Elm und die Tschinglenalp

Der Ruhestand bringt es zuweilen mit sich, dass man sich an Orte begibt, die so nah sind und gerade deshalb zu einem vertiefenden Besuch einladen. Die Rede ist von der Tschinglenalp, deren Erreichbarkeit und dem UNESCO-Weltnaturerbe der Tektonikarena Sardona.



Elm und die Tschinglenalp

Die Anreise nach Elm ist der Beginn eines doch besonderen Tages. Noch bis zum 22. Oktober erreicht man das Weltnaturerbe per Bahn. Und während man hoch über der Tschinglenschlucht schwebt, erfolgen in der Fahrkabine die ersten Informationen. Dabei erfährt man einiges über Bewirtung, Fahrzeiten und anderes. Und tief unten windet sich der Fussweg durch die Tschinglenschlucht. Man ist bald «mittendrin», in der herrlichen Bergwelt mit steil aufragenden, wuchtigen Felsmassen, mit einherplätschernden Bergbächen, die Kinder zum Spiel am Wasser beinahe unwiderstehlich einladen. Man freut sich über tosende Wasserfälle, fragt sich, wie all die Falter und Käfer heissen, die sich in den Bergwiesen rumtummeln oder folgt den Wanderwegen, von denen einer zur SAC-Martinsmadhütte führt. Man staunt über die Wildheit der Tschingelhörner und das Martinsloch, dem 17 Meter hohen und 19 Meter breiten Felsenfenster auf einer Höhe von ungefähr 2600 m ü. M. Es entstand während der Glarner Hauptüberschiebung. Ausdauernde und geübte Bergwanderer werden sich unter Umständen dorthin begeben, um später via Segnespass nach Flims runterzusteigen. Weniger ausgesetzt ist der Weg zum Firstboden mit einer Wanderzeit von gut 50 Minuten samt faszinierendem Ausblick übers Sernftal und die beinahe unzähligen Berggipfel.

Absolut faszinierend sind die geologisch interessante Glarner Hauptüberschiebung und das Einsetzen der Gebirgsbildung. Seit Juli 2008 ist diese weltweit beinahe einzigartige Gebirgslandschaft mit ihren mehr als 300 Quadratkilometern um den Piz Sardona, zwischen Vorderrheintal, Sernftal und dem Walensee liegend, Teil des UNESCO-Weltnaturerbes. Nebst der Hauptüberschiebung sind die weiten, unberührten Landschaften, die geologischen Strukturen, der Reichtum an alpinen Pflanzen und Tieren und die Schwemmebenen zu erwähnen.

Zum Verweilen ist man geradezu aufgefordert, befindet sich doch in dem aus alten Ställen bestehenden «Dörfchen» eine Bergwirtschaft. Die Wildheit der Umgebung fasziniert.

Die Alp hat eine lange Geschichte. Unterlagen ist zu entnehmen, dass der Alpheuet erstmals anno 1845 erwähnt ist. Es entstanden damals die «Ghaltigen», in denen das Heu gelagert wurde. Das Beweiden der Alpwiesen durch Schafe und Ziegen war ausserhalb der Heuflächen klar geregelt. 1870 waren durch die Gemeinde beinahe 50 Heuteile ausgeschrieben. Das Interesse war gross. An einer öffentlichen Gant wurden die Heuteile für die Dauer von 20 Jahren vergeben. Auf Schlitten, später an Seilen, wurde das Heu ins Tal gebracht.

Seit 1964 besteht die Luftseilbahn. Sie war und ist ein wichtiges, gut frequentiertes Transportmittel. Die Bahn wurde erstellt, weil die NOK damals die Hochspannungsleitung ab Tavanasa nach Uznach–Grinau erbaute. Bis 2009 erfüllte diese Bahn bei der Bewirtschaftung der Alp und für Berggänger eine wichtige Aufgabe. Dann lief die Betriebsbewilligung aus und die neue Bahn kam. Heute dienen einige Ghaltigen als Ferien- oder Jagdhüttchen. Ohne Übertreibung darf dieses Gebiet als «Schatzkästchen mit reichem Inhalt» bezeichArtikelnet werden.