Alphorn) das Programm des Regierungskonzerts 2012. (Bilder: Marco Borggreve)

Wie ein roter Faden ziehen sich musikalische Naturtöne durch das sorgfältig konzipierte Programm des Regierungskonzerts 2012. So ist es denn kein Zufall, dass jene Instrumente solistisch im Vordergrund stehen, die der Natur am nächsten sind: Die Töne des historischen Naturhorns, des Alphorns und des Büchels basieren auf den Naturtonreihen, und die menschliche Stimme gilt ohnehin als das natürlichste aller Musik-«Instrumente».

Gleichzeitig werden in der abendländischen Kulturgeschichte Naturstimmungen immer wieder als Sinnbilder des menschlichen Seins benützt. Der englische Barockkomponist Henry Purcell skizziert in seinen drei Gesängen den Lauf des Tages und malt ihn – ganz im barocken Geist – mit allerlei Allegorien aus. Fast dasselbe Konzept verfolgt rund 250 Jahre später sein Landsmann Benjamin Britten in seiner Serenade: Er beleuchtet eindrücklich die zahlreichen Facetten der Nacht. Umrahmt wird dieses Werk von zwei Hornsoli, die auf der Basis der Naturtöne komponiert sind und dadurch dem Charakter einer traditionellen Alphornmelodie sehr nahekommen. Als Solist tritt der weltberühmte Tenor Mark Padmore auf, der mit allen bedeutenden Orchestern und Dirigenten der Alten-Musik-Szene zusammengearbeitet hat.

Zur Zeit Mozarts war das Ventilhorn noch nicht erfunden. Die Hornisten spielten ihre Melodien – durchaus dem Alphorn ähnlich – ausschliesslich durch Veränderung ihrer Lippenspannung und Blasstärke; dazu kam das «Stopfen» des Trichters durch die rechte Hand. Olivier Darbellay, einer der erfolgreichsten Schweizer Hornisten, hat sich ausgiebig mit dem historischen Naturhorn auseinandergesetzt und wird das beliebte Konzert darauf aufführen.

Seit über zehn Jahren findet in einem Regierungskonzert wieder eine Uraufführung statt: Der ursprüngliche Glarner Alphornspieler Balthasar Streiff, der mit allerlei Blasinstrumenten in den verschiedensten Musikszenen mitwirkt, wird das Alphornkonzert der erfolgreichen Basler Komponistin Helena Winkelman aufführen. Sie wurde von einer rumänischen Hirtenlegende inspiriert und hat mit ihrem Werk eine ganz neue Klangwelt für das Alphorn und den Büchel geschaffen.

Den Abschluss bildet Joseph Haydns Sinfonie Nr. 52 aus dessen Phase des Sturm und Drang. Mit seinen vielen schroffen Charakterwechsel, ihrer unmittelbaren Dramatik und der pathetischen Tonart c-Moll erhält sie eine so starke Wirkung, dass sie auch dahingehend gedeutet worden ist, dass sie die berühmteste a-Moll-Sinfonie der Musikgeschichte, Beethovens Fünfte, vorwegnimmt. Wenn sie dann noch vom Kammerorchester Basel interpretiert wird, das für seine packenden Beethoven-Interpretationen bekannt ist, kann man sich auf ein unvergessliches Erlebnis freuen.