Ergreifende Botschaft für den weltumspannenden Frieden

Mit einem musikalischen Vorhaben, das einer zeitaufwendigen und sorgsamen Einstudierung bedurfte, befassten sich der Konstanzer Kammerchor, der Glarner Madrigalchor und der St. Galler Kammerchor mit ihren musikalischen Leitern Michael Auer und Niklaus Meyer und die für die Aufführungen in Konstanz, Glarus und St. Gallen verpflichtete Südwestdeutsche Philharmonie, Konstanz.



Ergreifende Botschaft für den weltumspannenden Frieden

Dass alle Texte in hebräischer Sprache gesungen wurden, stellte für die drei Chöre und die solistisch auftretenden Manuel Walser (Bariton) und David Rother aus der Schule der Aurelius Sängerknaben Calw eine enorme Herausforderung dar. Dass alles so hervorragend ganzheitlich interpretiert und mit langem, anerkennendem Beifall verdankt wurde, war der mehr als verdiente Dank für das Konzert, wie es in der stark besetzten Stadtkirche am vergangenen Sonntag angeboten war.

Zwei Werke für den Frieden waren angekündigt – für einen Frieden, der alle Völker vereinen soll und dessen Aufbau und Durchsetzung dringend notwendig ist. Auch wenn dieser Wunsch wohl eine Illusion bleibt, muss er bestehen und alle weltlichen und politischen Stürme überdauern. In der ergreifenden Ganzheit der beiden Werke und mit den Texten kam diese berechtigte Forderung nachhaltig, voller Wucht, Klarheit, auch demütiger Bescheidenheit, Anmut und Eleganz zum Tragen.

Ernest Bloch, 1880 in Genf geboren und 1959 in den USA verstorben, komponierte die in fünf Teilen gehaltene Sabbatvormittag-Liturgie Avodath Hakodesh für Bariton, Chor und Orchester im Jahre 1933. Das Werk zeichnet sich durch eine innere Schönheit und Kraft, tiefe Frömmigkeit und erhabenen Glanz aus. Bloch erhielt den Auftrag im Jahre 1927 von einem Freund, diese jüdische Liturgie zu vertonen. Die Arbeit erfolgte über Jahre hinweg in Blochs Haus, hoch über dem Luganersee. Der verwendete Text stammt grösstenteils aus dem Alten Testament. Vieles kommt in der christlichen Liturgie ebenfalls vor. Das Werk offenbart Leidenschaftlichkeit, Macht, Kraft, Weckrufe, Hinwendung zum innigen Gebet. Es werden viele Emotionen angesprochen, mit Klängen, innig-wuchtiger Dynamik, ungewohnten Harmonien, stark wechselnden Tempi, enorm fordernden Texten. Dies zu einer überzeugenden, beseelten Ganzheit werden zu lassen, ist enorm fordernd. Manuel Walser war gar überzeugend, stimmungs- und stimmstark, voller Beseeltheit, innerer Ruhe und beeindruckender Ausstrahlung. Er trug seine Botschaft in den weiten Raum der Kirche.

Das Orchester begleitete mit hohem Einfühlungsvermögen und ausdrucksstarker Reife. Die Chorgemeinschaft sang mit bewunderungswürdiger Intensität und Sicherheit, hoher Präsenz. Niklaus Meyer leitete so überzeugend, alle Nuancen erfassend, fordernd und mit grosser, innerer Reife.

Die Chichester Psalms von Leonard Bernstein (1918 – 1990) entstanden 1965. Geschrieben sind die drei Teile für Knabensolo, Chor und Orchester. Bernstein ist der Sohn jüdischer Einwanderer. Weltweit bekannt wurde er gewiss mit der «West Side Story». Die in drei Sätzen geschriebenen Psalmen waren einst Auftragswerk für ein Musikfestival. Das Werk beginnt mit einer Lobpreisung, offenbart stille, festliche Freude und besticht durch Tanz und Verspieltheit und eine zuweilen gar anmutige Leichtigkeit. Die Weiterführung ist bezaubernd, innig, durchsetzt mit stillem Glanz, wechselreichem Gesang und zuweilen kecken instrumentalen Sequenzen. David Rother gestaltete seinen Part mit inniger, ergreifender Klarheit, weit strahlender Ruhe und Erhabenheit. Die grosse Chorgemeinschaft und das enorm überzeugende und klangstark mitgestaltende Orchester leitete Michael Auer mit spürbarer Intensität.

Das Begegnen mit einem Kulturgut aus vielleicht ungewohnten Zeitspannen geriet beglückend, erfüllend, weckte gegenüber den Interpretierenden Dankbarkeit, dass man sich mit derart Forderndem so intensiv befasst hatte, dass es zu einem innigen, bewegenden Erleben kam.