Eine schöne Bescherung …

Das steht er nun: unser Weihnachtsbaum, mitten in Berlin! Heiligabend rückt näher. Die Kühlschränke und Gefriertruhen sind gefüllt, der Wein gut temperiert gelagert, alle Geschenke schon zeitig besorgt und verpackt, «Guetzli» (zumindest die, die noch nicht gegessen wurden) in Dosen verstaut, die Gäste sind auch eingeladen, die Wohnung auf Hochglanz gebracht. Nun sollte einem schönen Fest eigentlich nichts mehr im Wege stehen.



Eine schöne Bescherung …

Gut vorbereitet und man verbringt die Feiertage völlig stressfrei. Doch nicht alle scheinen dieses System zu haben. Kurz vor Weihnachten ging ich beim Alexanderplatz in das Kaufhaus «Galeria Kaufhof». Ich hatte Zeit und schlenderte ein wenig herum. Sofern das überhaupt möglich war. Man hätte fast meinen können, das Einkaufen würde am nächsten Tag verboten. Tausende von Menschen drängten sich durch die mit Weihnachtsdekoration und Geschenkartikeln überfüllten Regale. Man trat sich gegenseitig auf die Füsse, was bei den einen nicht unbedingt zur guten Stimmung beitrug. Lange Schlangen bildeten sich hinter den Kassen. Gestresste Mütter versuchten ihre Kinder im Zaum zu halten, die Enkel zerrten Oma und Opa in die Spielzeugabteilung. Verzweifelte Männer suchten noch ein adäquates Geschenk für ihre Partnerin. Die Packstation, an der die gekauften Artikel weihnachtlich verpackt werden, war auch hoffnungslos überfüllt. Und die Angestellten des Kaufhauses versuchten die unübersichtliche Lage in den Griff zu bekommen.

Das alles kümmerte mich wenig. Ich musste ja nichts besorgen. Um dem Trubel etwas auszuweichen, setzte ich mich auf eine Bank nahe der Rolltreppe und schaute dem Treiben eine Weile zu. Es war kaum zu glauben. Der Menschenstrom auf den Rolltreppen schien kein Ende zu nehmen. Wo kommen nur all diese Leute her? Sind sie alle unterwegs, um ihre «Last-Minute»-Einkäufe zu tätigen? Oder wollen sie nur etwas herumschauen wie ich? Ich weiss es nicht. Aber den Gesichtern nach zu urteilen, war bei vielen der Stressfaktor deutlich sichtbar. Muss das überhaupt sein?

Es ist jedes Jahr dasselbe. Schon Wochen vor den Festtagen hört man aus Radio, Fernsehen und vielen Lautsprechern an den über 80 Weihnachtsmärkten in Berlin und sicher auch anderswo, immer nur das eine. Seid lieb zueinander. Tut Gutes. Spendet für arme Leute. Ich hoffe, Sie verstehen mich jetzt nicht falsch, aber so langsam kann man es nicht mehr hören.

Warum eigentlich nur in der Vorweihnachtszeit? Brauchen nicht viele Menschen das ganze Jahr hindurch Hilfe? Sollte man sich nicht auch im Rest des Jahres Gedanken darüber machen, ob man etwas Gutes tun kann? Es wird an Weihnachten immer viel Geld ausgegeben, um zu schenken. Doch muss es immer etwas Gekauftes sein?

Ich habe auch schon öfters die Erfahrung gemacht, wenn ich einem Menschen meine Zeit schenke, sei es zum Zuhören, sei es, um ihm bei einer Arbeit zu helfen, oder einfach nur etwas Zeit miteinander zu verbringen, dass genau dieses Geschenk etwas sehr Wertvolles ist. Und wenn ich dann in glückliche und zufriedene Augen schauen kann, ist auch das für mich ein Geschenk.

In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern von glarus24 frohe Festtage!