Ennendaner Turnveteranen wiederum auf Werkspionage

Diesmal führte der Weg die 17 Veteranen zur Feinbäckerei Engi AG in Engi zu einer sehr interessanten Betriebsführung. Weiter gab es Informationen über das Judentum und das Reinheitsgesetz (Koscher).



Ennendaner Turnveteranen wiederum auf Werkspionage

Am Donnerstag, 30. März, fuhren 17 Mann nach Engi, Hinterdorf, um die Gelegenheit zu nutzen, die einmalige Feinbäckerei zu besichtigen. CEO Ueli Fäs, als ehemaliger Ennendaner Turner, hiess uns im Betriebsteil in Engi, Hinterdorf willkommen. Dort werden die Produkte wie Praline, Birnbrot, Konfekt usw. für den Schweizer Markt produziert. Im Betriebsteil in Engi, Vorderdorf werden nur sogenannte Koscherprodukte produziert. Produkte, die bei den Juden weltweit Absatz finden.
U. Fäs schätzt sich glücklich, dass er doch 15 Vollzeitstellen und deren 15 Teilzeitstellen in seinem Betrieb anbieten kann. Dies ist für das Sernftal doch ein stattlicher Betrieb, wo doch manche Familie ihr Auskommen findet. Er kaufe die Schokolade zum Verarbeiten zu. Der Lebensmittelsektor sei extrem im Wandel. Er betreibe keinen Hauslieferdienst, sondern bediene Grossisten und Zwischenhändler palettweise mit einer externen Transportunternehmung. Vom Pro Montana-Label könne er mit seinen Produkten nicht profitieren, da er alles von auswärts zukaufen müsse, so z.B. Haselnüsse, Baumnüsse, Mehl und Zucker usw..
Bei der Betriebsbesichtigung fällt auf, dass der Maschinenpark eher älteren Datums ist. U. Fäs ist froh um diese alten, schweren Schweizer Maschinen, die noch nicht so viel Elektronik beinhalten, wie die heutigen Maschinen. Bei einer Störung könne der Elektriker oder der Mechaniker vor Ort direkt eingreifen. Bei den neuen Maschinen kämen Spezialisten mit dem Laptop und sofort müsse ein Bauteil teuer ersetzt werden, da diese Elektronikteile nicht gleich repariert werden könnten, wenn überhaupt. Auf die Frage, ob der Standort im Sernftal nicht ein Nachteil sei, beantwortet U. Fäs mit der Aussage, dass es für ihn noch stimme, da er günstige Gebäulichkeiten belegen könne. Ein Problem werde selbstverständlich die LSVA (Schwerverkehrsabgabe), die immer teurer werde.
Auf dem Rundgang betritt man auch die abgetrennte Konditorei, wo Schokoladenprodukte, so auch die feine Bruchschokolade, hergestellt werden. Interessant auch die Ausführung von Ueli Fäs, wie man zum Glanz und einem guten Bruch der Schokolade komme. Die Schokomasse müsse aufgeheizt, dann abgekühlt und nochmals aufgeheizt und schliesslich auf dem Abkühlband kontinuierlich abgekühlt werden. Aha!
Der Betriebsteil in Engi, Vorderdorf ist ganz auf die Produktion von Koscherwaren ausgerichtet. Da U. Fäs bereits seit 15 Jahren mit den Juden von Zürich zusammenarbeitet, ist er ein zertifizierter Betrieb. Dies bedinge jedoch einen grösseren administrativen Aufwand. Es müsse jeder Arbeitsgang dokumentiert und nachvollziehbar zurückverfolgt werden können. Speziell daran ist, dass das Betriebsmaterial vom Ofen über die Brotbleche usw. alles koscher sein muss. Es muss strikte darauf geachtet werden, dass die Betriebsmittel vom einen Betriebsteil nicht in den anderen verschoben werden, denn dies gäbe Ärger mit dem Rabbiner. Der Backofen läuft elektrisch und darf nicht abgeschaltet werden. Dieser ist auch versiegelt. Sollte der Backofen trotzdem mal ausgehen, muss der Rabbiner extra von Zürich anreisen und den Ofen wieder in Betrieb nehmen. Für die Koscherproduktion dürfen keine tierischen Fette und keine Butter verarbeitet werden.
Produziert werden hauptsächlich Tortenbödeli, wie man sie kennt für Erdbeertörtli oder Käsküchli. Es gehe 95% der Produktion in den Export. Die Hauptabnehmer seien in den USA. Hier werden Grosscontainer in Engi abgefüllt und versiegelt und dann via Basel–Rotterdam nach Amerika verschifft. Zweitgrösster Kunde sei Saudi Arabien. In Europa ist der Absatz sehr schwierig geworden. Er hätte noch einen Kunden in Deutschland. Begründet wird dieser Einbruch mit dem zerfallenen Eurokurs.
Beim Apéro erzählte uns Ueli Fäs noch über sein Wissen über das Judentum. Dieses ist die erste Weltreligion. Sie ist friedliebend und alles Grausame und Gewalt würden abgelehnt. Koscher sei das Reinheitsgesetz. Fleisch dürfe nur von Säugetieren mit zweigespaltenen Hufen und Wiederkäuern gegessen werden. Da Schweine keine Wiederkäuer seien, dürfe dieses Fleisch von Juden nicht gegessen werden. Raubtiere sowie Fische, die nicht wie Fische aussehen, dürfen ebenfalls nicht gegessen werden.
Zum Abschluss dankte der Obmann für die tolle Führung, den Apéro und den erhaltenen, sehr interessanten Geschichtsunterricht. Da der Gastgeber das Alterslimit zum Turnveteran erreicht hat, übergab er ihm nebst einem Präsent auch gleich das Anmeldeformular.