Ereignisreiche 175 Jahre gefeiert

Dass ein bedeutendes Familienunternehmen der Textil- industrie sein 175-Jahres- Jubiläum feiern kann, dürfte weitherum einzigartig sein. Die Fritz + Caspar Jenny AG hat es geschafft. Am Freitag wurde gefeiert



Die sechste Generation: Der 45-jährige Caspar Jenny leitet das Familienunternehmen seit 1997. (Bild: irene hunold straub)
Die sechste Generation: Der 45-jährige Caspar Jenny leitet das Familienunternehmen seit 1997. (Bild: irene hunold straub)

Der Betrieb ist seit 1834 ununterbrochen im Besitz der Familie Jenny. Der 45-jährige Caspar Jenny leitet ihn seit 1997 in sechster Generation. Die ereignisreichen 175 Jahre wurden in genau 175 Minuten zelebriert. Im grossen Spinnereisaal der 2001 still gelegten Spinnerei fand ein bis ins letzte Detail einstudiertes Jubiläum statt: mit 330 Gästen - Kunden, Lieferanten, Behördenvertretern. Am Samstag folgte dann noch das gleiche Fest mit der Belegschaft.

Wir sind ausgebucht, wendet sich Caspar Jenny an die Festgemeinde. Und die grosse Uhr, die jede Minute die Jahrzahl wechselt, kommt in Aktion. Tamara Sedmak, eingekleidet in ein Design-Kleid aus Jenny-Fabrics-Stoff, führt durch den Abend. Sie wechselt je nach Szene mühelos von Mundart auf lupenreines Hochdeutsch.

Stets eng mit Dorf verbunden

Damit die Besucher einen Einblick in die vergangenen 175 Jahre bekommen, wurde ein Film vorbereitet, welcher die Höhen und Tiefen zeigt. Fritz Jenny-Tarter, Leiter der 5. Generation, konnte das Jubiläum nicht mehr miterleben: Er war vor zweieinhalb Jahren 80-jährig gestorben. Seiner, wie auch all der Betriebsleiter, Prokuristen, Angestellten, Meister, Arbeiterinnen und Arbeiter der vergangenen Jahre wurde gedacht. Einige Veteranen kamen in einem weiteren Film zu Wort.

Frau Landammann Marianne Dürst umschreibt in 175 Worten den Pioniergeist des Unternehmens samt wegweisenden Entscheidungen. Jean-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, stellt die Geschichte in einen gršsseren Zusammenhang, während der Niederurner Gemeindepräsident Fritz Zweifel hervorhebt, wie eng der Industriebetrieb stets mit dem Dorf verbunden war und wie wichtig er für die Gemeinde war und ist.

Innovativ in die Zukunft

Dass innovativ in die Zukunft weitergegangen wird, zeigt sich in den PlŠnen, die Industrieareale nachhaltig zu nutzen. Auf diese Weise kann das gršsste noch bestehende und denkmalgeschützte Industrie-Ensemble der Schweiz auch nach der grossen Textilzeit noch weiterbestehen. Ja, es wird offensichtlich zum trendigen und interessanten Standort für Wohnen und Arbeiten.

Im Webereibereich kann die Moderatorin zusammen mit dem Kreationsleiter Juan Antonio Ortega ein neues Produkt aus Baumwolle vorstellen, das elastisch wirkt: Jeder Herr erhält zum Schluss ein Hemd aus diesem Stoff, jede Dame einen Schal. Innovativ auch der Showblock des Ensembles Coloro, die multimediale Bühnenshow; ein spektakulärer Mix aus Jonglage und raffinierter Videoanimation. Die Verpflegung der grossen Gästeschar obliegt einer Catering-Firma aus Regensdorf: 32 Helferinnen und Helfer sind im Service, 13 in der Küche und drei in der Logistik beschäftigt. Bei Anlassleiter Guido Rauch laufen die Fäden zusammen.

Nach dem Ende des offiziellen Teils geht es weiter mit DJ, Bar-Betrieb und Party. Die 200-Jahr-Feier in 25 Jahren wird, so hofft man, die siebte Generation managen.

175 Jahre, sechste Generation

Jean-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, würdigte in seiner Jubiläumsrede die 175 Jahre Fritz + Caspar Jenny AG. Er sprach von der einst beherrschenden Stellung der Textilwirtschaft im Glarnerland. Der Textilsektor sei von jeher ein ganz besonderer Teil der Glarner Identität gewesen. Als KMU sei die Firma eine wichtige Trägerin von Stabilität, Fortschritt und Wohlstand. "In der vorbildlichen Erfüllung ihrer eigentlichen Aktivitäten - und zwar in ökonomischer, innovativer und moralischer Hinsicht - erweist Ihr Unternehmen dem System der Marktwirtschaft einen grossen Dienst", so Roth. Die Fabrik begann 1834 mit 15 000 Spindeln; 1869 betrug die Spindelzahl bereits 53 000. 1868 erfolgte durch den Bau einer Weberei in Triesen im FŸrstentum Liechtenstein der Sprung in den österreichisch-ungarischen Wirtschaftsraum. Ab 1875 verlor die Glarner Textildruckerei immer mehr an Bedeutung, was eine Anpassung im Artikel-Sortiment erforderte: In der Spinnerei erfolgte der Ausbau der KŠmmerei, in der Weberei wandte man sich der Herstellung von Feingeweben zu, die in der Stickerei

*Irene Hunold Straub, Pressebeauftragte der GlarnerHandelskammer