Emotionsgeladenes Hockeyspiel entwickelt sich zum Hitchcock

Bitterkalt war es am Samstagabend auf der Kunsteisbahn im Buchholz in Glarus. Doch dies schreckte die Zuschauer nicht ab, dem Heimspiel des GEC «Moskitos» gegen den EHC Montafon beizuwohnen. Denn die 70 erschienenen Zuschauer kamen in den Genuss eines schnellen, intensiven und emotionsgeladenen Spiels.



Die «Moskitos» des GEC boten spannendsten Hockey-Sport. (Bilder: zvg)
Die «Moskitos» des GEC boten spannendsten Hockey-Sport. (Bilder: zvg)

Der GEC «Moskitos» hat eine strenge Woche hinter sich, denn innert Wochenfrist war es nun gleich das dritte Spiel. In der laufenden Meisterschaft sind die Glarner auswärts bereits einmal auf den EHC Montafon getroffen. Die Erinnerungen an den Gegner sind eher negativ: Sie mussten eine knappe 5:7-Niederlage einstecken und die Glarner wurden immer wieder durch grobe Fouls gebremst.

Das Trainerduo Patrick Faoro und Orlando Ragnolini motivierten die Kids und appellierten an diese, an sich zu glauben und keine Angst vor dem Gegner zu haben. So kamen der GEC «Moskitos» von der ersten Sekunde an top motiviert und engagiert aufs Eis. Von Einschüchterung keine Spur! Das Spiel war nur wenige Sekunden alt und ein Spieler des EHC Montafon musste schon auf der Strafbank Platz nehmen. Die Glarner konnten jedoch die Überzahlsituation nicht ausnützen. Das Spiel geht fortan immer wieder hin und her bis in der 6. Spielminute Moritz Zimmermann die Gelegenheit nützt und alleine auf den Torhüter loszieht. Kaltblütig schiesst er den GEC zur 1:0-Führung. Nach einer Strafe der Glarner nutzen die Gäste die Überzahlsituation voll aus und gleichen in der 9. Spielminute zum 1:1 aus. Dies lässt die Glarner kalt. Nur wenige Sekunden nach dem Ausgleichstreffer kann Maurin Isler nach einem schönen Zuspiel durch Moritz Zimmermann die Führung zum 2:1 wiederherstellen. In der Folge war das Spiel hart umkämpft und die Verteidigungen hatten viel zu tun. Leider konnten die Glarner eine weitere Überzahlsituation nicht ausnutzen und die Führung konnte in die Pause gerettet werden.

Gestärkt und mit vollem Elan gings nach der 15-minütigen Pause ins Mitteldrittel. Die Glarner waren gleich spritzig wie zu Beginn des Spiels, jedoch gefiel das dem EHC Montafon überhaupt nicht. Die gegnerischen Spieler begannen mit groben Fouls die Glarner aus ihrem Tritt zu bringen. So war es nicht verwunderlich, dass in der 26. Spielminute gleich zwei Spieler des EHC Montafon auf der Strafbank Platz nehmen mussten. Ein Spieler wurde zurecht zusätzlich zu 10 Minuten Disziplinarstrafe verknurrt. Dem Monafoner Anhang gefiel das überhaupt nicht und sie fingen an, den Schiedsrichter zu beschimpfen. Nach einem kurzen Unterbruch des Spiels waren nun neben den Spielern auch der Glarner Fan-Club gefordert. Dieser trieb den GEC «Moskitos» lautstark nach vorne. Ein Tor musste unbedingt her! Die Glarner fackelten nicht lange – kaum wurde die Strafe ausgesprochen, erhöhte Maurin Isler auf Zuspiel von Moritz Zimmermann die Glarner Führung mit einem herrlichen Tor zum 3:1. Doch die Freude währte nicht lange und der EHC Montafon konnte von einer Unachtsamkeit der Glarner profitieren und den 3:2-Anschlusstreffer erzielen. Nun liessen sich aber die Glarner nicht aus der Ruhe bringen und zogen weiterhin ihr Spiel auf. Die Abwehr funktionierte hervorragend – jeder kämpfte für jeden, ob im Sturm oder in der Verteidigung. Wunderschön diesem Team zuzusehen! So kreierten sie immer wieder gefährliche Situationen vor dem gegnerischen Tor. Der Druck der Glarner wurde höher und Janik Pöpl fasste sich am Herz und erzielte in der 34. Spielminute im Fall, von der blauen Linie aus, ein Traumtor ins linke untere Eck. Der Torhüter hatte keine Chance und musste die Führung zum 4:2 akzeptieren. Im Verlauf kamen die Gäste abermals vors Tor der Glarner, jedoch vereitelte der Glarner Torhüter und seine sehr gute Abwehr einen Torerfolg für den EHC Montafon. Die Glarner hatten nun mehr Spielanteile.

Im Schlussdrittel gaben nun die Glarner mächtig Dampf! Sie wollten unbedingt den heutigen Gegner bezwingen. Das Spiel wurde schneller und härter. In der 46. Spielminute nahm wieder mal ein Gegner Platz auf der Strafbank. Diesmal funktionierte bei den Glarnern das Powerplay hervorragend. Nur wenige Sekunden später war es wiederum Moritz Zimmermann auf Zuspiel von Maurin Isler, welcher die Führung der Glarner auf 5:2 ausbauen konnte. Die Glarner drosselten kurz ihr Tempo und waren kurz unachtsam und schon kam der EHC Montafon mit zwei weiteren Treffern zum 5:4 den Glarnern sehr nahe. Der Trainer Patrick Faoro nahm in einem taktisch wichtigen Moment ein Time-out für seine Mannschaft, um die Spieler wieder aufzubauen. Das Spiel wurde nun härter. Ein Spieler der Glarner musste auf der Strafbank Platz nehmen und der EHC Montafon glich zum 5:5 aus. Innert fünf Minuten wurde ein Drei-Tore-Vorsprung verspielt. Wer nun dachte, der Faden bei den Glarner reisse nun komplett, der irrte sich! Nein, es waren die Nerven des EHC Montafon, welche nun verrückt spielten. Denn es mussten gleichzeitig zwei Gastspieler auf der Strafbank Platz nehmen. Bei den Gastzuschauern gingen nun die Emotionen hoch. Sie wollten den Entscheid der Schiedsrichter nicht akzeptieren, zumal sie auch noch einen der beiden Trainer in die Kabine spedierten. Es kam zu einem langen Unterbruch und Diskussionen zwischen Schiedsrichtern und Trainern des EHC Montafon. Den Glarner Spielern tat dieser Unterbruch gut. Plötzlich herrschte ein heilloses Durcheinander vor dem Tor der Gäste und Janik Pöpl konnte davon profitieren und den Puck in den Maschen zur erneuten Führung der Glarner zum 6:5 versenken. Die Montafoner begannen nun noch härter zu spielen und die Glarner immer und immer wieder zu foulen. Körperlich waren die Montafoner den Glarnern überlegen, war doch der grösste Teil der Spieler ein Jahr älter als die Glarner. Auch die Glarner Spieler wurden nun aggressiver. Auf beiden Seiten wurden Strafen ausgesprochen, welche auf der Gästeseite zu heftigen Diskussionen führte. Auch als der Glarner Lars Schreckenbauer alleine aufs Tor der Gäste loszog und hart gefoult wurde. Ihm wurde ein Penalty zugesprochen, welcher er in der 53. Minute überzeugend zur 7:5-Führung ins Tor schiessen konnte. Nun waren die Gäste ausser sich – sie kamen nun aufs Eis, ohne Rücksicht auf Verluste. Mit der Wut im Bauch mähte ein Gegenspieler Sasha Wirth um und verletzte ihn mit den Kuven am Bauch. Für dieses grobe Foul musste er vorzeitig unter die Dusche. Nach einem Pfostenschuss kamen sie nochmals gefährlich vors Glarner Tor und versenkten den Puck zum 7:6. Das dritte Drittel dauerte nun schon endlose 45 Minuten lang – eigentlich wären noch 4 Minuten zu spielen gewesen. Diese letzten 4 Minuten hatten es in sich … Zum einen wurden nochmals Strafen auf beiden Seiten ausgesprochen und zum anderen hörten die Diskussionen der Gäste nicht mehr auf. In der 57. Minute aber konnte Moritz Zimmermann auf Zuspiel von Lars Schreckenbauer die Glarner Führung auf 8:6 ausbauen. Nur zwei Minuten später kamen die Gäste auf 8:7 heran. Nun war die Glarner Abwehr gefordert. Der Glarner Torhüter musste einige seiner Tricks auspacken und auch das Quentchen Glück rettete die Glarner vor dem Ausgleich der Gäste. Denn zweimal musste der Puck auf der Linie gerettet werden und auch einen Schuss aufs Torgehäuse hielt die Glarner Führung intakt. Die Kunsteisbahn im Buchholz kochte – die Glarner wurden nun lautstark zum Sieg angetrieben und liessen nun nichts mehr anbrennen und siegten verdient mit 8:7.

Nach der Schlusssirene war der Jubel grenzenlos! Die Glarner holten sich verdient den Sieg, denn alle kämpften bis zum Umfallen und haben den Glauben an einen Sieg nie verloren!

Nun haben die Glarner eine Woche Pause ohne Ernstkampf. Am kommenden Samstagmorgen, 18. Februar 2012, um 08.30 Uhr empfangen sie im Buchholz den viertplatzierten EHC Kreuzlingen-Konstanz. Die lautstarke Untersützung wird hoffentlich auch dann die Glarner «Moskitos» zum Sieg antreiben …