Einkaufen und Verweilen

Nun gibt es sie wieder, den Dorfladen und die Poststelle in Riedern. Am vergangenen Freitag wurde das umgebaute Ladenlokal feierlich eröffnet. Der Dorfladen soll aber neben der Einkaufsmöglichkeit auch ein Treffpunkt und ein Begegnungszentrum für Riedern werden. Dass es schliesslich zu diesem Happy End kam, ist sicher ein grosser Verdienst einiger Initianten, aber auch dank dem Verständnis des Gemeinderates.



Einkaufen und Verweilen

Die Geschichte des Dorfladens, wie im Übrigen die Geschichte vieler kleiner Dorfläden im Glarnerland , ist sehr spannend und von vielen Wechseln und Turbulenzen behaftet. Dass sich nun der Dorfladen in Riedern zum Mindesten für ein Jahr in ruhigeren Gewässern bewegt, ist sicher ein Verdienst einiger engagierter Bürger von Riedern, aber auch dem Verständnis des alten Gemeinderates von Riedern und dem neuen Gemeinderat von Glarus. Um das zu untermauern waren an der Wiedereröffnung des schmucken Dorfladens der Präsident von Glarus, Christian Marti, und der Vizepräsident Reto Frey sowie die beiden Initianten anwesend.

Ein Jahr als Bewährung

Ende September 2010 war Schluss für den Dorfladen in Riedern. Der Gemeinderat Riedern hatte aber bereits im Juni einen Kredit für ein Konzept zur Weiterführung des wichtigen Ladens in Riedern gesprochen. Auf persönliche Initiative von Dieter Bäbler und Fritz Stüssi nahm man Kontakt mit dem heutigen Betreiber, der Molki Netstal, auf. Nachdem eine Einigung gefunden werden konnte, und so das Fortbestehen des Dorfladens sichergestellt war, sprach der Gemeinderat von Glarus einen Kredit für den notwendigen Umbau des Ladens, wobei die Zusatzkosten für die Einrichtung von der Molki Netstal übernommen wurden. «Allerdings hatten wir ein Zeitloch zu verkraften, denn erst im Laufe vom Dezember konnte diese positive Lösung auch in die Tat umgesetzt werden.»Vizegemeindepräsident Reto Frey, der selbst in Riedern lebt, erklärte weiter, dass vorderhand ein Mietvertrag über ein Jahr abgeschlossen werden konnte. Nach einem Jahr und hoffentlich erfreulichen Resultaten würde dieser jeweils um ein weiteres Jahr verlängert. Sollten sich aber die von den Initianten und dem Betreiber gesetzten Hoffnungen in einen positiven Geschäftsgang nicht erfüllen, würde der Vertrag nicht verlängert. Dies würde leider zugleich bedeuten, dass das Kapitel Dorfladen Riedern ein für allemal abgeschlossen wäre. «Eine weitere Chance wird es nicht mehr geben», so Frey weiter. Das zu verhindern respektive den Dorfladen auf lange Sicht am Leben zu erhalten, das sei nun eine Angelegenheit der Bewohnerinnen und Bewohner von Riedern. «Die längerfristige Zukunft dieses tollen Begegnungszentrums liegt ab heute in ihren Händen.»

Ein Begegnungszentrum mit Einkaufsmöglichkeit

Es könnte auch umgekehrt heissen: eine Einkaufsmöglichkeit mit einem grosszügigen Begegnungszentrum. Dazu noch die Möglichkeit, Briefe und Pakete bei der integrierten Poststelle aufzugeben. Der neu umgebaute Dorfladen hat, wie von den ersten Kundinnen am Eröffnungstag zu erfahren war, ein ganz anderes, ein modernes Gesicht als der frühere «Tante-Emma-Laden». Übersichtlich sind die Produkte in Gestellen an den Wänden angeordnet. Artikel für das tägliche Leben, kein «Schnickschnack», sondern Markenprodukte, frisches Gemüse, frisches Brot oder Fleisch. Fleisch kann übrigens einen Tag früher im Laden bestellt und dann am andern Tag abgeholt werden. In der Mitte des Raumes befindet sich eine «kleine Insel» mit einer Kaffeebar. Hier können sich die Mitarbeiterinnen jeweils zurückziehen, wenn gerade kein grosser Andrang herrscht. Nach dem getätigten Einkauf begeben sich aber die Kundinnen, meistens in Begleitung ihrer kleinen Kinder, nicht auf dem direkten Weg nach Hause. Sie setzen sich noch kurz an einen der Tische zu einem «Schwatz» oder zum Gedankenaustausch und geniessen bei einer Tasse Kaffee oder einem kalten Getränke die Ruhe nach ihrem Einkauf. Hier herrscht keine Hektik, hier hat man noch Zeit, hier werden Geschichten erzählt, Erfahrungen in der Kindererziehung ausgetauscht und über die Zukunft des Dorfladens diskutiert. Bereits nach einem Tag gehört dieser Dorfladen wieder zu Riedern und wenn man sich erkundigt, ob sie am nächsten oder übernachten Tag wieder kommen werden; stets wird dies deutlich bejaht.

«Ich bin froh, wenn sie die positive Botschaft dieses neuen Dorfladens hinaustragen, damit das Angebot auch langfristig genutzt wird.» Christian Marti betonte in seiner kurzen Eröffnungsansprache, dass es für ihn und den Gemeinderat sehr wichtig sei, dass Riedern wieder einen Treffpunkt habe. Das sei mit dem Dorfladen, mit der integrierten Post und mit der Multifunktionalität des Lokals sichergestellt. Auch die Kunst kommt nicht zu kurz, an den Wänden sind Bilder von der Künstlerin Vreni Netzer, die zugleich auch Geschäftsführerin des Dorfladens ist, zu besichtigen. «Ich freue mich auf diese neue Herausforderung, ich bringe zum Glück eine über 30-jährige Erfahrung aus meiner bisherigen Tätigkeit in der Molki Netstal mit.» Vreni Netzer kann auf ein junges, initiatives und aufgestelltes Team zählen, die diese neue Herausforderung mit Freude annehmen.