Eine volle Kirche nahm Abschied

Eine volle Kirche war Pfarrerin Renate Bosshard-Nepustil bei ihrem Abschiedsgottesdienst in der reformierten Kirche Niederurnen beschieden. Sie habe es hier gut gehabt, meinte sie nicht ohne Wehmut.



Die Gottesdienstbesucher verabschiedeten sich persönlich von Pfarrerin Renate Bosshard-Nepustil und dankten ihr für das segensreiche Wirken. (Bild: mb.)
Die Gottesdienstbesucher verabschiedeten sich persönlich von Pfarrerin Renate Bosshard-Nepustil und dankten ihr für das segensreiche Wirken. (Bild: mb.)

Nach fast genau neun Jahren Amtszeit wechselte Pfarrerin Renate Bosshard am 1. Januar 2010 von der Kirchgemeinde Niederurnen nach Zürich-Witikon. Obwohl sie es im Glarnerland gut gehabt habe, wie sie am Abschiedsgottesdienst in der reformierten Kirche Niederurnen sagte. Dies habe in der Gemeinde teils Irritationen ausgelöst. Sie wolle jedoch die Erfahrungen, die sie im Einzelpfarramt in einem ländlichen Gebiet gemacht habe, nochmals in einem ganz anderen Kontext anwenden und auch in die Ausbildung von Pfarrpersonen einfliessen lassen.

Besucher aus dem ganzen Kanton

Wie sehr sie geschätzt wurde und wird, zeigte die volle Kirche: Jüngere und ältere Menschen aus dem ganzen Glarnerland waren am vergangenen Sonntag gekommen, um von ihr Abschied zu nehmen. Darunter auch viele Kinder, was Renate Bosshard-Nepustil besonders freute. Es freute sie zudem, dass die Kantorei Niederurnen unter David Kobelt den Gottesdienst musikalisch bereicherte.
Ihre Predigt widmete sie dem, «worum es mir geht als Pfarrerin»: dem Glauben und dem Vertrauen. «Wir unterwerfen alles der Kontrolle», sagte sie, «aber das Leben bleibt ein Wagnis.» Wir alle bräuchten Vertrauen, das uns Kraft gebe und uns beflügle: «Wir sollten bei all unserem Tun und Lassen unsere Verantwortung tragen und unser ganzes Vertrauen in Gott legen. Ich wünsche mir, dass wir aus dieser Überzeugung heraus unsere Zukunft planen.»
Kirchenratspräsident Hans-Markus Stuck würdigte die «sehr arbeitsreiche Zeit» der engagierten Pfarrerin. Besonders erwähnte er die von gegenseitigem Respekt getragene Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche in Niederurnen sowie die eindrückliche Ausstellung «Frieden schaffen» des Zürcher Künstlers Theo Dannecker, der ebenfalls am Gottesdienst teilnahm. Als Dank des Kirchenrates und der ganzen Kirchgemeinde bekam Renate Bosshard-Nepustil ein Bild aus der Ausstellung geschenkt.

Kein Abschied für immer

Die scheidende Pfarrerin versprach, ab und zu wieder nach Niederurnen zu kommen: «Das Glarnerland ist nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie Heimat.» Im Gegenzug wünscht sie sich möglichst viele Brückenschläge zwischen Stadt und Land: «Zürich und das Glarnerland liegen nicht weit auseinander.» Sie dankte «für alles, was ich bekommen habe an Wort, Gesten, Ausdruck und sehr Menschlichem», und entschuldigte sich für das, was zu kurz gekommen war. Die Gottesdienstbesucher ehrten sie mit einem langen Applaus.
«Sie war eine gute Pfarrerin. Schade, dass sie nicht mehr hier ist», meinte eine Frau beim Hinausgehen und machte sich etwas wehmütig auf den Weg zum gemeinsamen Mittagessen im Pfarrhaussaal, zu welchem die Kirchgemeinde eingeladen hatte.