Ein Stück Paradies erleben

Wir leben zwar nicht mehr im Paradies, aber Gott lässt uns immer wieder ein Stück davon erleben: Der zweite Schöpfungsbericht mit dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes der Frauengruppe «Kirche unterwegs» vom vergangenen Sonntag in Elm.



Schöner Rahmen: Der erste diesjährige Gottesdienst der Frauengruppe «Kirche unterwegs» fand in der voll besetzten Kirche Elm statt. (Bild: mkuhn-baer)
Schöner Rahmen: Der erste diesjährige Gottesdienst der Frauengruppe «Kirche unterwegs» fand in der voll besetzten Kirche Elm statt. (Bild: mkuhn-baer)

Seit zehn Jahren gestalten Glarner Frauen im Auftrag des kantonalen Kirchenrates der reformierten Landeskirche spezielle jährliche Gottesdienste. Diesmal nahm die Gruppe den zweiten Schöpfungsbericht (1. Mose 2 und 3) als Thema, da es darin um ganz zentrale Fragen unseres Menschseins geht.

Voll besetzte Kirche

Am vergangenen Sonntag fand in der samt Empore voll besetzten Kirche Elm der erste der beiden Gottesdienste 2006 statt. Mit Lesungen, persönlichen Deutungen und Zwiegesprächen führten Pfarrerin Claire Meier, Christine Bickel, Dorli Blumer, Marianne Kern und Marie Rhyner in die Schöpfungsgeschichte ein (Brigitte Baumgartner und Verena Brunner gehören ebenfalls zur Gruppe, waren jedoch verhindert). Der Elmer Chor ad hoc unter Dirigent Pfarrer Eckhard Raster, Organistin Marie-Theres Marti sowie eine Einspielung aus Haydns «Schöpfung» sorgten für die passende musikalische Untermalung.

Der zweite Schöpfungsbericht versucht Fragen zu beantworten, welche die Menschen zu der Zeit umhergetrieben haben. Die Gesellschaft war sehr patriarchalisch ausgerichtet und befand sich in einer Umbruchsituation. Zur schwierigen und vor allem zwiespältigen Situation der Menschen war es gekommen, weil diese nicht das wollten, was Gott mit ihnen vorgehabt hatte: «Gott zeigt die Konsequenzen auf, wenn die Menschen sich von seiner guten Ordnung abwenden», sagte Pfarrerin Claire Meier. Der Griff nach den Früchten des Baums der Erkenntnis vom Guten und Schlechten hatte alles verändert, das Paradies war verloren.

Göttliche Kraft in sich spüren

Gott gab uns Menschen die Freiheit, selber zu entscheiden, was wir wollen und was nicht. Gleichzeitig lädt er uns ein, uns ihm und seinem Weg mit uns anzuvertrauen. Ein Dilemma? Es gehe darum, hellhörig zu werden, was Gott mit uns vorhabe, mit den inneren Sinnen die göttliche Kraft zu spüren, so die Theologin.

«Gott lässt uns immer wieder ein Stück Paradies erleben. Immer dann, wenn wir rundum erfüllt sind vom Moment», meinte Marie Rhyner in ihrer Schlussdeutung. Die Momente seien zwar begrenzt, doch liessen sie uns auf das Paradies hoffen, das wir alle in einer anderen Welt finden würden.

«Das war ein schöner Gottesdienst», sagten zahlreiche Besucherinnen und Besucher, als sie beim Ausgang je eine Feige bekamen – man nimmt an, dass der Baum der Erkenntnis ein Feigenbaum gewesen ist. Als Ausklang lud die Kirchgemeinde Elm anschliessend zum Apéro im alten Schulhaus ein. Der spezielle Gottesdienst wird wiederholt am Sonntag, 1. Oktober, in der reformierten Kirche Netstal, dann mit dem Ennendaner Kirchenchor.