Einklang von Tradition und Innovation

Der frisch gewählte Landratspräsident Fridolin Luchsinger (BDP), Landwirt aus Schwanden, betrachtet es als sehr wichtig, dass die Leitung eines Kantons oder eines Landwirtschaftsbetriebes durch Innovation und der Tradition bewusst geführt werden muss.



Ein starkes
Ein starkes

«Es wird langsam ernst», meinte der neue Landratspräsident Fridolin Luchsinger rund zwei Wochen vor seiner Wahl. Es sei ja schon lange absehbar gewesen, schliesslich war er während einem Jahr Vizepräsident. «Wie es aber leider so ist, habe ich es sehr lange vor mich hingeschoben. Jetzt bin ich aber bereit, wie vor dem Startschuss eines Rennens.» Für sein Jahr als höchster Glarner setzt sich der Schwandner eigene Ziele. «Ich möchte gerne meinen persönlichen Touch einbringen, mit den Traditionen aber sicher nicht brechen.» So möchte Luchsinger zum Beispiel eine Nachbesprechung mit dem Büro nach den Landratssitzungen einführen. «Einfach um zu besprechen was gut war und wo verbessert werden kann.» Auch bei den Besuchen von Anlässen und Versammlungen möchte er neben den grossen auch ganz persönlich den kleinen Veranstaltungen seine «Aufwartung» machen.

Nicht nur am Alten hängen


Für das Glarnerland wünscht er sich ein deutlich positiveres Auftreten von vielen Seiten, nicht nur von der Politik. «Es wird zu viel gejammert und das Negative herausgestrichen», betont der 59-Jährige und zeigt von seinem Balkon über die Matt in Schwanden auf den Glarner Hausberg, den Tödi. Das Glarnerland habe so viel Schönes zu bieten, nur wisse man das im Kanton und vor allem ausserhalb viel zu wenig. Auch hier bräuchte es ein gesundes Zusammenspiel zwischen Tradition und Moderne. «Landsgemeinde und Näfelser Fahrt sind bewährte Marken des Glarnerlands, mit Mut zu Neuem könnte vor allem der Tourismus deutlich gestärkt werden.» Diese Gratwanderung zwischen Altbewährtem und Neuem sei ihm als Landwirt nicht unbekannt, erklärt Luchsinger weiter. So war er einer der Pioniere der Schweizer Bio-Bauern. «Dies seit 1992, damals war ich unter den ersten 700 in der Schweiz.»

David gegen Goliath


Die Matt beim Thon in Schwanden war seinerzeit auch der Auslöser für seine politische Karriere. Noch als Jugendlicher wehrte er sich erfolgreich gegen die Einzonung einer Parzelle als Bauland gleich in Sichtweite seines Hauses. «Dass sich ein einfacher Bürger an der Gemeindeversammlung gegen einen gestandenen Gemeindepräsidenten durchsetzen kann, hat mir sehr bleibenden Eindruck gemacht.» Anschliessend war Luchsinger während 22 Jahren in der Vormundschaftsbehörde und zwischen 1988 und 1996 im Gemeindrat von Schwanden tätig. Während der Fusion habe er sich dann entschieden, wieder als Gemeinderat mitzuwirken. «Ich war zwar für eine Fusion, aber nicht in diesem grossen Ausmass.» Diese grosse Herausforderung und die faszinierende Aufgabe haben ihn aber sehr gereizt. Seit der Geburt der Gemeinde Glarus Süd leitet er als Vorsteher das Departement Werke und Umwelt. Seit 2006 hat er auch im Landrat für die BDP (zuvor SVP) Einsitz. Die Kombination zwischen Gemeinderat und Landrat sei für ihn dabei sehr nachhaltig. «Da zum Beispiel die Gemeindepräsidenten in diesem Gremium vertreten sind, können wichtige Synergien genutzt und Wege deutlich verkürzt werden.» Als wichtigstes Ziel für den Kanton und für die drei Gemeinden sieht Luchsinger den Erhalt und die Förderung von Arbeitsplätzen. Da brauche es aber auch innovative Personen aus der Privatwirtschaft. Auf der anderen Seite sollte man auch den bestehenden Unternehmungen unbedingt Sorge tragen.

Die Familie hinter sich


Rückhalt für das politische Engagement sowie früher die Abwesenheit als Langlauftrainer oder Leistungssportler erhält Luchsinger von seiner Frau Anna und seinen vier erwachsenen Kindern. Dabei habe ihm der Beruf viel geholfen, um stets alles in Einklang zu bringen. «Dass wir zusammen einen Bauernbetrieb führen, macht die Abwesenheit von Fridli erträglich, so können wir uns während der Arbeit austauschen und er konnte die Kinder aufwachsen sehen», äusserte sich seine Frau Anna dazu. Sie selber sei auch politisch interessiert, räumte Fridolin Luchsinger weiter ein. «Das gibt manchmal stürmische Debatten am Esszimmertisch.» Anna halte sich aber lieber im Hintergrund, überlasse ihm das Reden und kümmere sich dafür mehr um die Schreibarbeiten.

Einen Ausgleich und eine gute Schule für die Politik ist und war für Luchsinger immer der Sport, ob Laufen oder Langlauf. «Auch in schwierigen Situationen Durchhaltewillen zeigen, mit Sieg und Niederlagen umgehen zu können, das lernt man im Sport.» Hier hat er es nicht nur beim selber Mitmachen belassen, sondern sich als Langlauftrainer mit eidgenössischem Fachausweis während rund 20 Jahren bei der Jugendförderung engagiert. Spitzenleistungen der etwas anderen Art werden ab jetzt vom neuen Landratspräsidenten erwartet, über genügend Ausdauer und Durchsetzungsvermögen verfügt Fridolin Luchsinger dabei sicher.