«Eine Reise zum Sonnenuntergang»

Ihre Arbeiten behandeln verschiedene Themen wie «Mini Mental Status», Sturzprophylaxe und Thromboseprophylaxe und wurden in der Praxis umgesetzt. Der erste Kurs zur dipl. PfegefachfrauMann HF stellte am Freitag seine Diplomarbeiten vor.



«Eine Reise zum Sonnenuntergang»

Etwas nervös war Kalsang Dochenchog schon, als sie am Freitag ihre Diplomarbeit präsentierte. Sie hatte im Rahmen ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau eine Schulung für Mitarbeitende eines Alterszentrums erarbeitet, die zeigt, wie man den «Mini Mental Status» anhand eines Einschätzungsbogens bestimmen kann. Dieses Instrument wird normalerweise an Spitälern und von Ärzten verwendet und hilft, die dementielle Entwicklung von Patienten einzuschätzen. Es wäre aber gerade in der Langzeitpflege wichtig, dass man die Entwicklung der Demenz objektiver beurteilen kann. Denn nach dem 60. Altersjahr steigt die Gefahr, an einer Demenz zu erkranken rapide an – von 3 Prozent mit 60 Jahren auf 30 Prozent mit 90 Jahren.

In ihrer Vorstellung zitierte Dochenchog Ernst Albrecht, den ehemaligen Ministerpräsident von Niedersachsen, der an Demenz leidet und dazu gesagt hat: «Ich weiss nicht mehr, wo ich gestern war. Da muss ich nachschauen.» Und sie bezog sich auf Ronald Reagan, der seine Demenz mit einer «Reise zum Sonnenuntergang» verglich. Mit ihrer Diplomarbeit war es Dochenchog nicht nur möglich, das Wissen 1:1 in die Praxis zu transferieren, sie konnte auch zeigen, wie das Instrument zur Einschätzung der Demenz in der Praxis angewendet wird.

Ebenfalls mit der Arbeit im Alters- und Pflegeheim befasste sich die Diplomarbeit von Rebecca Vicino, welche einen Fragebogen erarbeitete, mit dem das Sturzrisiko im Langzeitpflegebereich besser eingeschätzt werden kann. Denn oft sind es nicht die spektakulären Krankheiten, an denen Menschen heute sterben, sondern die Folgen von dummen Stürzen mit brüchigen Knochen.

Mit solchen und ähnlichen Arbeiten tragen die Studierenden im Pflegefach dazu bei, dass die Pflege sich verbessert, und zeigen, dass die Erkenntnisse der – jedenfalls in der Schweiz – noch jungen Pflegewissenschaft zu unserem Wohlbefinden beitragen. Angela Frey hatte eine Instruktion für eine optimale Thromboseprophylaxe geschrieben und stellte am Spital, wo sie arbeitete fest, dass einige Ärzte den Patienten TED-Strümpfe verordnen, während andere ausschliesslich Heparin – also ein Medikament – zur Verhinderung von Thrombosen nach Operationen verwenden.

Doch die Frage nach der Wirksamkeit von verschiedenen Massnahmen ist ein Thema, das aktuell nicht abschliessend beantwortet ist und das deshalb auch in der Arbeit von Frey nicht beantwortet werden konnte – ein spannender Ansatz, der die Grenzen des Pflegefachs aufzeigte. Klassenlehrerin Susanne Lieser und die anwesenden Lehrpersonen, Experten und Gäste jedenfalls zeigten sich positiv überrascht über die wertvollen praktischen Erkenntnisse, mit denen die Studierenden an der Pflegeschule aufwarteten.