Es ist der erste Adventssonntag. Die Reformierte Kirchgemeinde Glarus-Riedern lädt nach dem Bazar vom Samstag zum Risotto-Essen ins Kirchgemeindehaus ein. Der Erlös des Wochenendes geht an die Renovation des Klöntaler Kirchleins.
Der Saal im Kirchgemeindehaus ist voll, es müssen noch zusätzliche Tische und Stühle herbeigeschafft werden. An einem Stand sind die letzten Gewinne der Tombola aufgereiht. Viele sind es nicht mehr, die meisten haben am Samstag ihre neuen Besitzer gefunden. Ein grösserer Gewinn aber liegt noch da: ein iPod.
Am Tisch vis-à-vis des Standes hat eine Familie Platz genommen. Einer der Söhne sieht immer wieder sehnsüchtig zum iPod hinüber. Zu gerne hätte er den Musikplayer in seinem Besitz. Er hat es am Samstag versucht, leider erfolglos. Das ersehnte Los 33 kam nicht. Irgendwann war dann die von seinen Eltern zu Recht auferlegte Beschränkung da, er durfte kein weiteres Los mehr kaufen.
Und jetzt, am Sonntag, ist der iPod immer noch da. Die Mutter des Knaben seufzt, sie hatte gehofft, das Gerät sei weg. Mit traurigen Augen verfolgt ihr Sohn das Geschehen am Tombola-Stand. Ein Preis ums andere wird abgeholt, der iPod aber liegt am Ende des Risotto-Essens immer noch auf dem Tisch.
Nun kann ein Mann am Nebentisch das Ganze nicht mehr mitansehen. Der Knabe tut ihm leid. Er schenkt ihm sechs Franken für drei Lose. Die Augen des Kleinen blitzen hoffnungsvoll auf. Aber er zieht wieder nur Nieten! Der Mann gibt noch nicht auf. Nun schenkt er dem Knaben zehn Franken. Das ergibt immerhin fünf Lose und damit fünf Chancen auf den iPod. Und tatsächlich: Der Knabe zieht endlich Los Nummer 33. Der Freudenschrei ist immens gross, die Augen des Kleinen strahlen, er kann es kaum glauben, dass er nun doch Besitzer des so sehnsüchtig erhofften Musikplayers ist. Artig bedankt er sich bei dem Mann, den er vorher nicht gekannt hat.
«Das ist aber eine schöne Adventsgeschichte», sagt Pfarrer Sebastian Doll, der bei uns am Tisch sitzt. Ja, sie beinhaltet Hoffnung, Warten und schliesslich Freude – wie die biblische Geschichte auch. Schenken wir unseren Mitmenschen doch solche Geschichten in der Adventszeit. Begegnen wir ihnen offen, schenken wir ihnen Zeit, bereiten wir ihnen Freude. Umso freudiger werden wir dann selber Weihnachten feiern, das heilige Fest der Geburt Jesu.
Eine schöne Adventsgeschichte
Advent. Zeit der Hoffnung und der Freude, des Wartens auf die nahende Ankunft Jesu. Zeit aber auch, um selber Freude zu schenken.
In der Adventszeit bereiten wir uns auf die Geburt Jesu an Weihnachten vor. Vielleicht indem wir anderen Freude schenken? (Bild: mb.)