Emil – No einisch – Auch in Schwanden ausverkauft

Dass Emil Steinberger längst zur Kulturfigur geworden ist, dass sein Bekanntheitsgrad grenzüberschreitend gross ist, dass seinem Schaffen und Gestalten verdientermassen hoher Respekt gezollt wird, muss eigentlich nicht mit grossen Lettern verkündet werden. Wie kaum jemand anders hat es Emil über Jahrzehnte hinweg verstanden, Alltägliches hervorzukramen und auf feinsinnige Art auszudrücken.



Emil Steinberger ist längst eine Kulturfigur; bei seinem erfolgreichen Auftritt in Schwanden. (Bilder: p.meier)
Emil Steinberger ist längst eine Kulturfigur; bei seinem erfolgreichen Auftritt in Schwanden. (Bilder: p.meier)

Es ist gewiss die einmalige Stärke dieses Bühnensolisten, Buchverfassers und Erzählers, mit den kleinen Schwächen der Mitmenschen respektvoll und behutsam umzugehen, niemals verletzend oder primitiv zu agieren. Das macht ihn so liebenswürdig, hat ihn zu einem Bekanntheitsgrad verholfen, der kaum mehr zu toppen ist. Und nun das: Der im Jahre 1933 in Luzern Geborene war einst Postbeamter, Grafiker. Er gründete mit seiner ersten Frau Maya im Jahre 1967 ein Kleintheater und bekam grad noch das Angebot, ein Kino zu führen. Im zarten Alter von 20 Jahren versuchte er sich als Hobby-Kabarettist und legte damit den gewichtigen, grossen Grundstein zu einer beispielhaft weitgespannten Karriere mit Auftritten und «Geschichten, die das Leben so schrieb». Er hatte im Film «Die Schweizermacher» anno 1978 eine prägende Hauptrolle, war mit verschiedenen Zirkusunternehmungen unterwegs.

1993 verliess er die Schweiz und siedelte sich in New York an. Er verheiratete sich ein zweites Mal und kehrte kurz vor der Jahrtausendwende in die Schweiz zurück. Wieder stand er auf der Bühne, war Verfasser von Werbespots, präsentierte Zeichnungen und trat in Österreich, Deutschland und anderswo auf.

Das Altern hat ihn nicht zum Zurücklehnen und Ausruhen, zum geniesserischen Rückblick auf so viele Erfolge, auch Ehrungen und Auszeichnungen veranlasst. Das lässt zumindest mal aufhorchen. Will es Emil einfach nochmals wissen, ausloten, wie er noch ankommt?

Nötig hat er das nie und nimmer. Wahrscheinlich ist es ein schwer zu erklärendes Virus, das ihn ganz fest gepackt hat und einfach nicht loslässt. Und dieses Virus hat in ihm ein Feuer entfacht, das nicht so schnell ausgeht, von dem helle und gute Wärme ausgeht. Das ist für die jeweils grosse Gästeschar Grund zur Dankbarkeit.

Man setzt sich hin, lauscht längst Bekanntem, kennt viele Texte auswendig und geniesst nochmals in vollen Zügen, lacht, applaudiert, wartet auf neue Pointen, stellt fest, dass Ehemaliges nochmals in beseelter Art ausgespielt wird und dass da nicht einer etwas runterspult, das er in- und auswendig kennt. Und in wohl vielen Besuchern wachsen wieder jene Freude und Verblüffung, die schon mal geherrscht haben. Es kommen Erinnerungen an eigene, zuweilen leicht ähnliche Erlebnisse auf. Es macht sich die Verblüffung breit, dass jemand zuweilen Banales aufgreift und es zu höchst Bühnenwirksamem umsetzt. Es sind die vielen kleinen Facetten, die Emil so unnachahmlich liebenswürdig machen.

Ab «Emil – Klassik» bis hin zu «Emil – Aktuell»


Es ist durchaus vorstellbar, dass Emil irgendwo sitzt, hinschaut, zuhört, am «Gschprächle» ist, an Orten verweilt, die zuweilen stark frequentiert sind, sich der Lektüre hingibt und in derartigen Momenten der Beginn einer irgendwann mal ausgereiften Bühnennummer eingeläutet ist. Es ist spürbar, dass Emil mit derartigen Impulsen sagenhaft kreativ umgeht, dass aus Kleinem, für viele Unbedeutendem, Grosses wird. Das fasziniert und begeistert, liess ihn zum so geschätzten und anerkannten Gast auf vielen Bühnen werden. Und was die hohe, vergnügliche Vielfalt seiner Auftritte ausmacht, ist nicht einfach kopierbar – man würde es ja sofort merken.

In Schwanden – auch da alles ausverkauft – gastierte er auf Einladung der Gemeindestube. Charmant und gewinnend trat er auf, wenige Requisiten und viele Worte genügten. Nie war Emil verletzend, primitiv oder dahinblödelnd, sich Seichtem, Vordergründigem hingebend.

Nur kurz erzählte er von seinem Abstecher nach New York, auch dort wurde er erkannt, angesprochen. Und dann kam er zurück, nun steht er wieder auf vielen Bühnen – mit einem Mammutprogramm, gespickt mit «Hits» aus vergangenen Zeiten bis hin zum Segen der neuzeitlichen Kommunikationsform und deren Technik, die zahllose Nutzer nie loszulassen scheint.

So liess sich Emil über die Systematik des Staubsaugens oder das Rumgucken ab eigener Wohnung, die Art des richtigen Einparkens, die Tücken des Kinderwagens samt Oskarli im Innern oder mannigfaltige Kurs- und Seminarangebote für Senioren aus. Da sind Emils blühende, so herrlich ausschmückende Fantasie und sein Wortreichtum Basis für Erfolge, die Jahre, ja Jahrzehnte mühelos überdauern. So wies er beispielsweise auf ein Seminar mit dem Titel «Cannabisanbau im Alter», das Basteln von Kleiderbügeln aus Konservendosen, das Schwimmverhalten im Rhein (niemand schwimme gegen den Strom) und anderes hin. Er holte sich einen unerfahrenen Copiloten aus dem Publikum, um mit seinem Jet sachkundig zu landen. Er liess sich von einem weiblichen Bundesweibel begleiten, um als achter Bundesrat landauf, landab die Vereine aufzusuchen und deren Jubiläen samt immensen Verdiensten zu würdigen. Nochmals liess man sich in die Betrachtungstechnik des Kirchleins von Wassen ab Zugsabteil samt erheiternder Unterhaltung in holprigstem Französisch mit belgischen Fahrgästen, ein Kreuzworträtsel lösenden Beamten im Telegrafenamt, eine irre Vereinsversammlung samt absolut nichtssagendem Fachreferat, die Bauernregeln, den einen Parkplatz wischenden nach richtigen Ausdrücken suchenden Mann ein, liess sich verwöhnen.

Die Standing Ovations waren hoch verdient, eine der Zugaben führte an den Beginn zurück, wieder gab der schusselige Garderobier seine Schwierigkeiten mit den aufgehängten Mänteln bekannt. Emil wird noch an ganz vielen Orten auftreten, weitere Hundertschaften begeisterter Fans verwöhnen und vielen Seelen wohltun.